Mein Gefühl hatte Recht behalten. Als ich zwei Stunden später in meinem Hotelzimmer auf dem Bett saß und die Wand gegenüber anstarrte, wünschte ich mich zurück auf die Bühne.
Dort fühlte ich mich sicher. Und die Sorgen und dunklen Gedanken verzogen sich zumindest zum Teil. Doch jetzt kehrte all das zurück.Eine Weile blieb ich noch still sitzen und ließ meine Gedanken kreisen. Irgendwann erhob ich mich und verließ das Zimmer. Es erinnerte mich zu stark an letzte Nacht, in der ich zumindest noch gehofft hatte.
Ich schloss hinter mir ab, damit mir Liam nicht wieder Vorwürfe machen konnte und schlich leise den Gang hinunter.
Hier hatten die anderen ihr Zimmer in der selben Etage und ich hatte nun wirklich keine Lust einen von ihnen zu begegnen und ein Gespräch anzufangen.Ich ging strickt am Fahrstuhl vorbei und lief zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe herunter. Fahrstuhlfahren hatte ich schon immer gehasst. Und da mir noch immer etwas schwindelig war, wollte ich kein Risiko eingehen.
In der Lobby standen nicht nur allerlei Sessel und Tische, sondern auch eine kleine Bar.
Als ich näher trat, sah mich der Mann hinter dem Tresen fragend an. „Qui?“
Ich bestellte mir ein Bier und ließ mich in einen der Sessel nieder. Gedankenverloren trank ich ein paar Schlucke.
Es war so kalt, dass augenblicklich meine Finger einfroren. Doch der bittere Geschmack war jetzt genau das richtige für mich.Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, aber plötzlich sah ich vor mir auf den Boden drei Schuhpaare. Zwei Turnschuhe und ein schwarzes Paar, welches ohne Zweifel Harry gehören musste.
„Wir haben dich überall gesucht“, ertönte da auch schon seine Stimme. Ich rührte mich nicht.
„Und haben uns Sorgen gemacht“, fügte Louis hinzu und trat von einem Fuß auf den anderen.
Seufzend hob ich meinen Kopf und sah meinen drei Freunden ins Gesicht. „Mir geht es gut!“Da machte Liam auf einmal den Mund auf: „Leugnung ist die erste Phase. Glaubt mir, damit kenne ich mich aus. Es gibt fünf weitere bis zur Akzeptanz. Je nach Mensch und Situation haben sie einen verschieden großen Zeitraum, der zwischen...“
„Kannst du nicht einmal die Klappe halten, Klugscheißer?“, zischte Louis und sah Liam genervt an. Dieser hob entschuldigend die Hände und sah beleidigt zu Boden.„Willst du irgendwas machen? Feiern gehen und Musik hören, tanzen, bisschen trinken und so weiter?“, fragte Louis da an mich gewandt und sah mich fragend an.
Bevor ich mir jedoch eine Antwort zu Recht gelegt hatte, übernahm Harry das Wort: „Louis dein 'Miss you-Prinzip'“
Er setzte Louis' Song mit seinen Fingern in Anführungszeichen.
„Funktioniert vielleicht bei dir, aber sicher nicht bei Niall. Ich lass ihn in diesem Zustand garantiert nicht mit dir und dem Alkohol alleine“„Hallo? Schon vergessen, dass ich ein verantwortungsbewusster Vater bin?“, fragte Louis beleidigt nach und fügte nach einer Weile hinzu: „Außerdem ist es immer noch besser, als Niall mit seinem Elend allein zu lassen“
Langsam nahm ich einen Schluck von dem Bier und beobachtete meine Freunde weiterhin stumm, wie sie über mein Leben diskutierten. Ich hasste es, wenn sie das taten.„Finde ich auch“, meinte Liam da und griff nach meiner Bierflasche.
„Das ist nur ein einziges Bier. Du glaubst doch nicht enrnsthaft, dass mir das schadet?“, hakte ich nach, erhob mich ruckartig und versuchte gegen Liam anzukommen.„Ich bin keine siebzehn mehr. Ich komme alleine klar und brauche eure mühsamen Versuche mein Leben auf die Reihe zu bekommen nicht mehr, okay?“, knurrte ich und hatte das Bier noch immer fest umschlossen.
„Verdammt dann benehme dich gefälligst auch so!“, rief Liam laut.
Die Flasche fiel uns gleichzeitig aus den Händen und zerbrach auf dem Boden.„Puis-je vous aider?“, fragte kurze Zeit später eine Stimme neben uns.
Da tauchte auch schon der Mann vom Tresen auf und begann die Scherben einzusammeln. „Danke…ähm...Merci“; murmelte Harry, als einziger und sah gedankenverloren von ihm zu uns.„Niall, das wollte ich nicht...“, fing Liam schließlich an zu murmeln, als der Franzose einen Lappen holen ging.
„Halt einfach den Mund!“, zischte ich wütend und trat über die Scherben herüber. Tränen brannten in meinen Augen und bahnten sich einen Weg über meine Wangen. Zu der Wut mischte sich ein schlechtes Gewissen.
Hailee, Louis, Liam und Harry wollten nur das Beste für mich. Der einzige, der den Mund halten sollte, war ich selbst.Kurze Zeit später saß ich erneut auf meinem Bett. Ich fühlte mich so allein wie noch nie und doch wollte ich keine Gesellschaft. Ich hatte gedacht, dass mit dem Comeback sich alles zum Guten wenden würde.
Dass wir vier zusammen alles schaffen konnten, sowie wir es früher gemacht hatten. Und jetzt war ich es, der das verhinderte.Schließlich griff ich nach meiner Gitarre und begann leise zu spielen, während ich vor mich hin sang.
„When you feel your love's been taken“ Einen Moment unterbrach ich die Begleitung mit der Gitarre, um mir über die Augen zu wischen.
„When you know there's something missing“
Ich ließ meinen Blick zu dem Fenster schweifen. Draußen wurde es bereits dunkel. Die Sterne zeichneten sich wie kleine leuchtende Punkte am geschwärzten Himmel ab.Es verging einige Zeit, in der ich einzig und allein meine eigene Stimme hören konnte. Sie zitterte, genauso wie meine Finger. Doch spielte ich dennoch unbeirrt weiter, während der heutige Tag an mir vorbei zog, als würde sich ein Filmband in meinem Kopf abspielen.
Doch dieses wurde auf einmal von einem Klopfen unterbrochen. Ich ignorierte es und spielte weiter auf der Gitarre.
„Niall?“, fragte Liams leise Stimme. Abermals schenkte ich ihr keine Beachtung.
„Kann ich kurz mit dir reden?“, fragte er unsicher. Ich hörte wie er die Tür hinter sich schloss und spürte wie das Bett ein Stück einsank, als er sich hinter mir niederließ.Ich entlockte den Saiten weiterhin eine Melodie und drehte mich nicht zu ihm um. Erst als abermals seine Stimme ertönte, wurde ich hellhörig: „Ich habe nach der ganzen Zeit immer noch das Gefühl, dass du mein kleiner Bruder bist, Niall. Und dass ich dich vor der Welt beschützen muss. Weil ich genau weiß, wie es da draußen zu geht“
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Comeback (One Direction)
Fanfiction»Wir werden zurück kommen, ganz sicher. Das hier ist erst der Anfang, wir können noch so viel zusammen erreichen« Diesen Satz hat Niall unzählige Male gesagt. Nun ist es an der Zeit ihn nach so langem Warten endlich in die Tat umzusetzen. Doch nich...