[23] It's a hard road

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Der Tag verging nach meinem Geschmack viel zu schnell.
Doch die Vorstellung heute Nacht bei meiner Familie zu übernachten, ließ alles andere in den Hintergrund rücken.
Gemeinsam brachten wir Liam, Louis und Harry zur Tür.
Harry bedankte sich noch einmal für das Essen, ehe er sich mit einer herzlichen Umarmung von jedem einzeln verabschiedete.

Louis unterdessen konnte sich nicht von Theo trennen, der sich an seinen Beinen festgeklammert hatte.
„Kann man den Kleinen mitnehmen?", fragte Louis Denise und sah zu seinen Füßen herunter.
Lachend schüttelte sie den Kopf. „Tut mir leid, Louis. Der gehört zu uns"
Mit diesen Worten hob sie ihn hoch und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Wir spielen wieder Fußball, ja?", fragte Theo. Er sah meine Freunde fragend an.

„Nächstes Mal bin ich auch dabei", warf ich ein und sah motiviert in die Runde.
„Aber nicht im Wohnzimmer", entgegnete Liam und stupste Louis in in die Seite. Dieser kaute verlegen auf seiner Unterlippe herum. Anscheinend war ihm die Sache mit der Vase ziemlich unangenehm.
Bevor er mich zum Abschied in die Arme schloss und anschließend das Haus verließ, entschuldigte er sich abermals bei meiner Mutter. Diese winkte erneut ab, obwohl ich wusste, dass sie es Tief in ihren Inneren nicht ganz so locker nahm.

„Wir sehen uns morgen Nachmittag, Niall", riss mich Liam aus den Gedanken. „Ich schreibe dir noch mal"
„Shit!" Ich schlug mit der Handfläche gegen meine Stirn.
Erst jetzt fiel mir Hailees Nachricht wieder ein, die sie mir vor fast vierundzwanzig Stunden geschickt hatte. Sie musste denken, dass es beabsichtigt war, dass sie noch keine Antwort erhalten hatte.

Alle Augenpaare waren auf mich gerichtet. Wie sollte ich diese Reaktion denn jetzt vor der versammelten Mannschaft erklären?
„Mir ist gerade etwas eingefallen", murmelte ich leise. Glücklicherweise hatte ich mich im nächsten Moment wieder im Griff und verabschiedete mich als letztes von Liam.
Er war genauso wie die anderen etwas irritiert, doch keiner sprach mich mehr auf meinen Einfall an.

Eine halbe Stunde später saß ich im Wohnzimmer auf dem Sofa und starrte auf mein Handy. Ich wollte ihr eine Antwort schreiben. Doch ich konnte nicht.
Mit ihr zu reden fiel mir manches Mal schon schwer. Und nun konnte ich nicht mal ihr Gesicht sehen, wenn sie es sich durchlas.
Was war, wenn ich etwas falsches schrieb?

„Was machst du denn da?", riss mich eine Stimme aus den Gedanken.
Da spürte ich auch schon wie Theo neben mir auf das Sofa sprang und neugierig meine Hände zu sich schob, um ein Blick auf mein Handy zu werfen.
„Ich schreibe Hailee", murmelte ich abwesend und legte für einen Moment den Kopf in den Nacken, um besser nachdenken zu können.

„Ist Hailee deine Freundin?", fragte Theo nach und setzte sich mit ausgestreckten Beinen neben mich. Ich schüttelte den Kopf und legte ihm meinen Arm um.
„Du hast sie gern, nicht?", hakte er weiter nach. Ich nickte leicht. Mühsam versuchte ich den Anflug von Trauer zu unterdrücken.
Doch schien Theo zu spüren, was in mir vor ging, da er seinen Kopf an meinen Arm legte und leise sagte: „Musst nicht traurig sein, Nia"

Er war der einzige Mensch, der mich so nannte. Früher als er noch ganz klein war, hatte er meinen Namen nie richtig aussprechen können.
Und jetzt wo er es konnte, blieb es bei Nia. Das war schon zu einer Gewohnheit bei uns geworden.

„Nervst du mal wieder deinen Onkel, Theo?", fragte Greg auf einmal und ließ sich gegenüber von uns auf den Sessel fallen.
„Er nervt nicht", meinte ich schnell und fuhr ihm über die Schläfe. Er schloss die Augen und kuschelte sich an mich.
Greg und ich tauschten lächelnd Blicke aus.
„Ich brauche deine Hilfe", erklärte ich schließlich und drückte ihm das Handy in die Hand.
„Ich weiß nicht wie das alles weiter gehen soll! Ich kann ihr noch nicht mal mehr schreiben, ohne einen Nervenzusammenbruch zu bekommen"

Einen Moment war es still, während Greg sich Hailees letzte Nachricht durchlas. Schließlich begann er eine Antwort zu verfassen.
„Schicke es aber noch nicht ab!", befahl ich erschrocken. Doch mein Bruder ließ sich nicht verunsichern und tippte entschlossen auf mein Handy ein. Es verstrichen Sekunden, die sich wie Minuten in die Länge zogen.
„Abgeschickt", verkündigte Greg schließlich. Es schien als würde mein Herz stehen bleiben. Ruckartig entwendete ich ihm das Gerät und las mir seine Worte durch.

Hey Hailee,

ich bin heute bei meiner Familie in Irland angekommen und hatte deswegen keine Zeit dir zu antworten.

Aber ich würde mich auch sehr freuen dich zu treffen, da ich gerne mal über etwas mit dir reden würde. Ich hoffe wir finden bald einen Tag, an dem wir beide Zeit haben.

In Liebe Niall ♡

„Spinnst du!", rief ich so laut, dass Theo neben mir erschrocken zusammen zuckte. „Erstens will ich überhaupt nicht gerne mit ihr über etwas reden und zweitens" Ich holte Luft. „In Liebe Niall mit Herz?!"
„Sie hat doch auch ein Herz geschickt oder nicht?", fragte Greg ruhig nach.
„Sie ist ja auch eine Frau. Die packen hinter allem noch ein Herz. Aber ich doch nicht!", rief ich aufgebracht.

Einen Moment war es still. Ich konnte nicht den Blick von dem Display nehmen. Das alles kam mir vor wie ein Traum.
So schnell wie die Aufregung gekommen war, verzog sie sich jedoch wieder. Vielleicht hatte er Recht. Vielleicht sollte ich nach so langer Zeit wirklich mit der Wahrheit raus rücken. Zudem war die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie sie schon kannte.

„Wie machst du das nur?", fragte ich schließlich nach und fuhr mir durch die Haare. „Du hast eine Frau und ein Kind und ich kriege nicht einmal das allein auf die Reihe"
Gedankenverloren sah ich zu Theo, der noch immer halb auf meinem Schoß lag und die Augen geschlossen hatte.

„Mach dir nichts draus, Kleiner", meinte Greg und warf mir einen aufmunternden Blick zu. „Wenn du endlich mit ihr redest, kann es nur besser werden. Und irgendwann wird deine Freundin ein Brautkleid kaufen und ihr werdet ein Kinderzimmer einrichten und eine richtige Familie werden"

Aus irgendeinen Grund zog sich bei diesen Worten mein Magen zusammen. Ich wollte Hailee meine Freundin nennen können, doch alles andere war mir viel zu viel. Wollte ich denn überhaupt irgendwann ein solches Familienleben führen?

Comeback (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt