Ich will auch!

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Schönen Nachmittag meine lieben Leserinnen und Leser,

in dieser kleinen Erinnerung ist Grey 13 Jahre jung :).
Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen.

Grüßle

Ina
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21. August



Ich will...


Ich will auch Inlineskater haben!
Will auch ein Skateboard besitzen... und überhaupt will ich vieles auf dieser Welt.
Will auch Bücher, Filme und einen Computer haben.
So manche dieser Dinge, die ich will, kann man mit Geld bezahlen... Aber natürlich gibt es auch diese, für die man kein Geld der Welt ausgeben kann.
Zum Beispiel will ich auch Freunde haben... solche Freunde.. wie Elliot.
Mein Bruder hat viele davon... er könnte mir doch ein paar von seinen Freunden abgeben.
Niemand würde das stören.
Keinen einzigen.
Mich würde es sogar freuen.
Aber seine Freunde wollen nicht mit mir befreundet sein.
Elliot finden sie cool... viel cooler... als mich.
Ich will ... auch Freunde haben.
Freunde, die für mich da sind...
die mit mir gemeinsame Sachen machen...
mit mir ins Kino oder Eis-Essen gehen.
Meine Geschwister haben alle Freunde.
Ganz viele Freunde.
Selbst meine Eltern haben Freunde.
Grace hat Ms. Lincoln... mit ihr trifft sie sich öfter und geht ins Theater oder Kaffeetrinken.
Ich weiß nur ihren Namen, gesehen habe ich sie allerdings noch nie.
Aber das ist jetzt auch nicht das Thema.
Hier geht es um etwas ganz anderes!
Grace hat also ihre kaffeetrinkende- und theatergehende-Freundin und ich bin mir sicher, dass Mom auch noch eine ganze Menge anderer Freunde hat...
Carricks Freundeskreis ist ebenfalls sehr groß.
Und ich?
Ich habe keine.
Keine Freunde, die mit mir den Tag verbringen.
Keine Freunde, die mich zum Lachen bringen.
Das Einzige, was ich habe... ist mich selbst.
Ich will auch Freunde haben.
Will auch eine Familie haben.
Gut, ich habe Grace, Carrick, Mia und auch Elliot... aber trotzdem.
Trotzdem bin ich irgendwie alleine.
Ich will mich auch glücklich fühlen... wohl in meiner Haut.
Will lachen und lächeln können.
Will strahlen, so wie die gelbe, helle Sonne am Himmel das tut.
Ich will auch!
Will mich auch glücklich fühlen...
Will geliebt und umsorgt werden.
Will mich wohlfühlen.
Will, dass diese verdammte Leere in meinem Inneren endlich verschwindet.
Ich will, dass die Albträume verschwinden!
Jede Nacht reißen sie mich aufs Neue aus meinem Schlaf.
Eine Nacht ohne Albträume ist selten... sehr selten.
Zu gerne wüsste ich.. wie ich den bösen, großen Mann aus meinen Träumen vertreiben kann.
Ich will endlich mal wieder durchschlafen.
Ist das zu viel verlangt?
Oh man, wie ich diese Albträume doch hasse.
Ich will sie nicht!
Was ich will ist etwas ganz anderes.
Ich will Liebe, Geborgenheit und Frieden.
Ich will sanfte Stimmen und keinen Streit.
Ich will umarmt werden, wie Elliot und Mia... aber es darf mich doch niemand anfassen.
Wie soll ich denn umarmt und geliebt werden, wenn doch niemand mich berühren darf?
Ich will mich doch einfach nur wohlfühlen!
Ich will Freunde haben...
Die Leere, die ich in meinem Inneren verspüre, soll endlich verschwinden.
Genauso, wie meine Albträume endlich verschwinden sollen.
Sie sollen sich in Luft auflösen.
Das will ich ... und zwar jetzt!
Nicht in einem Tag, einer Woche oder einem Monat... sondern jetzt.
Jetzt und zwar sofort!
Ich will so vieles auf dieser Welt. So unendlich vieles.
Aber es gibt niemanden, der mir meine Wünsche erfüllen kann.
Und deswegen tue ich das, was ich am besten kann.
Ich schweige.
Schweige wie ein Grab.
Tue so, als wäre ich glücklich... als wäre ich brav... als hätte ich eine reine Seele.
Wie lange das wohl noch so klappt?
Wie lange ich meine Rolle wohl noch spielen kann?
Ich glaube, es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand dahinter kommt, und bemerkt.. wie abgefuckt ich wirklich bin...



Ich lege den Stift beiseite und betrachte mein Geschriebenes.
Die tintenblauen Buchstaben lächeln mir höhnisch entgegen.
Und ich? ... ich werde wütend.
Zornig schnellt meine Hand nach vorn... reißt die linierten, weißen Zettel mit meinen Worten aus dem Block und zerknüllt sie. Niemand wird mir geben, was ich brauche.
Sicherheit, Wohlbefinden, Liebe...
Grace und Carrick versuchen es ja... sie versuchen es wirklich... doch ich gehe auf Abstand.
Distanziere mich... und das immer wieder.
Ich mache alles kaputt!


Meine Hand greift nach den Streichhölzern. Ich öffne die rechteckige Schachtel und nehme mir ein Streichholz heraus. Entzünde es. Die Flamme ist hell.
Gierig verschlingt sie das dünne, schmale Hölzchen in meiner Hand und wird größer.
Immer größer.
Hell lodert die Flamme auf.
Noch immer wütend nehme ich die beschriebenen Zettel und verbrenne sie.
Abermals wird die Flamme größer... lodert hell auf und verschlingt gierig das weiße, linierte Papier.
Meine Worte werden zu Asche.
Sie verschwinden, aber die Wut in mir bleibt.
In meinen Adern pulsiert der blanke Zorn.


Warum muss mein Leben nur so beschissen und kompliziert sein?
Warum habe ich keine Freunde?
Warum können die Sommerferien nicht ewig dauern?
Warum fährt mein Bruder mit Lukas in den Urlaub und ich nicht? Okay, diese Frage ist nun wirklich absurd, zumal ich mit diesem Lukas gar nicht in den Urlaub fahren würde und er Elliots Freund ist und nicht meiner.
Denn ich habe keine Freunde!
Ach, warum hat mein Bruder eigentlich immer das, was ich nicht habe?
Warum habe ich fast jede Nacht diese verdammten Albträume?


Warum muss ich schon wieder in eine andere Schule gehen? Nur weil ich Tom aus der Nebenklasse eine Narbe auf seinem Kopf hinterlassen habe. Er hat mich beleidigt... meine leibliche Mutter als schmutzige Hure bezeichnet und ich habe mir das nicht gefallen lassen und habe zugeschlagen.
Damit habe ich Grace und Carrick enttäuscht... wieder einmal.
Ich enttäusche sie oft... viel zu oft. Immer wieder.
Am besten ich gehe - wohin weiß ich nicht genau - aber wenn ich nicht mehr da bin, dann kann ich auch niemanden verletzen... dann kann ich niemanden enttäuschen.
Niemanden... außer vielleicht mich selbst.
Warum bin ich überhaupt so... wie ich bin?
Wieso kann ich nicht anders sein?

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