Unendlich dankbar

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Hallo meine lieben Leserinnen und Leser,

hoffentlich hattet ihr ein schönes Wochenende.
In dieser kleinen Erinnerung ist Christian 17 Jahre alt.
Wie immer wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen und bin gespannt, was ihr von dieser kleinen Erinnerung haltet.

Grüßle Ina
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3. Juni


Warm scheint die Sonne auf meinen Rücken.
Sie tut mir gut ... ist angenehm.
Ich habe die Augen geschlossen und sitze auf der roten Decke in unserem Garten. Höre dem fröhlichen Gesang der Vögel zu... und auch Mias Stimme.
Sie redet über ihre Familie.
In der Schule müssen sie im Deutschunterricht darüber reden... über ihre Familie... über ihr zu Hause.
Mia kann leicht über ihre Familie reden... ich nicht.
Meine leibliche Mutter kenne ich noch... Mia hat ihre echte Familie nie kennengelernt... niemals. Sie weiß nichts über sie... gar nichts... was auch besser so ist, denn so kennt sie nur das sorgenlose Leben bei Milliardärs-Familie Grey und sonst nichts.
Mia hat es so gut... wie gerne würde ich die ersten drei Jahre meines Lebens auslöschen. Wie gerne würde ich vergessen. Doch ich kann es nicht.
Noch immer verfolgt mich der böse Mann in meinen Albträumen... kommt mich jede Nacht aufs Neue besuchen.
Der Gedanke an ihn lässt mich schaudern.
Auf einmal ist mir ganz kalt... auch die warme Sonne kann mich nicht mehr wärmen.
Niemand kann meine düsteren Erinnerungen vertreiben.
Einfach niemand.
Grace und Mia, manchmal auch Carrick und Elliot ... sie schaffen es für eine Weile, aber ganz schaffen sie es nicht, die düsteren Schatten aus meinem Leben zu vertreiben... auch wenn ich mir das aus tiefstem Herzen wünsche, dass sie für immer verschwinden sollten.
Sie tun es nicht.
Leider.
Ach verdammt!
Manchmal schafft Elena es, die düsteren Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben, aber das gelingt ihr auch nur für einige Minuten... manchmal, aber eher selten, auch für einige Stunden....
„Es ist wirklich sehr schön geworden, muss ich schon sagen", vernehme ich auf einmal eine mir nur allzu bekannte, melodische Stimme.
Elena.
Elena Lincoln.
Sofort öffne ich meine Augen.
Und tatsächlich erblicke ich die Blondine.
Die Frau steht neben Grace auf der Terrasse unserer Villa.
Gespannt versuche ich zu lauschen, höre jedoch nicht, worüber sich die beiden unterhalten. Ich bin zu weit entfernt. Schade.
Grace und Elena sind gute Freunde.
Sie verstehen sich gut. Streiten habe ich die beiden noch nie gesehen.
Oft gehen sie ins Caféhaus, Einkaufen oder zusammen ins Theater.
Mom mag Elena und Elena sieht Grace als eine gute Freundin.
Ich kann nicht anders als sie einfach nur anzuschauen.
Starren ... trifft es wohl eher.
Grau trifft auf blau.
Elena sieht glücklich aus.
Ein Lächeln huscht über ihre Lippen.
Sie hat mich bemerkt.
In meinem Magen flattern die Schmetterlinge um die Wette.
Meine düsteren Gedanken von eben sind fort... haben Flügel bekommen und sind davongeflogen.
Seelig lächle auch ich.
„Hörst du mir eigentlich zu?"
Mias kindliche Stimme dringt an meine Ohren.
Kurz zucke ich zusammen... wende schnell den Blick von Elena und Grace ab und schaue zu Mia. Kritisch betrachtet das kleine Mädchen mich.
„Natürlich", antworte ich schnell und sage ihr, dass sie weiterreden kann.
Es ist eine Mischung aus Englisch und Deutsch, als mir Mia erklärt, dass sie schon längst mit ihrer Präsentation für die Schule fertig ist und ich es bemerkt hätte, wenn ich ihr zugehört hätte.
„Und du solltest Englisch und Deutsch nicht mit einander mixen Mia!"
Auch wenn meine Stimme etwas lauter geworden ist, klingt sie dennoch freundlich. Auf Mia kann ich nie so richtig wütend sein. Ich weiß nicht warum, aber die Kleine hat etwas an sich, das mich meinen ganzen Zorn wieder vergessen lässt.
Das kleine Mädchen mit den kohlrabenschwarzen Haaren senkt den Blick... sie schaut auf die dunkelrote Decke im grünen Gras.
„Sorry... ich werde mich bemühen es zu vermeiden."
Ich nicke.
„Kann ich es dir nochmal erzählen?"
Abermals nicke ich... lege meine Hände in den Schoß und lausche gespannt.
„Hallo", höre ich Mia fröhlich mit ihrer kindlichen Stimme in deutscher Sprache sagen, "mein Name ist Mia Grey. Ich lebe mit meiner Familie in Bellevue in Seattle und in meiner Freizeit spiele ich besonders gerne Cello."
Ihre Stimme ist selbstbewusst. Mia weiß immer was sie sagen will.
Sie ist eine liebenswerte Nervensäge – meine liebenswerte Nervensäge – und eine indiskrete Plaudertasche... ist meistens stürmisch, überschwänglich und immer voller Begeisterung. Mia verfügt über eine liebenswerte Aufdringlichkeit, die mir manchmal wirklich auf die Nerven geht, aber das ist okay. Mia ist ja meine Schwester. Manchmal ist die Kleine sogar sehr direkt... sagt immer, was ihr gerade durch ihr Köpfchen geht. Hin und wieder ist das gut, aber manchmal eben auch ganz und gar nicht, weil sie so viele von Elliots Freunden vergrault. Aber ich mag sie dennoch... meine kleine Schwester....
Sie macht mein Leben bunter... erfüllt meine graue Welt mit Farben... und dafür bin ich ihr unendlich dankbar.

MEMORIES - Fast vergessene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt