SIE GEHÖRT (zu) MIR

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In dieser kleinen Erinnerung von Grey ist er 24 Jahre alt.
Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen.

LG
Ina

Kleiner Tipp: Dieser Outtake ist in der Mitvergangenheit verfasst.
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September, 2007


Fast lautlos schlossen sich die Türen des Aufzugs.
Wieder einmal war es Montag... wieder einmal ein Arbeitstag. Nur das ich mir diesen Montagnachmittag freigenommen hatte, um mit Leila shoppen zu gehen. Das Mädchen hatte heute Geburtstag und ich hatte ihr den Wunsch, zusammen mit mir Shoppen zu gehen, einfach nicht abschlagen können. Leilas Hundeblick war man einfach hilflos ausgeliefert... genauso wie Mias Lächeln. Wenn meine kleine Schwester mich anlächelte, konnte ich ihr auch keinen Wunsch abschlagen. ‚Verdammt Grey, du hättest einfach nein sagen sollen. Morgen ist die Präsentation und du hast erst den Grundentwurf!' Ich atmete einmal aus, um mich wieder zu beruhigen. Ich würde mich einfach hinsetzen, wenn ich nach Hause kam und bis spät in die Nacht daran arbeiten. Basta. So schlimm war das auch nicht. In meiner Schulzeit war es immer etwas später mit meinen Hausaufgaben geworden und ich hatte es dennoch immer irgendwie rechtzeitig bis zum Abgabetermin geschafft. Ich würde das hier auch schaffen... ganz bestimmt. Irgendwie, würde ich das.
„Wo müssen wir als nächstes hin?"
Fragend blickte ich Leila mit meinen grauen Augen an.
Das Mädchen, drei Plastiktüten in den Händen, grinste. „Zu ‚MASIUS ON ART'."
„Und was gibt es da?", hakte ich neugierig nach.
Leila grinste breit. „Pinsel, Farben ... alles was mein Herz begehrt", gestand die Brünette mir lächelnd.
Ich nickte grinsend. Okay, also dann auf zu MASIUS ON ART.
Gemeinsam machten wir uns auf den Weg dorthin.

Der Ping des Aufzugs ertönte.
Die Türen des Fahrstuhls glitten beiseite und gaben den Blick auf sein Inneres preis.
Ich hob meinen Blick und dann ... bemerkte ich ihn.
Tony.
Seine schwarzen Haare, die helle Haut und die smaragdgrünen Augen hätte ich überall wiedererkannt. Ich schluckte. Was zur Hölle hatte er denn hier verloren?
Vermutlich dasselbe wie du, Grey', schoss es mir durch den Kopf, ‚Lass dir einfach nichts anmerken.'
Lässig lehnte Tony in der linken Ecke des Fahrstuhls. Er trug eine edle schwarze Weste, unter der ein weißes T-Shirt hervorlugte und eine beigefarbene Hose.
Einige Leute stiegen aus. Tony jedoch blieb im Inneren des Aufzugs. Vermutlich hatte er sein Ziel noch nicht erreicht und musste zu einer anderen Etage, genau wie Leila und ich.
Ich biss mir auf die Unterlippe, dann betrat ich mit Leila an meiner Seite den Aufzug.
Drückte den Knopf der Ebene, wo wir hinwollten.
„Grey?"
Scheiße.
Reiß dich zusammen Christian! Sei einfach freundlich, so wie zu deinen Kunden'
Selbstbewusst drehte ich mich zu Tony herum. „Ja?"
Nun breitete sich auf Tonys Gesicht ein Lächeln aus. „Du bist es wirklich", stellte er erfreut fest.
Ich konnte nicht verhindern, dass über mein Gesicht ebenfalls ein leichtes Grinsen huschte.
Ja, ich war es.
„Du scheinst ja in der Welt ganz schön was zu bewirken", drang Tonys Stimme bewundernd an mein Ohr.
Ich nickte. „Ja, was machst du denn so? Immer noch auf der Suche nach dem perfekten Job?"
Tony lachte.
„Die Suche hab ich aufgegeben, mein Freund. Ich arbeite jetzt freelance", ließ er mich wissen, „zusammen mit Jill... du erinnerst dich doch noch an sie ... oder?" Ich musste einen Moment überlegen, ehe mir wieder einfiel, wer Jill war. Das einzige Mädchen in unserer Gang... ja, das war Jill gewesen. Wie hatte ich sie nur vergessen können?
Na ja, vielleicht lag es daran, dass ich die Zeit mit der Gang generell in den hintersten Winkel meines Gehirns verdrängt hatte.
„Na sieh mal einer an. Wen haben wir denn da?", erlangte Tonys neugierige, tiefe Stimme meine Aufmerksamkeit. Mit einer Neugierde, die mir ganz und gar nicht gefiel, blickte der schwarzhaarige Junge mit der hellen Haut Leila interessiert an.
Seine smaragdgrünen Augen schienen das Mädchen regelrecht zu durchbohren.
Sie gehört mir', schoss es mir wütend durch den Kopf.
„Sie gehört zu mir."
Als die Worte meinen Mund verließen, war meine Stimme selbstsicher und klar.
Puh, das war ja mal knapp, Grey. Zum Glück ist dir noch das ZU dazwischen gerutscht... ansonsten wäre es komisch rüber gekommen', knurrte mein Unterbewusstsein mir still und leise entgegen.
Selbstbewusst straffte ich die Schultern.
„Ich heiße Leila ... Leila Williams", hörte ich die Brünette mit ihrer leisen, aber melodischen Stimme sagen.
Tony lächelte sein charmantes Lächeln und mich packte die blanke Wut.
„Leila Williams ... schöner Name. Ich bin Tony... ein alter Freund von Christian", ließ er meine Begleitung wissen.
Leila nickte und lächelte ebenfalls.
Fand sie Tony etwa nett?
Vermutlich.
Doch ich wusste es besser.
Tony war alles andere als nett.
Unter seiner freundlichen Fassade war er kriminell... das wusste ich, und zwar besser als jeder andere.
Sie durfte ihn nicht nett finden... ich war doch ihr Freund.
Sie gehörte doch mir.
Mir ... ganz allein. .. und sonst niemandem.
Das Ping des Aufzugs ertönte... die Türen glitten lautlos beiseite und gaben den Eingang frei.
„Also dann", hörte ich Tony mit einem Hauch von Bedauern in seiner Stimme sagen, „ich muss hier raus." Gallant stieß er sich von der metallenen, grauen Wand ab.
Ich konnte gar nicht so schnell schauen, da stand er auch schon direkt vor Leila.
Tony war zu nah... viel zu nah.
‚Hau ab! Sie gehört mir, du Schnösel!'
Ich schluckte meinen Zorn hinunter.
Schnösel war für Tony nicht das richtige Wort.
Er war kein Schnösel... er war ja noch nicht einmal reich!
„Wir sehen uns bestimmt noch mal wieder, Miss Williams."
Die Brünette nickte.
Als er das zu Leila gesagt hatte, wandte Tony sich an mich. „Grey", sagte er zum Abschied.
Ich jedoch antwortete nichts... sondern nickte ihm nur kurz zu.
Die Zeiten, in denen ich Tony in irgendeinem Punkt vertraute oder das tat, was er von mir verlangte, waren vorbei. Für immer.
Tony nickte ebenfalls, dann wandte er sich zum Gehen.
Ja, hau bloß ab!'
Als der Schwarzhaarige schon fast die Tür des Aufzugs passiert hatte, drehte er sich jedoch noch einmal schnell zu uns herum. ‚Zu früh gefreut, Grey', murrte mein Unterbewusstsein mürrisch.
„Eins noch", sagte Tony belustigt, ehe er einen Schritt auf uns zumachte. Besser gesagt steuerte er Leila an und das gefiel mir ganz und gar nicht.
Hau ja ab, du Bastard!'
„Nächste Woche hätte ich Zeit", hörte ich den Jungen zu Leila sagen.
In meinen Adern kochte die Wut auf.
„Wir könnten uns auf einen Kaffee treffen. Lust?"
Leila wirkte unsicher.
‚Verdammt, sag schon nein, dann kann er endlich verschwinden! Der Idiot ist es nicht wert, Leila!'
Fragend blickten Tonys smaragdgrüne Augen Leila an.
Für mich war die Sache jetzt schon klar.
Tony war Konkurrenz.
Der Kampf war eröffnet.
Und ich würde gewinnen.
Ich gewann immer, was meine Subs betraf.
Denn sie waren loyal. Mir gegenüber treu ergeben und sonst niemandem.
„Danke", hörte ich Leila zu Tony freundlich sagen, „aber ich gehöre zu Christian."
Lächelnd wandte sie sich von dem Jungen mit den schwarzen Haaren ab.
Teilnahmslos blickte die Brünette in den Spiegel des Aufzugs.
„Können wir?"
Fragend schaute Leila mich an.
„Aber sicher", kaum hatten die Worte meinen Mund verlassen, betätigte ich den Knopf im Fahrstuhl. Die Türen schlossen sich und ich entspannte mich.
Nur noch flüchtig erhaschte ich einen Blick auf Tony, der mit grimmiger Miene zurückblieb.

Fortsetzung...?

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