Die wahre Dracheninsel

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  Ohnezahns Sicht:

Schon seit einer halben Ewigkeit streifen wir durch diesen dichten Dschungel. Stachelige Äste bleiben in meiner Kleidung hängen und zerreißen sie.

„Au"

Erschrocken bleibe ich stehen, als sich die kleinen Dornen in meine Haut bohren. Die Hose ist am Knie zerrissen und ein bisschen Blut läuft aus einer kleinen Wunde. Ich entferne die Dornen vorsichtig und gehe dann weiter. Hicks sieht mich mitleidig an und ich zische verächtlich. Er braucht sich ja keine Sorgen zu machen. Die Schuppen bieten den Dornen keine so leichte Angriffsfläche. Mürrisch trotte ich hinter meinem Freund her und bin froh, dass er wenigstens den Weg frei räumt, sodass ich einigermaßen gut laufen kann. Immer wieder raschelt es im Gebüsch und Hicks zuckt immer wieder zusammen. Ich sehe mich währenddessen ruhig um und versuche den richtigen Weg zu finden. Noch scheint die Sonne durch das Blätterdach und wirft viele helle Punkte auf den Waldboden und lässt die am Boden liegenden Blätter in rot und Orange aufleuchten. Immer tiefer dringen wir in den dichten Wald ein indem es viele exotische Drachen gibt. Zum Glück weiß Hicks das noch nicht. Den wenn er es wüsste würde er sie erforschen wollen und das kann ich nicht zulassen. Diese Insel ist die wahre Dracheninsel und der Zutritt für Menschen ist verboten, weshalb diese Insel nur von Drachen mit ihrem viel besseren Gehör gefunden werden kann. Da Hicks nun einen Drachenkörper hat kann er diese Insel finden. Hoffentlich halten sich die anderen Drachen fern von uns. Ich bin nun ein Mensch und hier nicht mehr willkommen. Langsam nähern wir uns dem Berk der Insel. An der immer stärker werdenden Steigung erkenne ich, dass wir den Vulkanberg fast erreicht haben. Der Anstieg wir immer mühsamer und auch die Pflanzen nehmen stark ab, sodass wir genauso gut auch wieder fliegen können. Das tun wir dann auch und haben schon bald den Eingang zu einer Höhle gefunden. Hicks landet und dann gehen wir hinein. Hicks entzündet noch eine Fackel und dann umschließt uns die Schwärze, innere der Höhle. An den Wänden wächst nasses hellgrünes Moos, das ein bisschen von innen zu leuchten scheint. Es wirft einen unheimlichen grünlichen Schimmer auf den Steinboden. Wir folgen dem Gang eine ganze Weile und unsere Schritte hallen an den Wänden wieder und klingen ungewöhnlich verzerrt. Dann wird es heller und kurz darauf erreichen wir eine Höhle, die nach oben geöffnet ist und der runde Vollmond scheint herein. Mir ist gar nicht aufgefallen das es schon so spät ist. In der Mitte der Höhle ist ein kleiner See, der nicht besonders breit ist, aber unglaublich tief zu sein scheint. Neben dem See ist eine große, Moos bedeckte Fläche, auf der ein paar vereinzelte Blumen wachsen. Schnell renne ich hin und stelle freudig fest, dass es die Mondblumen sind. Ich pflücke sie und verstaue sie vorsichtig in der Satteltasche. Dann klettere ich auf Hicks Rücken und er steigt steil nach oben auf. Das Loch in der Decke ist gerade groß genug für ihn. Schnell entfernen wir uns von der Insel und machten uns auf den Rückweg zu Ischtuan. Die Insel, auf der wir den Aal besorgen, liegt sozusagen auf dem Heimweg. Plötzlich kommen stürmische Winde auf und Hicks kämpft mit kräftigen Flügelschlägen gegen die immer stärker werdenden Windböen an. Die Wellen schlagen immer höher und die Gischt wird in die Luft geschleudert. Feine Wassertropfen schlagen mir ins Gesicht und ich wische sie verärgert mit meiner Hand weg. Danach klammere ich mich schnell wieder an den Sattel um nicht von Hicks rücken geweht zu werden. Der strahlend blaue Himmel hat sich innerhalb weniger Minuten verdunkelt und jetzt ist der Himmel von schweren schwarzgrauen Gewitterwolken verhangen. Es wird für Hicks immer schwerer, den Naturgewalten zu trotzen. Blitzschnell gehe ich unsere Möglichkeiten durch. Einerseits könnten wir zur Insel zurück fliegen, um dort Schutz zu suchen, aber die Chance entdeckt zu werden, wäre hoch. Andererseits könnten wir weiter fliegen was zur Folge hatte das wir noch einige Zeit dem Sturm trotzen müssen und wir vermutlich total erschöpft auf Moshdag ankommen wurden. Ich frage Hicks nach seiner Meinung, doch das Tosen des Sturms übertönt meine Stimme und diese geht im Rauschen des Windes unter.

Plötzlich wendet Hicks abrupt und fliegt mit dem Wind. Rasend schnell werden wir vorangetragen, entfernen uns aber auch von unserem Ziel. Dann dreht Hicks erneut ab und beginnt im Zickzack gegen den Wind zu kreuzen. Klug. So bietet er dem Wind eine nicht ganz so große Angriffsfläche, als wenn er frontal gegen den Wind anfliegen würde. So arbeiten wir uns langsam, Stück für Stück, vorwärts. Und nach einiger Zeit flaut der Sturm auch wieder ab und wir erreichen die kleine Insel. Sie hat ein langen breiten Strand und ist von vielen, untereinander verzweigten, Flüssen durchzogen. In der Mitte der Insel gibt es auch einen kleinen Wald, doch die Bäume stehen recht weit auseinander. Hicks landet auf einer Lichtung und sieht sich suchend um. Ich steige ab, ziehe meine nasse Fellweste aus und lege sie auf einen Stein, damit sie trocknen kann. Hicks ist schon zu einem kleinen Fluss gegangen und hält nach Aalen Ausschau. Ich folge ihm und sehe dabei zu, wie er einen Aal schwungvoll mit der Klaue aus dem Wasser schleudert. Zappelnd kommt der Aal auf dem kurzen Gras der Uferböschung liegen. Ich greife nach dem Aal und plötzlich schießt ein starker Schmerz meinen Arm hinauf. Ich ziehe erschrocken meine Hand zurück und betrachte sie. An meinen Fingern ist die Haut rötlich und sie brennt höllisch. Nach ein paar Sekunden spüre ich ein leichtes Pochen an den verbrannten Stellen. Wie kann das sein? Ich bin doch ein Mensch, der dürfte mich eigentlich nicht verletzen können. Aber andererseits hat es Hicks anscheinend nichts ausgemacht, den Aal mit der Klaue zu berühren. Naja, jetzt ist es eh zu spät. Besorgt schnuppert mein Freund an meiner verletzten Hand.

„Ist schon in Ordnung" beruhige ich ihn.

Dann nimmt Hicks den Aal mit seinem Maul vorsichtig hoch. Ich greife nach einem längeren, aber stabilen Stock, mit dem ich ihm dann den Aal abnehme. Dann bugsiere ich den Aal umständlich in die Satteltasche, in der sich bereits die Blumen und das Knochenpulver befinden. Dann klopfe ich ihm auf die Schulter und grinse fröhlich. Wir haben alles und werden bald wieder im richtigen Körper sein. Ich werde einige Dinge vermissen, freue mich aber schon wieder auf den Wind unter meinen Flügeln. Der Drache liegt mir einfach im Blut. Kurz darauf sind wir mit Höchstgeschwindigkeit auf dem Weg nach Moshdag. Auf dem Weg zur Rückverwandlung. Ob die wohl schmerzhaft wird?
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Verkehrte Welt 1 - Die Kinder des Himmels [Httyd/Drachenzähmen leicht gemacht]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt