[22] No control

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„Niall, da ist deine Mutter", rief Harry plötzlich gegen die Rufe an.
Der Massenauflauf am Flughafen machte es mir unmöglich ein bekanntes Gesicht aus den anderen herauszufiltern. Erst als Harry in Mums Richtung zeigte, nahm ich ihren Haarschopf wahr.
Wir schlängelten uns, umgeben von Bodyguards, an den anderen vorbei und erreichten gleich darauf Mum und Chris, die sich bereits suchend nach uns umgesehen hatten.

Ich schloss meine Mutter in die Arme und atmete einen Moment ihren vertrauten Geruch ein. „Und?", fragte sie schließlich. „Gibt es etwas neues?"
„Ne, außer das Harry seit...", fing ich an zusagen, wurde jedoch von einem unerträglichen Schmerz in meinem linken Fuß unterbrochen. Louis war dermaßen auf mein Schuh getreten, dass ich innerlich laut aufjaulte.

„Außer das Harry seit wir wieder zusammen unterwegs sind, wenig Zeit für seine Familie hat", vervollständigte Louis schnell meinen Satz. Hut ab für seine grandiose Improvisation. Dennoch warf ich ihm einen wütenden Blick zu. Gut, beinahe hätte ich mich in der Öffentlichkeit verplappert, doch hätte nicht ein leichter Stoß in die Seite gereicht, um mich davon abzuhalten?

Mum schien glücklicherweise von alldem nichts mit bekommen zu haben.
„Ich habe Kuchen gebacken. Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne mit zu uns kommen"
Sie warf Liam, Harry und Louis einen auffordernden Blick zu.
„Nur wenn es keine Umstände macht", entgegnete Harry und sah unsicher von ihr zu Chris. Dieser schien jedoch ebenso wenig etwas dagegen zu haben. So beschlossen wir den Tag gemeinsam in meinem Elternhaus zu verbringen, ehe die anderen für die Nacht in ein Hotel gefahren wurden.

Es war ein ungewohntes Bild meine Familie und Freunde an einem Tisch sitzen zu sehen. Doch ich freute mich ungemein, all diese Menschen vereint zu haben.
Noch dazu in meinem Elternhaus, welches so viele Erinnerungen hervor rief. In der Ecke hinter dem Kamin hatte ich mich oft versteckt, wenn sich Mum und Dad gestritten hatten.
Und auf dem Sofa, welches noch immer im Wohnzimmer stand, gab es eine Menge Kindheitsfotos von mir.
Es war verrückt wie sich alles veränderte und manches trotzdem immer ein Bestandteil des Lebens sein würde.

Nach einer Weile stießen auch Greg, Denise und Theo dazu, während Dad den Tag über beschäftigt war und erst am Abend kommen würde.
„Hallo", rief Theo in die Runde und erlangte so die volle Aufmerksamkeit der Gruppe. Besonders Louis hob seinen Kopf und warf ihm ein Grinsen zu.
Ich konnte nicht glauben wie groß mein Neffe geworden war.

Schnell erhob ich mich und lief hinüber zur Tür, um die drei zu begrüßen. Zuerst schloss ich meinen Bruder in die Arme. Wir hatten uns eine ganze Weile nicht mehr gesehen. So hatte ich ihn ziemlich vermisst.
Am Anfang seines Lebens verbrachte man so viel Zeit mit seinen Geschwistern und letztendlich begann jeder sein eigenes Leben zu leben. Das hatte ich wohl so frühzeitig anfangen müssen, dass Greg und ich schneller den Kontakt verloren hatten, als es bei einer anderen Familie der Fall gewesen wäre.

„Schön dich wieder zu sehen", meinte ich ehrlich.
„Finde ich auch, Kleiner" Er sah mich grinsend an, ehe wir uns voneinander lösten und ich mich an Theo wandte.
„Na, mein Lieblingsneffe? Wie geht es dir?"
„Gut", meinte Theo kurz angebunden und lief hinüber zu Louis, der den Stuhl ein Stück zurück geschoben und ihn auffordernd angesehen hatte.

„Da sieht man einmal den Sohn seines Bruders und er haut einfach ab", murmelte ich beleidigt.
Lachend zog auch Denise mich in eine Umarmung, als plötzlich Mum hinter uns auftauchte, um die neuen Gäste in Empfang zu nehmen.
Sie hatte das Gastgebersein schon immer geliebt. So hatte es mich nicht gewundert, dass sie so viel gebacken hatte, dass es für eine ganze Fußballmannschaft, plus Trainer, ausgereicht hätte.
Dafür saßen wir auch noch lange am Tisch und aßen die köstlichsten Kuchen, die die Welt je gesehen hatte. Zuhause schmeckte es eben immer noch am besten.

Während Harry in ein Gespräch mit Denise vertieft war (Die Beiden schienen sich sehr gut zu verstehen), sprach Mum mit Greg und mir, da wir uns alle ziemlich lange nicht mehr gesehen hatten.
Louis und Theo begannen irgendwann im Wohnzimmer Fußball zu spielen. Auch Liam stieß dazu und schien jede Menge Spaß zu haben.
Theo genoss die Aufmerksamkeit meiner Freunde in vollen Zügen und konnte sein Grinsen gar nicht mehr ablegen.

Da ging es mir nicht anders. Mal sprach ich mit meiner Familie über den Einstieg der Tour, über die schönen Erlebnisse, aber auch über die Bedenken, die ich noch immer mit mir herum trug. Dann verschwand ich wieder im Wohnzimmer, um das Fußballspiel zu verfolgen.
Ich lehnte mich mit verschränkten Armen im Türrahmen und betrachtete die Drei für eine Weile.

Für mich waren Louis und Liam immer noch die selben, ob sie nun einen Sohn hatten oder nicht. Doch wie sie mit Theo sprachen und agierten, zeigte plötzlich eine ganz andere Seite in ihnen.
Ich war mir sehr sicher, dass sie wunderbare Väter waren. Auch wenn es ihnen Zwischenzeitig beiden nicht ganz so gut ging und es beide Male Unsicherheiten gab.

„Tor!", rief Theo laut und hob seine kurzen Arme in die Luft.
Der Ball rollte tatsächlich an Liams Beinen vorbei. Ich wusste, dass er ihn mit Links davon abhalten könnte. Doch das tat er nicht. Schmunzelnd ließ ich mich aufs Sofa nieder, um mir das Spiel weiter anzusehen.
Theo schoss ein Tor nach den anderen, wodurch sein Grinsen immer breiter wurde. Und in seinen Augen funkelte etwas auf, das nur Kinderaugen ausstrahlen konnten.

Plötzlich wurde ich von einem lauten Scheppern aus den Gedanken gerissen.
„Fuck!", ertönte Louis' erschrockene Stimme. Ruckartig hob ich meinen Kopf und sah von ihm zu der Vase, die nun in tausenden Einzelzeilen auf dem Boden lag.
Kurze Zeit später hörten wir schnelle Schritte. „Was ist passiert?", rief Mum aufgebracht. Hinter ihr erschienen auch Harry, Denise, Chris und Greg. Allesamt betrachteten die Scherben auf dem Boden.

„Oh Mist", nuschelte ich und sah vorsichtig zu Mum auf. Die Vase war ein Familienerbstück, das sie extra in dem Regal aufgestellt hatte.
„Und aus diesen Grund sollte man im Wohnzimmer kein Fußball spielen!", rief Greg und warf seinem Sohn einen scharfen Blick zu. Dieser senkte abrupt den Kopf.
„Das war ich", warf Louis ein und trat von einem Fuß auf den anderen. „Wenn ich sie irgendwie ersetzten kann, lasst es mich wissen"

„Ach herrje" Mum kniete sich auf den Boden, um die Scherben näher zu betrachten. „Mach dir keinen Kopf, Louis. Es war ja nur ein Stück Porzellan. Außerdem soll das ja Glück bringen"
Sie zwinkerte ihm zu.
Schließlich erhob ich mich vom Sofa, um ein Kehrblech zu besorgen.

„Geht es weiter?", fragte Theo da und sah aus großen Augen von Liam zu Louis und wieder zurück.
„Du, ich glaube das war es erst mal", meinte Liam und fuhr meinem Neffen deprimiert über den Kopf.

Comeback (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt