Zuhause bei Oma Trevelyan-Grey

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Schönen Nachmittag meine Lieben,


hier ist wieder mal eine kleine Erinnerung von Christian. Grey ist 13 Jahre alt.
Viel Freude beim Lesen!

Grüßle Ina

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Kleiner Tipp: Ja, die meisten von euch wissen, was jetzt kommt... :) dieser Outtake ist in der Mitvergangenheit geschrieben. :)
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„Bitte, Kinder, jetzt seid doch zumindest etwas gut gelaunt, wenn wir das Haus betreten."
Graces Stimme klang enttäuscht.
„Bin ich ja", strahlte Mia, während Elliot nur zerknirscht nickte.
„Christian?"
Jetzt schaute Mom mich an.
„Hmh", murrte ich nur, wobei ich jetzt schon wusste, dass ich meine schlechte Laune nicht einfach wegzaubern konnte. Ich hatte wieder einmal einen Test in Mathematik verhauen.
Frustriert seufzte ich und schlug die Autotür des schwarzen BMWs zu, ehe ich Mom und meinen beiden Geschwistern folgte. Carrick bildete den Schluss und ging hinter mir her.
„Das wird schon wieder, Junge", hörte ich ihn zuversichtlich sagen.
Klar, er wollte mich aufbauen... mir sagen, das alles wieder gut werden würde.
So wie jeder Vater das seinem Kind sagte, wenn es glaubte, mit seinem Leben völlig überfordert zu sein.
Ich blieb stehen und fragte Dad sogleich, was er denn eigentlich meinte.
„Schule und alles drum herum", beantwortete er nur knapp angebunden meine Frage.
Ich nickte, während ich gleichzeitig hoffte, dass Carrick Recht behielt. Ich wollte doch auch, dass sich alles wieder einrenkte, aber irgendwie klappte es nicht... auch wenn ich es versuchte. Es funktionierte einfach nicht. Es funktionierte gar nichts!
Innerlich völlig zerstreut und von außen hin halbwegs gelassen, betrat ich nach Grace und meinen Geschwistern das Haus meiner Großeltern.


Kaum drinnen angekommen, wurde ich auch schon umarmt.
Oh je!
‚Nimm deine Pfoten da weg!'
Hilfesuchend schaute ich Mom an.
„Mutter", tadelte Grace, „wie oft habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass Christian nicht so begrüßt werden will."
„Ach Grace", meinte diese nur gelassen, „du solltest die Dinge nicht immer so streng sehen. Hallo, mein Lieber..." Und dann drückte sie mir auch schon ohne Vorwarnung einen Küsschen rechts und ein Küsschen links auf die Wangen.
Fuck.
Hilfe!
Ich wollte schreien. Sie von mir stoßen... davonlaufen.
‚Hör' sofort auf, mich mit deinen Küssen vollzuschlatzen! Lass das!'
„Oma", brachte ich nur atemlos hervor und setzte gezwungen ein Lächeln auf.
Sie erwiderte es freundlich, ehe sie sich endlich von mir abwandte. Ich hatte sowieso keine Lust mehr auf diesen ganzen Bussi-Bussi-Mist.


Leise und mit schnellen Schritten stahl ich mich davon, während Oma hinter mir Carrick begrüßte. Auf dem Weg ins Esszimmer rieb ich mir mit meiner Hand über die Wangen. O man, wieso musste Oma mich immer abknutschen. Das hielt ja keiner aus! Händeschütteln, das hätte mir definitiv gereicht.
Als ich das geräumige Esszimmer betrat, erblickte ich Mia und meinen Bruder. Elliot saß bereits am Tisch und wartete auf das Mittagessen, während Mia versuchte auf einen der Hocker der Minibar zu klettern. Zügig kam ich auf die Kleine zu.
„Soll ich dir helfen?", fragte ich höflich.
Meine kleine Schwester nickte. Etwas enttäuscht darüber, es nicht aus eigener Kraft geschafft zu haben.
„Okay...", sagte ich leise vor mich hin, als ich die Hände ausstreckte und meine Schwester hochhob. Behutsam setzte ich sie auf den mit dunkelroten Leder bezogenen Barhocker ab.
„Danke." Mias kindliche Stimme war erleichtert.
„Immer wieder gerne", erwiderte ich, dann drehte ich mich um und erblickte Elliot, der uns beide mit seinen babyblauen Augen ganz genau beobachtete. Sofort fühlte ich mich unwohl. Mich mit seinen Augen zu durchbohren... das hatte er schon immer besonders gut gekonnt.
‚Scheiß Elliot, was schaust du so? Kannst du es nicht ertragen, wenn ich Mia helfe.. oder was?'
Finster blickte ich zurück.
Graue Augen gegen Blaue.
„Alles okay, bei euch?", kam es nach einigen Sekunden der Stille von Mia.
„Ja", knurrte Elliot, erhob sich trotzig vom Tisch und verließ den Raum. Vermutlich ging er zu Grace und den anderen. Ob er sich bei ihnen über mich beschwerte? Wenn ja, würden womöglich bald alle hier im Esszimmer stehen, mich anglotzen und zu dem Schluss kommen, dass ich wieder mal der Bruder war, der eifersüchtig auf den 'ach so netten' Elliot war.
Sauer knirschte ich mit den Zähnen.
Eines war mir immerhin klar: Sobald ein ganzes Himmelfahrtskommando hier anrückte, würde ich es wissen.
„Wo geht er hin?", fragte Mia und schaute mich fragend an.
Ich zuckte mit den Achseln. Was kümmerte es mich?
„Keine Ahnung", ließ ich die kleine Mia nur säuerlich wissen. ‚Was geht es mich an!'
„Aha", kommentierte meine Schwester und dann betraten auch schon Oma und die anderen den geräumigen Raum. Elliot und Carrick konnte ich nicht unter den Anwesenden ausmachen. Bestimmt beklagte sich mein Bruder über was auch immer bei Dad.
„Christian", erlangte Mia letztlich wieder meine Aufmerksamkeit.
„Hmh?" Ich drehte mich zu ihr herum.
„Komm mal her. Ich will dir was sagen."
„Sag's mir doch so", konterte ich.
„Nein, komm her", meinte Mia, nicht bereit von ihrem Standpunkt hinunter zu gehen, „bitte..."
Abwartend blickte mich Mia mit ihren großen Augen an.
„Na schön", gab ich mich murrend geschlagen und kam näher an meine Schwester heran.
Hinter mir verschwanden Oma und Grace in die Küche, aus der bereits schon ein guter Duft herausströmte. Hmh... lecker. Essen. Langsam bekam ich Hunger. Und ich war mir ziemlich sicher, dass es da meinen beiden Geschwistern nicht anders erging. Aber im Gegensatz zu Mia und Elliot war HUNGER etwas, das ich nie lange zuließ und ich hatte nicht vor, mir das zur Gewohnheit zu machen.
„Grace", vernahm ich Oma, „du muss nicht..."
„Ach, quatsch Mutter. Ich helfe."
Das war typisch Mom. Grace half immer. Egal wo.
Mir hatte sie damals auch geholfen. Genauso wie sie Elliot und Mia geholfen hatte.
‚Oh Mom, du hast eine so gute, reine Seele.'
„Du musst noch näher kommen."
„Was?" Fragend und etwas verdutzt blicke ich Mia an.
„Ich wollte dir was sagen", ergänzte meine Schwester und half mir so wieder auf die Sprünge.
Ach ja, genau.
‚Okay, also dann.'
Ich näherte mich der Kleinen, die noch immer auf dem Barhocker saß, noch ein Stückchen.
Jetzt waren unsere Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt.
„Soll ich dir was verraten?", fragte Mia flüsternd.
Alles klar, sie wollte Spielchen spielen. Na dann, los.
„Ja", wisperte ich darum gespenstisch leise zurück.
Meine kleine Schwester kam noch näher an mich heran.
„Ich habe dich lieb, Chrissy", flüsterte sie mir ins Ohr.
Ich nickte.
„Ich auch", entgegnete ich genauso leise, wobei ich wusste, dass sie Elliot auch genauso lieb hatte wie mich. Mia lächelte, ehe ich mich von ihr entfernte und mich wieder aufrichtete.
„Was gibt es denn da zu tuscheln?", fragte Grace, als sie den Raum mit einem großen silbernen Topf in ihren Händen betrat
Oma hatte bestimmt Suppe gekocht. Ob es wohl eine ihrer besonderen Cremespezialitäten war?
Wie auch immer. Eines war auf jeden Fall gewiss: Omas Essen schmeckte immer gut. Sehr gut sogar.
Ob alle Omas auf dieser Welt so gut kochen konnten?
Vermutlich. Aber ehrlich gesagt, wusste ich es nicht. Denn Freunde, die ich hätte fragen können, hatte ich keine...
„Essen", Mias quickend freudige Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Das schwarzhaarige Mädchen rutschte vom Barhocker. Sie landete sicher mit ihren zwei Füßen auf dem Boden.
Über Moms Gesicht huschte ein Grinsen, als sie den Topf auf dem Tisch abstellte. Während ich noch immer tatenlos im Raum herumstand, machte es sich Mia auf der Bank bequem.
Grace huschte wieder in die Küche.
„Wo ist eigentlich Faye?", fragte Mom.
„Die hat Urlaub", vernahm ich Oma.
Faye war Omas Haushälterin und half eigentlich immer wo es ging. Sie war sozusagen "Mädchen für alles".
„Und da willst du dir keine Vertretung holen?", vernahm ich Mom mit bedenklicher Stimme, „Mutter!" Ihr letztes Wort klang beinahe schon empört.
„Ach", meinte Oma nur, „Theodore und ich schaffen das ganz gut alleine und außerdem gibt es ja dann noch die wundervollen Besuche meiner Tochter, deren Ehemann und Kinder, die mir ab und zu unter die Arme greifen."
Ich hörte Grace lachen, ehe Oma aus der Küche kam.
„Du, Oma", fragte die kleine Mia, „wo ist eigentlich Opa?"
„Der ist draußen bei den Apfelbäumen", antwortete diese, während sie den Wasserkrug auf dem Tisch platzierte.
„Ich hole ihn", erklärte Mia freudig und war schon aus dem geräumigen Raum geflitzt, um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Es dauerte jedoch keine zwei Minuten, da war sie wieder da.
„Das war ja mal schnell", lobte ich Mia und blickte auf, bemerkte jedoch keinen Opa.
Geknickt ließ Mia sich auf die Bank fallen.
„Ich habe ihn gar nicht holen müssen. Er war schon da. Kam mir entgegen."
Auf ihre Aussage hin nickte ich nur und gesellte mich zu ihr an den Tisch.
„Mach dir nichts draus", ermutigte ich sie, „das nächste Mal holst du ihn."
„Sicher?", hakte die kleine Mia nach.
Bestätigend nickte ich.
„Gans sicher."
Und dann gesellte sich auch schon Grace zu uns.
„Nanu", bemerkte Mom, „Mäuschen, ich dachte du wolltest Opa zum Essen holen?"
„Wollte ich ja auch", klagte Mia, „aber Elliot und Dad haben ihn schon geholt."
Grace lächelte. „Das nächste Mal holst du ihn, okay?"
Mia nickte und dann betrat auch schon Opa, gefolgt von meinem Bruder und Dad das Esszimmer.
Meine kleine Schwester stand auf, flitzte zu dem älteren Herren und fiel ihm stürmisch um den Hals. „Opa!", quickte sie überglücklich und strahlte wie ein Honigkuchenpferd, während dieser auflachte und sie mit seinen starken Armen hoch in die Luft hob.
Mia lächelte erneut... wirkte überglücklich und ich beneidete sie darum. Wie gut sie es doch hatte. Wie gut man es generell haben musste, keine Angst vor langen Berührungen zu haben...
Zaghaft erhob ich mich nun ebenfalls, um Graces Vater zu begrüßen.
Ich war froh, dass er mir nicht links und rechts ein Küsschen gab und war noch glücklicher, als er mich nicht einmal in den Arm nahm. Wir schüttelten uns lediglich die Hände... und für mich war das okay.
Der alte Mann lächelte... war froh mich zu sehen. Mir erging es nicht anders. Ich mochte Opa. Er war ein toller Mensch, genauso wie der Rest meiner Familie.
Wie froh ich doch war sie alle zu haben... auch wenn wir manchmal unterschiedliche Ansichten haben. Aber im Grunde genommen war ich froh... froh sie alle zu haben.
Und jetzt im Moment war ich froh, zu Hause bei Oma-Trevelyan zu sein. Zusammen mit ihnen allen am Esstisch zu sitzen und warme Suppe zu löffeln. Hmh, Omas Essen war wirklich besonders lecker. Mein Bauch wurde gefüllt. Der erste Anflug von Hunger gestillt. Während ich schluckte und immer schön brav einen Löffel Suppe nach dem anderen in den Mund schob, war ich noch immer froh hier zu sein... und diesen einfachen Moment, ganz ohne Streit und Probleme, zu genießen. Kraft tanken... und einfach mal ausruhen ... zu Hause bei Oma-Trevelyan konnte man das wirklich gut.



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Na, wie hat euch das Oma-Kapitel gefallen? Ich hoffe doch, es war ganz passabel... :)
Habt noch einen schönen restlichen Freitag!

Eure Ina

MEMORIES - Fast vergessene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt