[80] I'll learn to breathe on my own

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Es fühlte sich an, als hätte man alle Puzzleteile gefunden, gesammelt und vor sich aufgetischt. So als würde nun kein Teil mehr fehlen, um das Bild vollkommen aufbauen zu können.
Dennoch konnte man es sich durch die vielen Einzelteile nicht erschließen und das Ergebnis somit auch nicht entschlüsseln.
Ich verstand immer mehr, was Harry und Aiden den letzten Monat über beschäftigt hatte, was sie soweit brachte, sich ignorant oder verstellt zu verhalten. Nur fehlte die entscheidende Erklärung, um meine letzten Fragezeichen aufzulösen.

Liam, Louis, Eleanor und Hailee mussten ähnliches in ihren Köpfen durchspielen. Keiner sagte ein Wort oder rührte sich. So vergingen gefühlte Stunden, ehe Harrys Stimme die Gedanken gefüllte Stille brach: „Lass mich dir wenigstens den Flug nach Hause bezahlen, damit du dich nicht wieder überarbeiten musst“
Vorsichtig sah ich durch den Türspalt hindurch, als plötzlich Liam seine Hand auf meine Schulter legte und an mir vorbei spähte.

„Harry, wann verstehst du endlich, dass ich unabhängig von dir sein will. Ich bin zwar finanziell nicht so gut bedient wie du, aber das heißt noch lange nicht, dass ich das nicht alleine schaffe!“, antwortete Aiden in einer Lautstärke, die einfach nicht zu seiner Stimme passte.
Ich sah, wie Harry für einen Moment die Augen schloss und seinen Daumen und Zeigefinger um seinen Nasenrücken legte.
„Nein Aiden, ich meine doch nur...“ Er wurde immer leiser.

Dann passierte alles ganz schnell. Ohne dass ich begriffen hatte, was geschah, hatte Aiden sich bereits umgedreht und lief fluchtartig auf uns zu.
Bevor ich mich auch nur nach einem passenden Weg umschauen konnte, der uns aus der Spionagesache heraus geholt hätte, stand Aiden plötzlich vor uns. Kurz starrte er uns nur aus leeren Augen an, dann murmelte er etwas wie „Schön euch kennengelernt zu haben“ und lief an uns vorbei den Gang herunter.

Louis war der erste, der sich aus seiner Starre befreien konnte.
„Hey Aiden!“, rief er ihm bestimmt nach und lief los.
Zu meiner Erleichterung folgte nun auch Eleanor. Diese war wohl jetzt der passendste Gesprächspartner, den Aiden finden konnte. Schließlich saßen sie in ein und dem selben Boot und so konnte sie ihm vielleicht am Untergehen hindern.

Wir anderen blieben einen weiteren Moment einfach nur stehen und ließen all das auf uns wirken.
„Harry“, sagte Liam auf einmal und öffnete vorsichtig ein Stück weiter die Tür.
Wir folgten ihm in das Zimmer, in welchem Harry auf einer alten Kiste saß, die Hände auf den Knien abgestützt und den Blick auf seine Beine gerichtet.
Das Kabelwirrwarr neben ihm und die vielen Scheinwerfer ließen deuten, dass sich auch unter Harry in der Kiste Technik befand.

„Das tut mir alles schrecklich leid“, murmelte Liam da und fuhr sich unsicher durch die Haare.
Immer wieder sah ich zur Tür. Hoffend, dass Louis, Eleanor und Aiden zurück kommen würden.
Es dauerte einige Zeit, bis wir tatsächlich Schritte vernahmen und aufsahen.
Alle außer Harry, der seine Position die letzten Minuten nicht verändert hatte.
„Bitte Aiden“, dachte ich nervös und drehte mich schließlich zu Tür um. Louis trat ein, dicht gefolgt von Eleanor. „Er ist weg“

„Scheiße“, entfuhr es mir, während ich automatisch nach Hailees Hand griff. Sie schloss ihre zarten Finger um meine und sah von Harry zu Louis und schließlich zu mir.
„Auf seinem Handy...“, Kurz holte Louis Luft, da er scheinbar gerannt war. „...habe ich nur noch gesehen, dass er einem gewissen Myles geschrieben hat, ob er morgen kommen könne“
„Myles?“, fragte ich mit gerunzelter Stirn nach.
„Sein bester Freund“, drang Harrys heisere Stimme plötzlich aus der Ecke hervor, in der er noch immer kauerte. Sie klang so weit weg, wie sein Besitzer.

„Harry, ich glaube es ist an der Zeit, dass du endlich Klartext sprichst. Langsam glaube ich, dass du uns nicht grundlos nie mehr über seine Vergangenheit und seine Familie erzählt hast“, sagte ich vorsichtig und kam einen Schritt auf ihn zu.
„Wir waren am Ende alle ehrlich. Liam mit Cheryl, Louis mit seinen Bedenken und ich... Na ja, von Hailee und mir wisst ihr doch eh jedes kleinste Datail“
Hailee klappte der Mund auf, während sie mir ein Wie-genau-meinst-du-das-Blick schenkte. Ich winkte entschuldigend ab und sah erneut zu Harry. Dieser hob nun tatsächlich seinen Kopf.

Comeback (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt