Verkehrte Welt 1 - Die Kinder des Himmels [Httyd/Drachenzähmen leicht gemacht]

Verluste

  Hicks Sicht:

„Die Surrisch ziehen sich zurück!"

Immer wieder höre ich das dumpfe Echo diese paar Worte in meinem Kopf nachklingen. Es ist wahr. Wir haben es tatsächlich geschafft. Ich fliege höher um besser sehen zu können und stoße dabei mit einem anderen Drachen zusammen. Ich beachte ihn nicht weiter bis ich in meinem Kopf die Stimme von Shadrian höre.

*Ey. Warte. Bist du blind oder ignorierst du mich absichtlich?* witzelt er.

Ich drehe mich um und erkenne das es Shadrian ist den ich da über den Haufen geflogen habe.

„Ups. Entschuldigung!" rufe ich ihm zu und warte dann bis er mich eingeholt hat.

Astrid boxt Ohnezahn in die Seite und beschwert sich, weil wir uns einfach so aus dem Staub gemacht haben. Ernsthaft, da können wir doch nix für. Wir haben sie halt im Kampfgetümmel aus den Augen verloren.

Ich grinse ihn verlegen an und meine nur „War keine Absicht. Ich hab gar nicht drauf geachtet und ich hab auch nicht damit gerechnet das du mich umfliegst."

*Also jetzt bist du total von allen guten Geistern verlassen worden. Du hast MICH umgeflogen, nicht ich dich. So weit kommt's noch* murrte Shadrian, spielerisch wütend.

Ok, wenn er streiten will, soll er haben, denke ich und muss grinsen. Dann erwidere ich übertrieben freundlich „Wenn du das sagst, wird es wohl stimmen, mein lieber Shaddi."

Ich muss grinsen. Ich überlege schon seit Tagen was für einen Spitznamen man dem Quatzol geben kann und nun ist mir einer eingefallen.

*Wie hast du mich gerade genannt?* faucht der dunkelblaue Quatzol los.

Er tut jetzt unglaublich sauer, dabei kenne ich ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass er es nicht ernst meint.

Zusammen fliegen wir weiter nach oben. Von da aus können wir sehen, wie die Surrisch, deren Zahl erstaunlich klein geworden ist, nach der Ansprache des lilanen, sich wütend zischend zurückziehen. Alle brechen in Jubelgeschrei aus. Ich stimme mit ein und ich sehe, dass auch Shadrian und Astrid in das Geschrei mit eingefallen sind. Wir haben endlich gesiegt. Die Schlacht ist beendet. Aber zu welchem Preis. Traurig schwenkt mein Blick zu einem großen Haufen aus Leichen. Viele sind in der Schlacht gefallen und obwohl ich keinen von den Toten kenne, überkommt mich eine gewaltige Trauer und ein Hass auf die Surrisch. So viele, gestorben, weil die Surrisch so machtgierig sind und sich für etwas rächen wollen, was schon lange zurückliegt. Sie alle sind umsonst gestorben. Man hätte diese unnützen Tode vermeiden können. Langsam fliege ich zu dem Leichenberg. In meine empfindliche Nase steigt der ekelhafte Geruch von verwestem Fleisch, verbrannten Fell und Federn. Auf meiner Zunge spüre ich den leicht salzig metallischen Geschmack von Blut. Auch ich habe getötet, um zu überleben. Es ist ein furchtbares Gefühl und ich kann verstehen, warum viele so angewidert auf die Toten starren. Ich helfe mit, die Leichen ordentlich zu begraben. Ich kenne sie nicht, doch ich traure mit den Angehörigen um jeden einzelnen. Rotzbacke würde jetzt sagen, ich bin sentimental und schwach, doch ich weiß, dass es nicht stimmt. Im Gegensatz zu ihm habe ich Gefühle und ich lasse sie auch zu und ich verschließe sie nicht in meinem Inneren. Doch als die Letzten begraben sind, sieht es in Silencia noch nicht besser aus. An den Felsen klebt das getrocknete Blut von Drachen, Quatzolen, Ophiudho, Surrisch und natürlich auch von Menschen. Auf dem Boden liegen Federn und Fellfetzen verstreut und viele sind noch immer schwer verletzt. Ich fliege umher, helfe wo ich kann. Ich entdecke auch den lilanen Quatzol, der dicht neben Azura fliegt und zusammen mit ihr Maja stützt. Sie scheint ziemlich schwer verletzt zu sein, wenn sie schon von zwei anderen gestützt werden muss. Ich und Ohnezahn fliegen zu Maja, Azura und dem lila gefiederten Quatzol.

„Was ist passiert?" fragt Ohnezahn aufgeregt.

*Es ist halb so wild. Ich habe sie bereits versorgt und sie ist nur noch schwach. Sie hat viel Blut verloren und muss sich jetzt auf jeden Fall ausruhen.* erklärt der Quatzol uns freundlich. Dann schiebt er uns bestimmt zur Seite und lässt Azura bei Maja allein.

„Wer bist du eigentlich?" frage ich ihn neugierig.

*Ich heiße Miro und ich bin, wie du sicher weißt, ein ehemaliger Surrisch.*

„Hey Miro. Ich fand deine Rede vorhin sehr mutig."

Ich sehe den Quatzol eindringlich an und blicke in seine tiefen bernsteinfarbenen Augen. Ich muss blinzeln um mich von seinen Augen zu lösen. Sie haben etwas beunruhigendes, aber auch etwas warmes Sanftes. Miro sieht zu Azura und ich sehe, wie sich ein liebevoller Ausdruck in seine Augen stiehlt.

„Du liebst sie, hab ich recht?" frage ich ihn leise.

*Ja* antwortet er und geht zu seiner Geliebten herüber.

Sie sieht ihn fröhlich an und ich freue mich für sie. Die beiden sehen sich tief in die Augen und verlieren sich in den Augen des jeweils anderen. Oh wie sehr wünsche ich mir das Astrid mich einmal so ansieht. Doch dann werde ich unterbrochen als ich Aurelias Stimme höre

*Kommt sofort in meine Höhle. Ich will, dass alle einen Sprecher für ihr Volk haben und dass derjenige sich sofort in meiner Höhle einfindet. Ach und übrigens. Berk wird vertreten von Hicks und Ohnezahn, Silencia von mir und ich möchte auch Shadrian mit seiner Reiterin hier haben. Wer für die Ophiudho spricht ist mir egal. Ansonsten können noch einige andere kommen. Zum, Beispiel der junge Heiler Miro, der sich vorhin von den Surrisch abgewandt hat. *

Ich weiß, dass sie zu allen hier anwesenden gesprochen hat, erstens weil Astrid und Shadrian den selben verdatterten Ausdruck im Gesicht haben wie Ohnezahn und zweitens, weil überall sofort heftige Diskussionen über das Gesprochene entbrennen. Zusammen mit Miro fliegen wir zu Aurelias Höhle, wo uns bereits einige andere erwarten. Maja ist während unserer Abwesenheit in den guten Händen von Sturmpfeil und Angie. Also brauchen wir uns da keine Sorgen zu machen. Die beiden werden sich gut um sie kümmern. Azura ist mit uns gekommen.