13. Januar 2019
Die ganze Nacht bekam ich kein Auge zu. Immer wieder kam die Szene zurück in meinem Kopf, welche sich vor knapp vier Stunden abgespielt hatte.
Haliee war nun mal eine Frau, die man nicht einmal dann verstand, wenn man glaubte sie langsam einschätzen zu können. Sie hatte ihre eigenen Regeln und Vorstellungen. Und genau wegen dieser Stärke mochte ich sie so.Dennoch trieben mich diese Gedanken nun in den Wahnsinn. Bevor ich ihr zu Nahe kommen konnte, hatte sie abgeblockt. Und kurz darauf hatte sie mir einen Kuss gegeben.
Das machte doch überhaupt keinen Sinn. Immer und immer wieder ging mir die selbe Frage durch den Kopf.
War unser Verhältnis wirklich mehr als Freundschaft oder hätte der Wangenkuss gleichermaßen von einer besten Freundin kommen können?Seufzend sah ich erneut auf meinen Wecker. Es war schon fast vier Uhr Morgens.
In acht Stunden musste ich schon bei Harry sein, da wir uns dazu entschieden hatten, einen weiteren Song zu schreiben, der unsere Rückkehr als Band verdeutlichen sollte.
Ich freute mich endlich wieder gemeinsam mit den Jungs Texte schreiben zu können. Doch befürchtete ich, dass wenn ich weiterhin zur Decke aufsah, ich mit meinem müden Zustand keine große Hilfe darstellen würde.Meine innere Unruhe bewegte mich schließlich zum Aufstehen. Ich lief auf nackten Füßen über den Laminatboden zu dem Fenster herüber.
Mit einem Knopfdruck auf der linken Wandseite, setzte sich die Jalousien in Bewegung und offenbarte mir den Blick in den Sternen übersäten Himmel. Obwohl Weihnachten schon gut einen Monat her war, hing noch etwas feierliches in der Luft. Der Schnee, die Stille und die Sterne.
All das lenkte mich von meinen Sorgen und Gedanken ab.Noch eine Weile sah ich der Natur beim Erwachen zu, ehe meine Vernunft mich zurück unter das warme Federbett scheuchte. Ich wickelte mich in die Decke ein und zog meine Beine an meinen Bauch an.
So verfiel ich in wirre Träume, in denen Hailee, One Direction und Ed sheeran keine unwichtige Rolle spielten. Auch hätte ich schwören können, Johns Lachen in der Ferne gehört zu haben.Obwohl ich kaum geschlafen hatte, hatte ich rechtzeitig das Haus verlassen und klingelte noch vor der vereinbarten Zeit an Harrys Haustür.
Einen Augenblick später stand er auch schon in einem schicken Hemd und einer perfekten Frisur im Türrahmen. Ich fragte mich ernsthaft, weshalb er sogar bei sich Zuhause aussah, als würde er jeden Moment auf einer Hochzeit erscheinen können.
Ich hingegen trug eine bequeme Jeans mit einem schlichten Oberteil, welches ich schon etliche Jahre besaß. Und machte mit meinen tiefsitzenden Augenringen nicht gerade einen guten Eindruck.„Hey", begrüßte Harry mich lächelnd und schloss mich für einen Augenblick in die Arme. „Ich hoffe mal, dass du nicht mehr sauer auf uns bist"
Er sah verlegen auf sein Fußabtreter. „Das ist nicht auf meinen Mist gewachsen. Ich habe Louis noch versucht zu erklären, dass wir zu alt für diese Spielchen geworden sind"Ich winkte schnell ab und murmelte: „Es war ganz nett"
Mühsam versuchte ich mit meinen Gedanken nicht zu gestern Abend abzuschweifen und erneut ins Grübeln zu verfallen.„Das sieht aber nicht so aus", riss mich Harry misstrauisch aus den Gedanken. Da ich keine Lust hatte ins Detail zu gehen, lief ich ohne eine Antwort zu geben an ihm vorbei in den Flur.
Ich lehnte meine Gitarrentasche an die Wand neben der Garderobe, streifte meinen Mantel ab und verstaute ihn zwischen Harrys dutzenden anderen Jacken.
„Warten wir am besten im Wohnzimmer auf die anderen" Harry deutete vor sich, woraufhin ich mich mit meiner Gitarre in der Hand in Bewegung setzte.Auch bei Harry hatte sich nach dem letzten Aufenthalt nicht viel verändert. Neben dem Fernseher stand noch immer das kleine Regal, dessen Fächer mit verschiedensten Musikalben gefüllt waren. Und in der hintersten Ecke des Zimmers thronte der uralte Plattenspieler, den er einst von seinem Stiefvater bekommen hatte.
Langsam setzte sich Harry auf das Ledersofa und bedeutete mir, ebenfalls Platz zu nehmen. Ich verstaute vorerst sorgfältig die Gitarre, ehe ich dieser Bitte nachkam.
„Liam verspätet sich wahrscheinlich, aber wir sollen im Notfall schon mal ohne ihn anfangen", erklärte Harry, da er anscheinend der Stille ausweichen wollte.
Ich wusste, dass er neugierig war, wie das spontane Treffen mit Hailee verlaufen war. Nur war er im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten so freundlich seine Neugierde im Zaun zu halten.„Freust du dich schon?", fragte Harry auf einmal und sah mich fragend an. „Ja, ich habe es echt vermisst mit euch auf der Bühne zu stehen", meinte ich grinsend und wurde augenblicklich von dutzenden Gefühlen und Erinnerungen aufgesucht.
„Oh ja", stimmte er mir zu und verschränkte seine Hände im Nacken. „Ich frage mich, wie wir es so lange ohne einander ausgehalten haben"
Ich lachte und fuhr mir über die müden Augen. Einen Moment war es still. Selbst das Verhältnis von Harry und mir hatte sich über die Jahre ein wenig verkrampft.Nach einer Weile brach ich unser Schweigen schließlich: „Aber es ist immer noch krass, wie das ganze Internet von Artikeln, Gerüchten und Kommentaren überquillt. Auf YouTube versuchen die Fans bei dem What makes you beautiful Musikvideo eine Milliarde Aufrufe zu bekommen. Auf Instagram drehen die Fans erst recht am Rad. Die ganze Klatschpresse schreibt dutzende Comeback Berichte. Dabei gibt es doch eigentlich wichtigere Themen, als unsere Band", sprudelte es aus mir heraus.
Harry nickte in sich gekehrt und sah mich gedankenverloren an. Ich wusste, dass er ein bescheidener Mensch war. Ohne Frage, er hatte Selbstbewusstsein und kannte seine Stärken, aber nie würde er viel dafür verlangen.
So war es auch mit Liam und Louis. Sie gaben den Leuten das, was sie zu bieten hatten und erwarteten keine große Rückleistung.
Es war immer nur wichtig gewesen, dass wir Fünf Spaß hatten und unseren Traum lebten. Und so ging es uns allen noch heute. Nun ja, fast allen...Gerade als ich vor lauter Müdigkeit in einen weiteren Redeschwall verfallen konnte, läutete es an der Tür.
„Louis", sagten Harry und ich wie aus einem Munde.
Das war es dann wohl mit dem Verdrängen der gestrigen Geschehnisse.
DU LIEST GERADE
Comeback (One Direction)
Fanfic»Wir werden zurück kommen, ganz sicher. Das hier ist erst der Anfang, wir können noch so viel zusammen erreichen« Diesen Satz hat Niall unzählige Male gesagt. Nun ist es an der Zeit ihn nach so langem Warten endlich in die Tat umzusetzen. Doch nich...