Einsam

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Hallo meine Lieben,
in dieser kleinen Erinnerung ist Christian vier Jahre alt. Und damit wünsche ich euch schon viel Spaß beim Lesen!
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Zitternd schmiege ich mich an dich.
Du hast mich im Arm.
Mir ist kalt.
Deine Lippen bewegen sich. Du sprichst zu mir.
Ich kann dich jedoch nicht verstehen.
Habe noch nicht gelernt wie man spricht.
Du redest sanft... deine Stimme ist beruhigend.
Sag mir, was du meinst!
Weißt du, warum es hier so dunkel ist?
Ich will nach Hause, es ist schon spät.
Ich bin müde... will schlafen gehen.
Bist du nicht auch müde, Mommy? So müde wie ich?
Warum sind wir weggelaufen und gehen jetzt durch die dunklen Straßen?
Kannst du mir sagen, wo wir sind oder wo wir hingehen?

Ich erblicke einige Leute.
Sag, weißt du, wo sie hinlaufen, Mommy?
Und ist unser Weg noch weit?
Oh, ich bin müde.
So unendlich erschöpft.
Du streichst mir sanft über den Rücken... dann setzt du dich nieder... auf eine Bank im Park. Ich strecke meine kleine Hand aus.
Berühre dich an der Wange. Deine Haut ist kalt und nass.
Mommy, sag warum du weinst.

Will doch unbedingt wissen warum du traurig bist.

Ich schaue nach oben in den Himmel.
Er ist schwarz. Pechschwarz.
Kann keine Sterne in ihm sehen.

Wo sind sie hin? Sonst sehe ich sie ja auch.

Nennt man den hellen Punkt am Himmel Mond?

Was ist dort vorbeigefolgen?

Und warum friere ich so sehr?

Warum schlägt dein Herz so schnell?
Wieso wird es dort hinten hell?
Wo kommt dieser Donner her?

Ich schaue dich an.
Du wirkst traurig und verlassen.
Oh Mommy, du bist nicht allein.
Ich bin da.

Und zusammen sind wir zwei.

Mommy ich liebe dich.
Aber warum Mommy.. warum sind wir hier?
Noch immer blicke ich dich mit meinen grauen Augen an.
Traurig nimmst du meine Hand von deinem Gesicht und sprichst zu mir.
Was sagst du?
Ich kann dich nicht verstehen... auch wenn ich das so gerne möchte.
So unendlich gerne.

Aber ich weiß nicht, wie man spricht.
Habe doch noch nicht gelernt, wie man Worte benutzt.
Du wirkst ängstlich.
Mommy warum nur?
Warum bist du nicht glücklich?
Wie gerne will ich, dass es dir gut geht.
Dass es uns gut geht.
Doch halt, was ist jetzt!
Erschrocken blickst du auf.
Was siehst du?
Mommy?
Oh nein, ER ist wieder da.
Mommy, Mommy, mach doch was!
Der Mann!
Der Mann, er ist wieder hier.
Warum ist er wütend?
Und warum gehen wir mit ihm mit?
Steigen ins Auto ein?
Mommy warum?
Warum gehen die Lichter aus?
Ich kann kaum noch etwas sehen.
Sag, wieso müssen wir hier im Auto sitzen?
Warum gehen wir nicht nach Haus?
Ängstlich drücke ich mich enger an dich.

Habe solche Angst.
Mommy, wo bringt uns das Auto hin?
Warum weinst du?
In meinem Kopf sind so viele Fragen.

Nach einer halben Ewigkeit hält der Wagen.
Der Mann steigt aus. Öffnet dir die Tür.
Du verlässt mit mir auf dem Arm das Auto.
Zitterst am ganzen Körper.

Der Mann scheucht uns ins Haus.
Warum ist er so aufgebracht?
Mommy, weißt du es?
Ich habe Angst. Große Angst.
Hast du denn keine?
Beschütz mich doch!
Ich will keine Angst haben.

Mit einem lauten Knall fällt die Tür ins Schloss.

Mommy, sag, warum rast dein Herz so schnell?
Zieh nicht so an meiner Hand!
Wieso drückst du mich jetzt an die Wand?
Warum stellst du dich schützend vor mich?
Warum schlägt dich der Mann?
Mommy, ich liebe dich.
Dir darf doch niemand wehtun.
Ich sehe nur dein schmerzverzerrtes Gesicht.
Du weinst. Tränen fließen. Deine Tränen.
Verlass mich bitte nicht.
Mommy?
Warum sagst du denn nichts mehr?
Wieso sind deine Augen leer?
Sag, bin ich schuld?
Es tut mir Leid.

Ich liebe dich Mommy.
Du passt auf mich auf.
Mommy?
Mommy, sag doch was!
Aber du bist still.
Die Worte scheinen dich verlassen zu haben.

In meinem Magen bildet sich ein Kloss.
Ich versuche zu atmen, jedoch klappt es nicht.
Huste, schnappe panisch nach Luft, und dann...
... dann finde ich mich schreiend und schweißgebadet in meinem Bett wieder.

Zitternd setze ich mich auf und dann kommt auch schon Grace zur Tür hereingestürmt. Auf meinem Gesicht breiten sich rasend schnell und ohne jede Vorwarnung die Tränen aus.
Ich weiß nicht einmal warum... aber plötzlich weine ich.
Weine hemmungslos.
In meinem Inneren fühle ich mich leer.

Fühle mich verlassen.

Bin einsam.

MEMORIES - Fast vergessene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt