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Er steht einen Meter neben mir. Der große Samu, der jetzt ganz klein wirkt.
Während er noch in Gedanken versinkt, stecke ich schnell Vivis Brief in meine Handtasche. Sie hat bestimmt ihre Gründe, weshalb sie den mir nicht vor Samus Augen gegeben hat. Ich würde zu gerne wissen, was da drin steht. Und das so schnell wie möglich. Aber ich sehe Samu an, dass er mich jetzt mehr braucht. Ich drehe mich zu ihm und mustere ihn. Sein Blick geht immer noch in die Richtung, in der das Auto verschwunden war, aber sein Blick ist leer. Oder auch nicht? Ist er voller Sorge und Schmerz? Ich kann es von der Seite nicht deuten. Ich gehe langsam auf ihn zu und umarme ihn. Ein Abschied fällt immer schwer. Ich kann ein bisschen nachvollziehen wie er sich fühlen muss. Und gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass ich keine Ahnung habe wie er sich jetzt fühlt. Abschiedsschmerz, ja. Aber wer kann schon genau beschreiben, wie man sich da fühlt? Ich umarme ihn einfach, da ich es gerade in diesem Augenblick für die beste Lösung halte.
Irgendwann löst er sich von mir und formt mit seinen Lippen ein "Danke". Ich nicke und streiche ihm über den Arm.
"Lass uns wieder rein zu den anderen gehen", schlägt er vor. Ich bin von dieser Entscheidung etwas überrascht. Aber wahrscheinlich will er sich nur ablenken. Wir trinken zusammen ein Glas Wein und ein paar Minuten später verabschiede ich mich kurz auf die Toilette, um mich etwas frisch zu machen. Auf dem Rückweg zu Samu treffe ich ein paar alte Schulfreunde und wir unterhalten uns. Es ist schön, ein bisschen an die Zeiten damals zu denken. So komisch wie es klingt, aber die gemeinsame Zeit in der Schule scheint schon wieder so verdammt weit weg. Nach über einer Stunde mache ich mich dann aber auf die Suche nach Samu. Eve ist gerade dabei, Sannas und Miikkas Kinder zu suchen, da sie die beiden für die nächste Nacht mit zu sich nach Hause nimmt. Nach einer Stunde entdecke ich eine Gestalt auf einer Bank am See. Die Bank steht etwas abgelegen und man sieht fast nur das weiße Hemd. Da ist er endlich. Ich gehe auf ihn zu. Im Mondlicht glitzert etwas neben ihm. Als ich fast vor ihm stehe sah ich, dass eine leere Wodka-Flasche im Gras vor ihm liegt und er gerade eine weitere halbleere Flasche ansetzt. "Samu!!", rufe ich durch die Nacht. Erschrocken sieht er mich an. Dann wechselt sein Blick zu genervt. "Ey, Maja deine Moralpredigten kannste dir jetzt echt sparen. Ich will nix hören. Geh einfach. Ich weiß, was ich tue", lallt er mir entgegen und macht mit seiner Hand eine undeutliche, aber abweisende Handbewegung. Ich muss schlucken. Das hat gesessen.

best friends ... or more?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt