Gedanken

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Ohnezahns Sicht:

Ich weiß genau wo wir hin fliegen können. Ich kenne einen wundervollen Platz an dem man sich gut entspannen kann. Es ist ein Felsvorsprung der am Meer liegt und von dem man gut den Sonnenuntergang beobachten kann. Dafür sind wir zwar jetzt zu spät, aber man kann dort auch einfach nur den Wellen zuhören, die in der Tiefe immer wieder gegen die Felsen schlagen und so eine leise Melodie spielen. Ich genieße es immer wenn ich dort bin. Aber es ist das erste mal das ich meinen Freund mitnehme. Nur gut das ich ihm vertrauen kann. Er wird niemanden von diesem Platz erzählen.

Seit ich Dorin begegnet bin, hat sich mein Leben unendlich verbessert. Ich habe wieder Lebensfreude und ich bin froh, einen so tollen menschlichen Freund gefunden zu haben. Früher war ich ein Außenseiter unter den Drachen, doch jetzt habe ich auch Drachenfreunde gefunden. Mein Leben ist fast perfekt.

Doch wenn ich ihn manchmal abends, von meinem Schlafplatz vor seinem Bett, dabei beobachte, wie er an seinem Schreibtisch sitzt und zeichnet, verspüre ich den Wunsch, auch ein Mensch zu sein. An seiner Seite sein. Mit ihm malen, zeichnen, lesen. Ich würde so gerne Hände und Füße haben, auch wenn ich meine Flügel vermissen würde. Ich würde dann nie wieder fliegen können. Ich würde für ihn diese unglaubliche Freiheit aufgeben, die ich beim fliegen verspüre. Aber es geht nicht. Und deshalb wird es wohl auch immer so bleiben wie es jetzt ist.

Verträumt sehe ich in die Dunkelheit. Am Horizont kann man noch die letzten Sonnenstrahlen sehen, die gerade im Meer versinken scheinen.

Es ist schon spät. Mein menschlicher Begleiter sollte jetzt nach Hause ins Bett und schlafen. Sonst kriege ich ihn morgen nicht wach. Ich brauche ihn nur anzusehen und schon kann ich in ihm lesen wie in einem offenen Buch. Ich kenne ihn schon so gut. Kennengelernt haben wir uns vor 4 Jahren als ich und einige andere Drachen sein Dorf angriffen. Da hat er mich mit seiner Netzkanone vom Himmel geschossen. Sehr lange habe ich einfach nur auf dem kalten Waldboden gelegen, eingewickelt in die Seile und mit dem Wissen das ich nie wieder würde fliegen können. Doch dann kam er um mich zu töten, sein Messer hoch über dem Kopf hat er mich angesehen. Aber er hat mich nicht getötet, er mich losgeschnitten und bin fortgeflogen. Dabei bin ich abgestürzt und in diesem Talkessel gelandet. Ich war dort drin gefangen bis Hicks kam und mir geholfen hat. Er hat mir eine künstliche Schwanzflosse gebaut und mir so mein Leben zurückgegeben. Ich kann zwar nur mit ihm zusammen fliegen, aber ich will es inzwischen gar nicht mehr anders. Der kleine Mensch ist mein bester Freund.

Ich schweife ab. Für einige Augenblicke vergesse ich alles um mich herum und verliere mich in meinen Erinnerungen. Als ich wieder im hier und Jetzt bin kann ich seine Müdigkeit noch deutlicher spüren als zuvor. Es wird Zeit das er schlafen geht.

Sanft blase ich ihm meinen warmen Drachenatem ins Gesicht. Seine hellbraunen Haare wehen leicht. Heute sind sie noch zerzauster als sie sowieso schon sind. Mein Reiter schreckte aus seinen Gedanken hoch. Woran er wohl gedacht hat? Manchmal würde ich gerne seine Gedanken lesen können. Es wäre sicher interessant zu erfahren was in seinem Kopf vor geht.

Ich stupse ihn erneut an und er steht langsam auf. Nun lächelt er mich an und ich spüre das er durch die Zeit hier am Meer, allein und vom Rest der Welt abgeschnitten, wieder ruhiger geworden ist. Die Wut auf seinen Vater, die er bei unserem Flug heute Mittag noch ausgestrahlt hat, ist gänzlich verflogen.

Er klettert auf meinen Rücken und ich fliege los. Mit ein paar Flügelschlägen steige ich in die Luft. Ich fühle die warme Abendluft unter meinen Schwingen und lasse mich von ihr immer höher tragen. Unter uns glitzert das Meer im hellen Mondlicht. Ich stelle meine Flügel schräg in den Wind und fliege eine Kurve so dass wir nun wieder auf Berk zu fliegen. Vor dem Haus setze ich zur Landung an und als ich dann gelandet bin klettert Hicks sofort von meinem Rücken.

Er öffnet die Haustür und wir treten ein. Drinnen ist es gemütlich warm und im Offen ist noch immer ein wenig Glut vorhanden. Ich drehe meinen Kopf und speie einen Plasmastrahl in die Glut. Die noch nicht komplett abgebrannten Holzstücke fangen Feuer und schon nach kurzer Zeit prasselt wieder ein kleines Feuerchen im Ofen. Hicks ist schon nach oben gegangen und als ich in sein Zimmer komme liegt er bereits im Bett. Ich stoße vorsichtig die massive Holztür auf und  er hebt den Kopf einmal kurz, sieht mich an und legt ihn wieder aufs Kissen. Ich rollte mich vor dem Bett zusammen und schon bald ist mein menschlicher Freund fest eingeschlafen. Auch ich merkte, wie sich die Müdigkeit in mir ausbreitet und ich bin auch bald im Reich der Träume angelangt.

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Lg Xakanadushak

Verkehrte Welt 1 - Die Kinder des Himmels [Httyd/Drachenzähmen leicht gemacht]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt