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Maja POV

Ich saß bei den Technikern während dem Konzert. Doch ich war ein bisschen zu dünn angezogen. Schon nach ein paar Minuten bekam ich Gänsehaut. Mikko bemerkte das. "Warte kurz", sagte er und ging. Kurze zeit später kam er mit einem Sunrise Avenue Pulli vom Merch-Bus wieder. "Danke", sagte ich lächelnd und zog ihn über. Dann beobachten wir das Konzert zusammen weiter. Samu hat komplett umgeschaltet. Ich freue mich, dass er auf der Bühne so happy ist, aber ich mache mir ehrlich gesagt auch ein bisschen Sorgen um ihn. Ist das normal? Nach eineinhalb Stunden verlassen die Jungs die Bühne. Alle, besonders Samu, sind total durchgeschwitzt. Noch ein bisschen außer Atem verlassen sie die Bühne und kommen zu uns. "Das war großartig", sage ich lächelnd. Samu schaut kurz auf und lächelt schwach. "Danke", sagt er. Dann gehen die Jungs zusammen zu den Duschen. Ich bleibe bei Mikko und wir gehen schon in Richtung des Ausgangs. "Danke übrigens wegen vorhin", sage ich leise. Kurz sieht mich Mikko verwirrt an, aber dann scheint ihm einzufallen, was ich meine. "Ja. Ich hab vielleicht einfach nicht den passenden Moment gefunden...", antwortet er. "Weißt du was er vorhat nach der Tour jetzt?", frage ich. Doch Mikko schüttelt nur den Kopf: "Normalerweise fliegt er nach Australien, aber mir hat er noch nix gesagt." Ich nicke. Was hat Samu vor? Will er wirklich weg? Und wenn ja...? Alleine? Während ich mir darüber den Kopf zerbreche, kommen die Jungs wieder aus der Dusche und wir gehen gemeinsam zum Auto. Samu und ich sitzen hinten. Er schaut abwesend aus dem Fenster. Osmo scheint schon kurz nach dem Auftritt einiges getrunken zu haben. Lallend singt er auf dem Weg ins Hotel noch einige Lieder vom Konzert. Ich versinke in meine Gedanken. Plötzlich zucke ich zusammen. Ein paar hundert Meter von uns entfernt hat gerade ein Blitz eingeschlagen. Meine Augen flackern und mein Puls steigt schnell an. Mein Herz klopft schneller. "Zur Zeit ziehen viele Gewitter über Berlin", gibt der Fahrer als Erklärung ab. Tropfen prasseln auf das Auto. Nun bin ich diejenige, welche ihre Hand zu einer Faust ballt. Vergeblich versuche ich damit das Zittern unter Kontrolle zu bekommen. Von einer auf die andere Sekunde wird mir eiskalt, dann wieder heiß. Dann wieder kalt. Vor meinem inneren Auge flackern die Bilder auf. Von damals. Wie der Blitz vom Himmel zuckt. Auf sie herab. Meine Eltern. Sie waren fast bei mir. Vor vielen Jahren. Nur noch ein paar Meter und sie hätten es geschafft. Ich war zum Haus gerannt durch das Gewitter. Aber sie hatten es nicht mehr geschafft. 10 Meter trennten uns. Und sie wurden vom Blitz erwischt. Ich konnte nichts tun. Meine Eltern waren sofort tot. Und ich musste es mit ansehen. Diese Szene spielt sich immer und immer wieder vor meinem inneren Auge ab. Und ich kann es nicht stoppen. Ich kann es nicht aufhalten. Ich kann es nicht verhindern. Wie ich ihren Tod nicht verhindern konnte.

Ich drücke meine Finger so fest zu einer Faust, dass mir meine Fingernägel ins eigene Fleisch schneiden. Es tut weh. Im Herz. Nicht in der Hand. Diesen Schmerz spüre ich schon gar nicht mehr.

Plötzlich spüre ich Samus warme große Hand auf meiner. Sanft streichelt er über meine Faust. Ich starr auf meine Hand. Vorsichtig schiebt er seine Finger zwischen meine und löst so meine verkrampften Finger voneinander. Ich sehe ihn an.

best friends ... or more?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt