Zu Hause

20 2 0
                                    

Schönen Donnerstag ihr Lieben,


wir gehen wieder einmal etwas zurück in der Zeit. In dieser kleinen Erinnerung ist Christian 3 Jahre alt und lebt noch mit seiner Mutter in Detroit.

Auch wenn das ein sehr dunkler Abschnitt seines Lebens ist, wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen!

Habt ein erholsames Wochenende!


Grüßle Ina

_______________________



Es ist unaufgeräumt.

In letzter Zeit ist es fast immer unordentlich.

Leise tapse ich über den Boden, während ich Mommy schniefen höre.

Niedergeschlagen sehe ich sie vor mir.

Tap, tap, ich komme zu ihr.

Mommy soll doch nicht traurig sein.

Mommy soll lächeln!

Meine Mommy soll glücklich sein!

Ich strecke meine Hand aus und lege sie vorsichtig auf ihre Schulter.

Nicht weinen Mommy, ich bin ja hier.'

Kurz zuckt Mommy zusammen... dann blickt sie auf.

Ihre Augen sehen so müde aus.

Mommy sollte mal wieder schlafen... lange schlafen und schön träumen, aber ich weiß selbst, dass das ziemlich schwierig ist.

Als sie mich aus ihren tränennassen Augen ansieht, lächelt sie leicht.

Weiß ich doch, dass sie versucht stark zu sein... stark für mich.

„Alles ist gut, mein Kleiner", sagt sie, aber ich bemerke die Müdigkeit und Schwäche in ihrer Stimme.

Was wenn ER jetzt plötzlich kommt?

Ruckartig die Tür aufreißt und auf einmal wie aus dem Nichts dasteht?

Immerhin ist das schon einmal passiert!

Kaum ist der Gedanke in meinem Kopf, habe ich auch schon Angst.

„Alles ist gut", erneut ihre sanfte Stimme.

Kann Mommy Gedanken lesen?

Sie nimmt meine Hand von ihrer Schulter und drückt sie behutsam, ehe sie sich erhebt.

Oh Mommy, leg' dich doch hin, du wirkst so unglaublich müde!'

„Schlafen", erwidere ich und deute Richtung Sofa.

Bitte, versteh doch!'

Mommy folgt meinem Blick.

„Du bist müde... okay Liebling, komm.. ich bring dich ins Bett."

Nein.

„Nicht ich", entschieden schüttle ich das Köpfchen, „Mommy schlafen... ich aufpassen."

Mommy lächelt, dann streckt sie die Arme aus und hebt mich hoch.

Ich umschlinge ihren Hals mit meinen kleinen Ärmchen. Atme ihren Mommy-Duft ein. Fühle mich rundum wohl... fühle mich rundum geborgen. Wow, wie macht sie das nur? Auch wenn ich darauf keine Antwort habe, so weiß ich, dass Mommy die Einzige ist, die dieses Gefühl in mir hervorbringt. Ja, sie ist die Einzige auf dieser Welt bei der ich mich geliebt und wohlfühle.

Oh, ich habe dich so unendlich lieb.'

„Sicher?", Mommys Stimme durchbricht die Stille.

Ich kralle mich in ihre graue Weste und sehe sie, ehe ich nicke.

„Ich groß", erkläre ich dann und sage ihr, dass ich schon ganze drei Jahre alt bin.

Wieder dieses schöne Lächeln von Mommy, ehe sie nickt.

„Gut", meint sie, „aber du kuschelst dich doch trotzdem zu mir, oder?"

Na sicher!'

Sofort nicke ich.

Ich kann ja auch vom Sofa aus aufpassen.

Mommy lächelt und um mein Herz wird es ganz mollig warm. Es ist dieses unbeschreibliche Gefühl, dass mich sicher fühlen lässt. Liebe, Geborgenheit... und viele, viele Gutenachtgeschichten. Und das Beste von allem: Ich bei Mommy... und solange ich bei ihr bin... bin ich zu Hause.

Mommy legt sich zwar auf die Couch, jedoch schließt sie nicht ihre Augen.

Ich beschließe in ihren Armen liegen zu bleiben und wie versprochen aufzupassen.

Anders als sonst, ist es jetzt ganz ruhig. Ich höre nicht einmal, die Autos von draußen.

Wie gut, dass ER jetzt nicht da ist.

Still liege ich da und genieße die Nähe Mommys, während meine grauen Augen wachsam auf den Eingangsbereich gerichtet sind.

Schön aufpassen... bloß nicht schlapp machen!'

Irgendwann werde ich aber doch so müde, dass mir die Augen zufallen... aber der Gedanke, dass ich bei Mommy zu Hause bin, bleibt.

MEMORIES - Fast vergessene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt