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  Hicks Sicht:

Schon am nächsten Morgen erreichten wir die große, felsige Insel und ich landete erschöpft und mit schmerzenden Flügeln am Kiesstrand der Insel. Dann erhitzte ich den Boden und machte es mir bequem. Ohnezahn deckte ich behutsam mit meinem großen nachtschwarzen Flügel zu. Wir schaffen es sogar, noch ein bisschen zu schlafen bevor die Sonne aufgeht und uns aus unserem wohlverdienten Schlaf reißt. Trotzdem bin ich unendlich müde als ich schließlich vorsichtig aufstehe um Ohnezahn nicht zu wecken. Ich laufe müde zum Strand zurück und springe ins kalte Meerwasser. Sofort bin ich durch das eisige Wasser hellwach und dann kümmere ich mich um unser Frühstück, das wohl nur aus ein paar Fischen bestehen wird. Immer wieder schnappe ich nach den Fischen. Ha endlich. Das war der fünfte Fisch, den ich gefangen habe. Nun trage ich meine Beute zurück zu unserem Lager. Dort macht Ohnezahn bereits ein kleines Feuer mit dem wenigen Holz das er gefunden hat und brät die Fische. Gierig verschlinge ich vier Stück. Ohnezahn reicht einer um Satt zu werden.

,,So mein Freund, jetzt müssen wir nur noch den Steinbock fangen." grummelt Ohnezahn immer noch verschlafen.

Ich erkläre ihm ganz schnell, dass es besser ist, wenn ich das allein mache, ohne einen Reiter auf meinem Rücken. Schmollend dreht Ohnezahn sich weg und ich puste ihm leicht in die strubbligen braunen Haare.

„Jaja schon gut." meint er grinsend. Er boxt mir freundschaftlich gegen die Schulter und dann fliege ich los. Immer höher schraube ich mich in die Luft. Genieße den kalten Wind auf meinen Schuppen. Spüre die warme Luft, die mich nach oben trägt. Gleite mit weit ausgebreiteten Schwingen durch die Luft. Nachdem ich kurz die Atmosphäre genossen habe, richte ich meine scharfen Drachenaugen auf die Insel. Systematisch suche die Gebirgslandschaft ab, die unter mir liegt. Nichts rührt sich und ich stelle ärgerlich fest, dass es wohl noch zu früh ist. Ein Blick nach Osten zeigt mir das die Sonne auch noch nicht mal komplett aufgegangen ist. Dann eine Bewegung unter mir. Mein Kopf ruckt herum und ich erblicke gerade noch wie ein Tier, genau erkennen konnte ich es nicht, in einer schmalen Felsspalte verschwindet. Leise gleite ich tiefer und halte auf die Felsspalte zu. Erschrocken erkenne ich, dass sie zu eng ist, um hinein zu fliegen. Ich stelle die Flügel in den Wind und bremse ab. Eine Handbreite von den spitzen Felskanten entfernt halte ich an und falle zu Boden. Tolle Landung lobe ich mich sarkastisch. Ich sortiere meine Beine und Flügel und stehe mühsam wieder auf. Nach einer kurzen Inspektion stelle ich fest, dass ich, bis auf einen kleinen Kratzer am Rücken, unverletzt bin. Da der Kratzer nicht mal blutet, schenke ich ihm keine Beachtung. Zum Glück sind Drachenschuppen so robust. Ich stecke den Kopf in die Felsspalte und sehe, dass sie einen Ausgang auf der anderen Seite hat. Mist, fluche ich. Wieso hab ich eigentlich immer so viel Pech. Missmutig hebe ich wieder ab und versuche erneut mein Glück. Jetzt fliege ich jedoch etwas tiefer, um schneller reagieren zu können. Und endlich habe ich Glück. Auf einem Felsen vor mir steht ein Steinbock und scharrt mit den Hufen auf dem felsigen Boden herum. Was er da wohl sucht? Seltsame Tiere. So leise wie möglich lande ich in einiger Entfernung hinter dem Steinbock. Hastig ducke ich mich hinter einen Felsen. Vorsichtig schaue ich aus meinem Versteck, doch der Steinbock nimmt keine Notiz von mir. Er hat mich also noch nicht bemerkt und ich habe Glück, der Wind weht aus seiner Richtung zu mir. Er kann mich also nicht, wegen meinem Geruch, entdecken. Langsam nähere ich mich dem Steinbock in geduckter Lauerstellung. Als nur noch eine Drachenlänge entfernt bin, schreckt das Tier hoch und sieht mich aus seinen kleinen, braunen Augen an. Ich sehe in die geschockten Augen meiner Beute und stürze mich mit einem kräftigen Satz auf sie, um ihr die Möglichkeit zur Flucht zu nehmen. Ich drücke den Steinbock mit den Vorderklauen zu Boden und versetze ihm dann schnell den tödlichen Hieb, damit er nicht allzu lange leiden muss.

Als er tot ist, nehme ich ihn vorsichtig auf und fliege schnell zu Ohnezahn zurück. Dieser Faulpelz hat sich doch tatsächlich schlafen gelegt. Empört stupse ich ihn an und er wird wach. Ich lasse die Beute vor ihm auf den Boden fallen und schaue ihn erwartungsvoll an. Er rappelt sich langsam auf und wirft mir dann einen entschuldigenden Blick zu. Ich sehe auf das abgebrannte Feuer. Mist. Ich sammele in meinem Maul einen Plasmastrahl und entzünde damit schnell das Feuer wieder. Ohnezahn nimmt einige Knochen des Steinbocks und zermahlt sie mit zwei Steinen zu einem hellen fast weißen Pulver. Ich setze mich neben ihn und sehe ihm über die Schulter während er arbeitet. Als er eine relativ große Menge des Pulvers zusammen hat, legt er die Steine zur Seite und füllt das Pulver in einen kleinen Lederbeutel. Den Beutel verstaut er in seinem Rucksack, den er sich danach schnell wieder auf den Rücken setzt. Schnell verwischen wir unsere Spuren und bauen die Feuerstelle ab. Schließlich soll niemand wissen, dass wir hier waren, auch wenn hier vermutlich eh niemand vorbei kommt. Aber sicher ist sicher. Nach den Aufräumarbeiten machen wir uns auf den Weg zu der Insel, auf der ich die Blumen vermute. Ischtuan sagte, sie wachsen nur auf moosbewachsenem Untergrund, in der Nähe von Wasser. Das ungewöhnliche ist aber, dass sie meist auf Berggipfeln wachsen sollen. Das finde ich seltsam und die Insel die ich jetzt ansteuere ist die Einzige, die überhaupt in Frage kommt. Am Horizont glitzert das Wasser und funkelt wie ein Edelstein. Unbeschreiblich schön. Schon bald sind wir auf der Insel angekommen. Wir landen am Strand weil ich ungern weiter fliegen will. Hier gibt es viele Drachen, die uns feindlich gesinnt wären, weil sie Menschen verachten. Sie halten sich an die Gesetze, aber sie zeigen den Menschen trotzdem, dass sie sie nicht mögen. Gehetzt sehe ich immer wieder um, doch nie bemerke ich etwas. Dabei habe ich das ungute Gefühl, dass wir beobachtet werden. Hastig folge ich Ohnezahn der sich hier anscheinend recht sicher fühlt. Na gut, ok, kein Wunder, schließlich ist er tief in sich immer noch ein Drache, auch wenn er momentan meinen Körper hat. Aber mir ist diese Insel echt unheimlich.
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Verkehrte Welt 1 - Die Kinder des Himmels [Httyd/Drachenzähmen leicht gemacht]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt