Gespräche (Teil 8)

57 3 0
                                    

Hey ihr Lieben,

hier ist Teil 8. Christian Grey ist natürlich noch immer 14 Jahre alt.
Grüßle und viel Spaß beim Lesen!

Ina
________________________



Als alle zu Ende gegessen haben, macht sich Mom ans Tischabräumen.
„Elliot", sagt Grace, als sie gerade die Reste des Abendessens im Kühlschrank verstaut, „könntest du Mia ins Bett bringen?"
„Kann Christian das nicht machen", kontert mein Bruder, „ich müsste meinen Bericht hier noch fertigschreiben." Grace schließt die Tür des Kühlschranks.
„Das geht nicht", erklärt sie, „Carrick, dein Bruder und ich haben noch etwas zu besprechen."
Elliot verdreht nur die Augen.
„Könnt ihr das nicht wann anders erledigen? Morgen zum Beispiel, ist auch noch ein Tag."
„Dessen bin ich mir sehr wohl bewusst Elliot", lässt Mom den blondhaarigen Jungen, der über sein Heft gebeugt ist, wissen.
„Na dann, ist ja alles klar", murmelt mein Bruder und zückt erneut seinen Füller.
Grace räumt den Geschirrspüler ein.
Mia packt ihre Schultasche für morgen, dann verschwindet sie in ihr Zimmer, vermutlich um sich umzuziehen. Carrick geht in sein Arbeitszimmer und ich, ich bleibe einfach am Tisch unter dem hellen Kronenleuchter sitzen und beobachte.
Elliot ist noch immer fleißig am Schreiben.
Irgendwann stöpselt er den Stift zu und verstaut sein liniertes Heft im dunkelblauen Rucksack.
„So fertig", sagt mein Bruder zufrieden, dann wendet er sich an Mom, die gerade den Geschirrspüler einschaltet.

„Soll ich Mia jetzt noch ins Bett bringen?"
Mom kommt zu uns hinüber und ehe sie dem blondhaarigen Jungen seine Frage beantworten kann, kommt schon die kleine stürmische Mia in Affengeschwindigkeit zu uns in den Raum geflitzt.
„Ich bin bettfertig, Mommy!", erklärt sie strahlend, „Ich habe mir die Zähne geputzt, mich gewaschen, meine Haare sind gekämmt und ich habe mir meine Klamotten für morgen bereitgelegt."
Grace lächelt, während sich Elliot wieder an den Tisch setzt.
„Sehr gut Mäuschen", lobt sie liebevoll.
„Ich sag Papa noch gute Nacht", lässt Mia mit ihrer kindlichen Stimme verlauten, ehe sie sich umdreht und davonläuft. Ich blicke ihr hinterher. Ihr weißes, edles Kleidchen, das Carrick ihr einmal von einer seiner Geschäftsreisen mitgebracht hat, steht ihr ausgezeichnet. Eigentlich glaube ich, dass Mia alles tragen kann. Selbst mit einem braunen Sack würde sie noch immer einfach nur umwerfend süß darin aussehen.


Ihre kleine Hand in seiner, betritt Carrick letztlich wieder unser Esszimmer.
Mia gähnt. Grace schaut zu meinem Bruder. Dieser nickt sofort.
„Komm Mia", sagt Elliot, als er auf Dad und die Kleine zukommt, „wir gehen schlafen."
Augenblicklich lässt Mia die Hand von Carrick los.
„Kann Christian mich nicht zu Bett bringen?" Hilfesuchend blickt die Kleine mich an.
„Carrick, er und ich müssen noch etwas bereden, Mäuschen", lässt Mom meine kleine Schwester wissen. Diese nickt nur, aber ich kann ihr ihre Enttäuschung deutlich ansehen.
Nicht traurig sein Mia. Morgen lese ich dir wieder Geschichten vor, versprochen.'
Gequält blicke ich meine kleine Schwester an.
„Schade", sagt sie geknickt, dann kommt sie auf mich zu und schaut mich mit ihren großen Augen an „liest du mir morgen wieder weiter vor, du musst mir 'Das kleine Chaosmonster' noch zu Ende lesen."
„Natürlich", verspreche ich und kann nicht verhindern, dass ein Grinsen über mein Gesicht huscht.
Mia lächelt ebenfalls, dann kommt sie auf mich zu gerannt und wirft sich ohne Vorwarnung in meine Arme. Oh je!
Sofort spannt sich jeder einzelne Muskel in meinem Körper an.
Stumm sitze ich da und warte, bis sie sich wieder von mir löst, aber das tut sie nicht.
„Ich hab dich lieb", flüstert die kleine Mia und mir bleibt bei ihren Worten vor Schreck bei nahe das Herz stehen.
„Ich mag dich auch", entgegne ich lächelnd und streichle ihr sanft über ihre Schulter, „Gute Nacht, Mia."
Meine Schwester löst sich von mir.
„Gute Nacht, Chrissy", sagt sie, ehe sie gähnen muss.
„Gute Nacht Mommy und Daddy."
Grace lächelt liebevoll und beinahe kann ich die mütterliche Wärme spüren, die sie ausstrahlt. Mein Bruder erhebt sich vom Tisch. „Komm ich trage dich rüber", sagt er an Mia gewandt, doch diese schüttelt entschieden ihren Kopf. „Nein, schon okay", lässt sie Elliot wissen, „ich schaffe das. Ich gehe."
Warum sie sich von Elliot nicht tragen lässt? Ich erinnere mich an letzte Woche. Bei mir ist es kein Problem gewesen sie bis in ihr Zimmer zu tragen. Warum sie es Elliot verwehrt?
Ob es aus demselben Grund ist aus dem Mia mich als Einzige, aus der Familie berühren darf oder Dinge fragen darf, die sich sonst keiner zu fragen traut? Es gibt nur eines, das ich vor Mia fernhalte, und das ist meine Vergangenheit.
Ach, wie gerne ich der Kleinen heute statt Elliot vorgelesen hätte, aber ich muss hier bleiben und mit meinen Eltern reden. Na klasse.
Reden ist noch nie eine meiner Stärken gewesen. Es ist genauso wie mit dem warten. Beides ist einfach unausstehlich. Beides hasse ich.
Mürrisch blicke ich meinen Geschwistern hinterher, dann schließ sich die weiße Holztür zum Schlaftrakt und die beiden sind verschwunden.

„Also", erlangt Carrick meine Aufmerksamkeit und ich mache mich gleich auf eine Anwaltspredigt seinerseits gefasst. Aber die kommt nicht. Er eröffnet nur unser kleines Schwätzchen und überlässt dann Mom das Reden. Grace räuspert sich, ehe sie Dad erzählt, dass ich heute nicht in der Schule war und dass sie mich gestern verletzt vor unserer Haustür vorgefunden hat. Augenblicklich muss ich an Tony denken. Was er jetzt wohl gerade macht?
Carrick nickt, dann schaut er mich an und fragt woher ich meine Verletzungen habe.
Ich bleibe Stumm, schweige wie ein Grab.
Darin bin ich Meister.
„Schatz", versucht es jetzt Mom, „rede doch bitte mit uns. Woher hast du diese Verletzungen?"
Ich schlucke.
Ich kann es meinen Eltern einfach nicht sagen.
Und genau aus diesem Grund entscheide ich mich für eine Lüge. Eine Notlüge.
Ich schiebe es auf Simon und verrate meinen Eltern nichts von den anderen beiden Jungs.
„Simon aus der Schule?", hakt Carrick nach.
Er glaubt wohl, dass ich mich wieder einmal mit ihm geprügelt habe. Was ja irgendwie in gewisser weiße sogar stimmt.
Ich nicke.
„Okay, das geht zu weit", Moms Stimme ist empört, „ich werde mit deinem Klassenvorstand reden?"
Sofort erhebe ich mich von meinem Stuhl.
„Nein Mom", augenblicklich ist meine Stimme lauter geworden, „bitte nicht."
Die Gesichter meiner beiden Eltern sind nun fragend.
„Warum?", will Carrick von mir wissen, während mir Mom andeutet mich wieder auf meinen Stuhl zu setzen. Ich gehorche und nehme brav Platz.
„Bitte, lasst mich das alleine regeln."
Grace hebt eine Augenbraue und blickt mich erwartungsvoll an.
„Du hast doch selbst gesagt, dass ich endlich mal Verantwortung für meinen Blödsinn übernehmen soll", ergänze ich und hoffe auf Moms Einsicht.
Diese nickt.
„Da hast du Recht, Christian", stimmt sie mir zu.
„Also, lass mich das bitte regeln, okay?" Abwartend blicke ich Mom mit meinen grauen Augen an.
Carrick lehnt sich zurück und überlässt das Reden seiner Frau.
„Gut", sagt sie dann. Mir kommt es so vor, als ob es Grace große Überwindung kostet dieses eine Wort über die Lippen zu bringen.
Carrick nickt.
„Sehr gut", meint er, „Schatz, gibt es sonst noch etwas zu besprechen?"
Grace schüttelt den Kopf.
Carrick muss gähnen.
„Also", ergreift er das Wort, „ich würde sagen, dann gehen wir jetzt alle schlafen. Der Tag war heute ziemlich lang."
Zustimmend nickt Grace.
Und mir fällt ein Stein vom Herzen. Aber es gibt noch etwas, dass ich unbedingt loswerden muss.
„Mom", leise verlässt das Wort meine Lippen, aber Grace hört es.
Bevor die beiden verschwinden muss ich ihnen das noch sagen. Unbedingt.
Fragend und abwartend zugleich blickt mich Grace an.
Carrick nippt an seinem Glas Wein.
„Ich mag dich", verlassen die drei Worte meine Lippen, „euch beide."
Dad grinst.
„Und du hast uns nicht lieb?", hakt Grace amüsiert nach.
Nun muss ich lächeln.
„Ich mag euch", wiederhole ich erneut.
Carrick lacht.
„Gute Nacht, Junge."
Ich nicke.
„Ja, gute Nacht."
Grace entlocke ich ein Lächeln.
Ich erhebe mich von meinem Stuhl, drehe mich um und verschwinde in mein Zimmer. ...


Fortsetzung folgt ...


________________________

Die Geschichte „Das kleine Chaosmonster" gibt es übrigens wirklich:

- Fanfiktion.de: Das kleine Chaosmonster von Florella in der Kategorie Kinderliteratur

- Youtube-Hörspiel: Kurzgeschichte - Das kleine Chaosmonster

MEMORIES - Fast vergessene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt