[35] Depend on it

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„Ich möchte nicht, dass du dich stockbetrunken dem nächstbesten Mädchen um den Hals wirfst. Dort draußen wirst du keine zweite Hailee finden"
Nachdem Liam diese Worte ausgesprochen hatte, ließ ich abrupt die Saiten mit meiner Handfläche verstummen.

Eine Weile war es totenstill. Dann öffnete Liam abermals seinen Mund. „Es reicht schon aus, dass einer von uns solche Fehler gemacht hat. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schlimm es ist, wenn du dich in eine Sache verrennst und dann merkst, dass es kein Zurück mehr gibt. Wenn du jeden um dich herum verletzt, weil du selbst nicht mehr weißt wohin mir dir"

Ich spürte, dass ihm Vieles auf dem Herzen lag. Nur wagte ich es nicht ihn darauf anzusprechen. Ich wusste, dass er schwere Zeiten durchmachen musste.
Liam war ein Mensch, der Einsamkeit verabscheute. Er brauchte immer Jemand an seiner Seite. Anderseits hatte er das Gefühl sich zu verlieren. Dabei war es genau andersherum.

„Liam", murmelte ich leise und strich über die Gitarrensaiten, die ein dumpfes Geräusch von sich gaben. „Du darfst dir keine Vorwürfe deswegen machen. Jeder macht Fehler"

„Ja, ich weiß. Ich möchte dich einfach vor meinen Fehlern bewahren" Liam gab ein Seufzen von sich und fuhr sich durch das Gesicht.
„Ihr habt mir echt gefehlt, damals. Klar, meine Kumpels waren cool drauf. Wir hatten viel Spaß. Aber ich konnte mit niemanden reden, als Cheryl und ich uns getrennt haben. Ich weiß, Louis hat unsere Beziehung immer hinterfragt. Harry und du, ihr ward einfach höflich. Aber ihr hättet mich trotzdem verstanden. Nur hattet ihr ja kaum Zeit. Ich meine, als wir uns getrennt haben warst du auf Tour und Harry gerade durch. Mit Louis habe ich schon geschrieben und telefoniert, aber ich habe mich doch sehr einsam gefühlt. Und dann habe ich es wieder einmal überstürzt und verbockt!"

Langsam drehte ich mich zu ihm um. Er sah so hilflos und verletzt aus, wie ein kleiner Junge. Eine Menge Gedanken kamen in mir auf.
Ich hatte das alles gewusst, aber eher durch das Internet und kaum durch ihn selbst. Er wollte nie darüber reden. Und so hatte ich dies auch nie getan.
„Ich wünschte, ich hätte dir helfen können", meinte ich ehrlich und bekam ein schlechtes Gewissen. So wie ich es bei Harry bekommen hatte, als er mir von Larry erzählt hatte.

„Na ja, aber am Ende wird sowieso alles anders. Und manchmal wenn man denkt, dass es verloren gegangen ist, kommt es doch wieder zurück", riss mich Liam auf einmal aus den Gedanken.
„Over and over the only truth, everything comes back to you", sang ich mit einem matten Grinsen und begleitete diesen Satz mit der Gitarre.
„Ich meine es Ernst", entgegnete Liam, doch konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen.

„Das tue ich auch", meinte ich schließlich und sah ihn gedankenverloren an. Nach einer Weile, fügte ich hinzu: „Louis hat heute vor dem Konzert gesagt, dass Hailee ihre Meinung vielleicht ändert. Meinst du das stimmt?"

„Ich weiß es nicht. Aber nach heute...", Liam suchte nach den richtigen Worten.
„Versteh schon" Ich spürte erneut Tränen in meine Augen steigen. Faszinierend was ein einziger Gedanke alles auslösen konnte.

„Festhalten oder Loslassen. Beides funktioniert nicht", meinte Liam schließlich leise und atmete geräuschvoll aus.
Ich nickte leicht, als er sich langsam vom Bett erhob und zur Tür lief. „Es ist spät"

„Ich werde sowieso kein Auge zu bekommen", meinte ich mit rauer Stimme. Behutsam legte ich die Gitarre zur Seite und schlang meine Arme um mein Knie.
„Soll ich Louis nach seinem Laptop fragen? Dann kannst du Netflix oder so gucken" Liam sah mich fragend an.
Ich biss die Zähne zusammen und schüttelte leicht den Kopf.
„Ich komm schon klar"

„Okay. Wenn du reden willst oder Gesellschaft brauchst, du weißt ja wo du mich findest"
„Danke", hauchte ich leise, ehe ich mich ins Kissen zurück sinken ließ und mir durchs Gesicht fuhr. Ein Moment später fiel die Tür leise ins Schloss.

Festhalten oder Loslassen. Immer wieder hörte ich diese Worte in meinen Kopf. Ich musste mich entscheiden. Aber hatte sie mir diese Entscheidung nicht schon längst abgenommen?
Sie wollte Abstand. Und Abstand war nichts anderes als eine Pause. Doch aus einer Pause konnte schnell ein Ende werden.
Aber gab es doch auch Ausnahmen. One Direction war das Beste Beispiel dafür, dass Abstand nichts zu bedeuten hatte.

Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare. Ohne das ich es wollte, griff ich nach meinem Handy. Ich begann Hailees Nummer zu wählen.
„Das ist ein Fehler", dachte ich im Stillen, doch meine Daumen tippten eine Zahl nach der anderen ein.
Da ertönte auch schon ein leises Tuten. „Scheiße", entfuhr es mir. Was tat ich hier nur? Loslassen, nicht Festhalten!
Beinahe wäre mir das Handy aus der Hand gefallen, als sich auf einmal ihre Stimme meldete.

„Hey, hier ist Hailee Steinfeld. Anscheinend bin ich zur Zeit beschäftigt oder habe mal wieder mein Handy verlegt. Hinterlasse gerne eine Nachricht und ich rufe sobald es passt zurück"

Schnell legte ich auf und warf mein Handy auf den Sessel neben dem Nachtisch, um nicht abermals in Versuchung zu kommen.
Ich ließ mich erneut auf die Matratze sinken und starrte zur Decke auf. Vielleicht war es an der Zeit endlich Erwachsen zu werden und Loszulassen.

Comeback (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt