[8] Write you a song

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„Und dann ist sie einfach abgehauen?", fragte Louis zum gefühlt hundertsten Mal. Abermals nickte ich und starrte weiterhin auf meine Schuhe.
Im Augenwinkel sah ich, wie Louis sich am Sofa zurück lehnte und seine Füße auf das Leder ablegte, während Harry ihm einen strengen Blick zu warf.

„Und was hat das jetzt zu bedeuten?", hakte ich nach und stützte mein Gesicht in den Händen ab. Louis zuckte mit den Schultern und streifte sich seine Schuhe ab. „Du solltest mit ihr reden"
„Definitiv nicht", gab ich schlagartig zurück.
Hailee und ich kannten uns nun schon eine längere Zeit und wir waren immer gute Freunde gewesen, die sich über Gott und die Welt unterhalten konnten. Doch so gern ich auch ihr meinen Kummer von der Seele redete, das hier war etwas ganz anderes.

Harry machte bereits Anstalten etwas zu sagen, als plötzlich sein Handy einen leisen Ton von sich gab. Schnell griff er nach dem Gerät, warf einen flüchtigen Blick drauf und legte es schnell zurück auf den Wohnzimmertisch.
Ich hatte das Gefühl, dass er sich dabei nicht gerade wohl fühlte.
Jedoch verlor ich darüber kein Wort und lehnte mich stattdessen mit verschränkten Armen zurück an die Lehne.
„Kommen wir besser zu den wichtigen Themen", meinte ich da und sah in die Runde.

„Liebe ist sehr wichtig", entgegnete Louis und schaffte es trotz seinem verschmitzten Grinsen diesen Satz todernst klingen zu lassen.
„Ich meine den Song, den wir schreiben wollten, Tomlinson" Langsam verlor ich meine Geduld mit ihm. Glücklicherweise schien das Louis nun auch bewusst zu werden. So verließ kein Wort mehr von Haliee und mir seine Lippen und ich konnte mich wieder entspannen.

Eine halbe Stunde später stieß auch Liam dazu. Er sah genauso müde aus, wie ich mich fühlte. Anscheinend hatte er verschlafen, da er sein Frühstück, welches aus einem Coffee to go und einem Hörnchen bestand, auf dem Sofa nachholte.
„Okay", meinte Harry schließlich und sah in die Runde. Er sprühte eine solche Vorfreude aus, dass sie augenblicklich auf mich abfärbte.

Es war so lange Zeit her, dass wir alle vier unsere Gedanken in einen Song untergebracht hatten. Jeder war in den letzten Jahren einen anderen Weg gegangen.
Die Musik war so vielfältig, dass man keinen Stil mit einem anderen vergleichen konnte. Dadurch hatte ich Bedenken gehabt, dass wir vier nicht mehr so gut harmonieren würden wie früher.

Man konnte es mit Farbe vergleichen, welche in einen Eimer gegeben wurde. Manche Farben ergaben eine ganz neue und schönere. Wenn sie jedoch zu bunt wurden, kam letztendlich nur noch eine ekliger Braunton heraus, mit dem niemand etwas anfangen konnte.

Doch meine Bedenken waren unbegründet. Es hatte sich vieles verändert, aber manches würde wohl immer gleich bleiben.
Irgendwann lag ich bäuchlings auf dem Sofa, während Louis vor mir auf dem Boden saß und den Kugelschreiber hoch warf, ehe er ihn, ohne von dem Papier in seinen Händen aufzuschauen, wieder auffing.

Liam saß hinter ihm und studierte ebenfalls die Sätze, die bereits einen Weg auf den Zettel gefunden hatten.
Harry unterdessen saß mit meiner Gitarre in den Händen an der Wand gelehnt und sah aus strahlenden Augen zu uns herüber.
Ich konnte ebenfalls mein Grinsen nicht von meinem Gesicht nehmen.
Es fühlte sich an wie damals. Nur Harry mit einer Gitarre zu sehen war ein ungewohntes Bild. Doch musste ich zu geben, dass er dieses Instrument wirklich gut beherrschte.

Es vergingen mindestens zwei Stunden. Es war nicht so, dass wir den Song nicht in kürzester Zeit fertig bekommen hätten. Nur schweiften wir andauernd vom Thema ab, bis wir realisierten, dass wir erneut in der Vergangenheit stecken geblieben waren und zurück in die Gegenwart kamen.

Ich lachte bis mir der Bauch wehtat und besonders Liam sah ich an, dass er sich um einiges besser fühlte. 2018 hatte er es nicht gerade leicht gehabt, so wünschte und glaubte ich, dass es dieses Jahr anders werden würde.
Aber nicht nur Liam, sondern auch Harry und Louis schienen glücklicher zu sein denn je.

Mein Flicker-Album war aus meinen eigenen Gedanken, Empfindungen und Gefühlen entstanden. Aber jetzt, wo wir alle vier unseren fertig aufgeschriebenen Song betrachteten, wurde mir Bewusst, dass ich das Schreiben und Singen wieder mit meinen Jungs teilen wollte.

Es verstrichen viele Minuten, in denen wir schweigend da saßen. Unser Neuanfang lag in Form eines Liedes in unserer Mitte. Jeder schien die Sätze auf sich wirken zu lassen.
„Das ist also der Beginn einer weiteren Reise", sagte Harry auf einmal. Ich konnte nicht deuten, ob er glücklich oder besorgt war. Ich wusste nur, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, ganz egal was auf unseren Song Second History folgen würde.

Comeback (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt