[1] Lot of history

3K 89 25
                                    

19. Dezember 2018

Nervös strich ich meine schwitzigen Hände an der Jeans ab. Nachdem wir die Pause verkündet hatten, hatten wir uns zwar öfter getroffen und einen Kontaktabbruch hatte es bei keinem von uns gegeben.
Trotzdem ließ der Gedanke, gleich alle drei wieder zu sehen, eine unerklärliche Nervosität in mir aufkommen. Doch obwohl mir ganz schwindelig vor Aufregung war, freute ich mich schon seit unserer Vereinbarung auf diesen Tag.

Ich sah den schmalen, Schnee bedeckten Weg hinunter, der zu Louis' Haus führte. Da hier der Schnee im Gegensatz zu dem Vorgarten mit verschiedensten Schuhabdrücken gekennzeichnet war, schienen die anderen Jungs schon vor mir angekommen zu sein. Bei meiner Verspätung war das aber auch nicht verwunderlich.

Mein Blick wanderte weiter zum Haus und blieb schließlich bei dem Laufrad hängen, welches an der Hauswand lehnte. Augenblicklich huschte ein Grinsen über meine Lippen. Ich hatte Freddie schon ein paar Mal persönlich getroffen. Jedoch war es schon eine ganze Weile her. Und so freute ich mich um so mehr, dass Louis' Sohn ausgerechnet dieses Wochenende zu Besuch kam.

Ich atmete noch einmal tief durch und schlug dann den Weg zur Haustür ein. Einen Moment trat ich unruhig von einem Fuß auf den anderen, ehe ich es wagte die Klingel zu drücken.
Da ertönten auch schon Stimmen und Schritte. Kurze Zeit später wurde die Tür schwungvoll geöffnet und Louis' Gesicht strahlte mir entgegen.

„Niall!", rief er erfreut und zog mich in eine Umarmung. „Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr"
Als Antwort schenkte ich ihm ein Lachen. Schließlich klopfte er mir auf die Schulter und nahm meinen blauen Mantel entgegen, ehe er mir bedeutete ihm zu folgen.

Während wir den Flur entlang liefen, sah ich mich neugierig in allen Richtungen um. Es war eine Weile her, dass ich das letzte Mal hier gewesen war. Trotz der gebliebenen Schlichtheit wirkte es gemütlich. An den Wänden hingen allerlei Fotos von Eleanor, Freddie und Louis. Ein paar Zeichnungen hatten ebenfalls den Weg an die Wand gefunden. Sie sahen aus, als seien sie von einer Kinderhand entstanden worden und waren nur mit viel Fantasie zu entschlüsseln.

„Dann sind wir wohl vollzählig", riss mich Louis aus den Gedanken, der in den Wohnbereich trat.
Sofort fiel mein Blick auf Liam und Harry. Sie saßen nebeneinander auf dem Sofa und schienen bis eben noch in ein Gespräch vertieft gewesen zu sein. Nun jedoch hoben sie ihre Köpfe und warfen mir ein Lächeln zu. Ich konnte nichts anderes tun, als es wortlos zu erwidern.
Ein Anflug von verschiedensten Emotionen suchte mich auf. Es war so viel Zeit vergangen und doch fühlte es sich an wie vor drei Jahren.

„Möchtest du etwas zu trinken?", fragte Louis da und lief ohne eine Antwort abzuwarten zum Tisch, um mir ein Glas Wasser einzuschenken. Dennoch nickte ich nachträglich und lief zu der Couch herüber.
Als erstes erhob sich Harry und zog mich an sich. „Schön, dass du kommen konntest"

Ich war so überrumpelt von all dem, dass ich ihm wie bei Louis zuvor nur ein Lachen schenken konnte und noch immer keinen Ton raus brachte.
„Ich bin echt froh, dass es geklappt hat", meinte da auch Liam und umarmte mich ebenfalls, ehe wir uns allesamt auf dem Sofa niederließen.

Einen Moment herrschte Stille. Man hörte einzig und allein das leise Plätschern des Wassers, welches in dem Glas landete.
Da reichte mir Louis das Getränk und setzte sich gegenüber von uns auf den Sessel. Er rieb die Hände ineinander und sah uns auffordernd an.
Schnell wanderte mein Blick zu Harry und Liam, die meinen wortlos erwiderten.
Vielleicht hatte sich doch etwas in den letzten Jahren verändert. Noch nie hatte ich eine solche Unsicherheit bemerkt. Nicht einmal in den Anfangszeiten waren wir so scheu gewesen.

„Okay", fing Harry plötzlich an und beugte sich ein Stück vor.
„Wir ziehen also in Erwägung das Comeback in nächster Zeit endlich zu verwirklichen"
Die Betonung, die er auf das Wort endlich legte, ließ ein Lächeln in meinem Gesicht erscheinen. Ich konnte es mehr als nur gut nach empfinden. Das alles hatte mir gefehlt. Die Jungs, die Gespräche, das Lachen und das gemeinsame Singen. Der Gedanke, dass wir die Vergangenheit zurück holen würden, war beängstigend und zugleich verdammt aufregend.

„Wenn ihr denkt, dass es der richtige Zeitpunkt ist, bin ich dabei", durchbrach Liam da meinen Gedankengang und sah in die Runde. Einen Moment betrachtete ich ihn von der Seite und stellte beruhigt fest, dass er sich anscheinend von der Trennung mit Cheryl einigermaßen erholt hatte.
Wir hatten es mit Sophia hautnah mit erlebt. So waren alte Erinnerungen und Bedenken in mir auf gekommen, als ich die Nachricht von Liam vor knapp einem halben Jahr erhalten hatte.

„Woher weiß man denn, dass es der richtige Zeitpunkt ist?", hakte Louis plötzlich nach und lehnte sich mit verschränkten Armen im Sessel zurück.
„Wir haben alle ein Album heraus gebracht. Und zwei von uns haben sogar ein Kind. Ist das nicht lange genug, um wieder zusammen zu finden?", warf ich ein und sah in die Runde. „Ich meine, wir scheinen tatsächlich so richtig erwachsen geworden zu sein"

Nun waren alle Augenpaare auf mich gerichtet.
„Erwachsen?", forschte Louis nach. Auf seinem Gesicht zeichnete sich Skepsis ab.
„Wenn du dich mit sechsundzwanzig nicht erwachsen fühlst, dann warst du mit achtzehn tatsächlich noch ein Kind", lachte Liam und sah ihn mit seinem typischen Liam-Grinsen an.
„Leute", rief Harry plötzlich und bekam so unsere volle Aufmerksamkeit.
„Wenn wir es schon mal als vier beschäftigte Erwachsene"
Er warf Louis einen vielsagenden Blick zu. „Geschafft haben, zusammen zu kommen, sollten wir auch zum Punkt kommen. Die Frage ist, ob wir uns dafür bereit fühlen oder nicht"

Ich hatte Angst vor diesem Schritt, aber fühlte ich mich so bereit wie noch nie zuvor. Ohne Frage, in den letzten drei Jahren hatte ich viele neue Erfahrungen sammeln können. Es war aufregend gewesen und eine ganz neue Welt. Nun aber wollte ich zurück in die Vergangenheit. Und ich war mir ziemlich sicher, dass es den anderen genauso erging.
Doch bevor einer von uns den Mund auf bekam, hörten wir auf einmal einen Schüssel in der Haustür.

Comeback (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt