Ein Gefühl der Sicherheit

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Hallo meine lieben Leserinnen und Leser,

in dieser kleinen Erinnerung ist Grey 16 Jahre alt.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Eintauchen in seine Welt.

Grüßle
Ina
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Ich renne.
Schnell.
Schneller.
Laufe durch die dunklen Straßen.
Fühle mich einsam.
Allein.
Kraftlos.
Leer.
Ich laufe weiter... immer weiter die Straßen im Dunklen entlang.
Die einzigen Lichtquellen sind die Laternen, die nach jedem knappen Meter den Gehsteig beleuchten.
Rastlos renne ich weiter... immer weiter durch die Dunkelheit.
Darf nicht stehen bleiben... denn wenn ich das tue... denke ich nach und dann....
Mein Magen zieht sich zusammen.
Ich renne weiter... beschleunige meinen Gang.
Welche furchtbaren Dinge habe ich nur Grace und Carrick an den Kopf geworfen?
Rücksichtslos habe ich gehandelt.
Nicht fair.
Unüberlegt.
Und vor allem falsch.
‚Ihr seid nicht meine Eltern, also tut bitte nicht so', schießen mir die Worte wieder in meinen Kopf, die ich voller Zorn meiner Familie entgegengeschrien habe. Ich bin so wütend gewesen... wütend und verletzt. Heute ist der 18. Juni 1999. Heute werde ich 16... 16 Jahre alt.
Mein Geburtstag... dieser Tag ist immer am schlimmsten... denn er erinnert mich jedes Mal immer wieder aufs Neue, woher ich komme... wo meine Wurzeln sind. Wer meine leibliche Mutter gewesen ist... und diese Tatsache macht mich einfach traurig... traurig und wütend.
Die Familie Grey, bei der ich nun schon sehr lange lebe, ist reich... milliardenschwer, wenn man es genau nimmt. Ihnen fehlt es an nichts und ich ... ich passe einfach nicht dazu. Auch wenn ich mich die Jahre gut in die Familie eingelebt habe... wenn ich Mia und Elliot liebe... wenn ich Grace liebe. Ich passe einfach nicht dazu.
Immer wieder versuche ich mich einzufügen... mich anzupassen, aber dann passiert eine Kleinigkeit und ich bemerke, dass ich es einfach nicht kann.
Am Ende passe ich nicht dazu.
Egal wie man es dreht oder wendet. Völlig egal.
Es ist immer so.
Einfach immer.
Elliot und Mia haben viele Freunde.
Ich nicht... Peter ist weg... verschwunden, nicht mehr da und Tony und die Gang... Wir haben uns aus den Augen verloren. Ich bin alleine.
Die einzige Freundin, die ich habe, ist Elena.
Ich bin dafür sehr dankbar, aber... manchmal, wenn sie nicht da ist, fühle ich mich eben auch allein.
Allein und verlassen.
Zu Hause bin ich oft allein.
Mom ist jetzt immer öfter im Krankenhaus... Dad ist auf Geschäftsreisen... und meine Geschwister Elliot und Mia treffen sich mit Freunden... übernachten bei ihnen ... haben Spaß.
Und ich? ... Ich bin allein.
Die Bediensteten, die bei uns zu Hause in der großen Villa herumlaufen, können auch nichts gegen meine Einsamkeit tun. Ich bin allein.
Meistens.
Die Einzige, die mich etwas aufheitern kann, ist Elena.
Noch immer renne ich durch die Dunkelheit.
Meine Beine bewegen sich... schnell... schneller.
Mein Atem geht schwer, aber ich laufe trotzdem weiter... weiter durch die dunklen Straßen.
Ich renne und renne... und dann, dann bin ich endlich da.
Geschafft.
Erschöpft erblicke ich das große Haus hinter dem gepflegten grünen Rasen.
Erneut setze ich einen Schritt vor den anderen.
Ich beeile mich... sprinte schon fast zur Haustür.
Nehme die paar Steinstufen hinauf zum Eingang und dann... dann klopfe ich atemlos gegen die Tür.
Warte einen Moment.
Es rührt sich nichts... dann klopfe ich erneut.
Einmal.
Zweimal ... dreimal.
Gerade als ich erneut anklopfen will, wird die Haustür geöffnet.
Na endlich!
Die Blondine in der Tür guckt erstaunt.
„Hey, kann ich reinkommen?"
Meine Stimme ist erschöpft.
Elena lächelt.
„Aber sicher."
Ihre Stimme ist warm und freundlich.
Einladend tritt die Blondine einige Schritte beiseite und macht mir Platz.
Zufrieden überquere ich die Schwelle ins Innere des großen Hauses.
Bei Elena fühle ich mich geborgen... sicher.
Sie passt auf mich auf.
Sie behütet mich.
Sie gibt mir ein Gefühl der Sicherheit. ...


MEMORIES - Fast vergessene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt