[15] Too much to ask

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Mein Puls war noch immer erhöht, als wir nach unseren letzten Song die Bühne verließen und uns auf den Weg nach draußen machten.
Die Menge tobte noch immer, sodass ihre Rufe uns den Gang hinunter begleiteten, bis wir das Gebäude verließen.

„Das war klasse, Jungs", meinte Louis strahlend und klopfte Harry auf die Schulter, der gedankenverloren neben ihm her lief.
Liam und ich nickten zustimmend. Darauf folgte eine Stille. Jeder schien in seinen eigenen Gedanken versunken zu sein.
Unser Schweigen hielt an, bis wir den Tourbus erreichten.
Dort tauschten wir schnell unsere Kleidung mit Jogginghose und einem frischen T-Shirt aus und ließen uns in der gemütlichen Sofaecke nieder, die mit allerlei Kissen ausgepolstert war.

Man konnte fast sagen, dass das hier wie ein zweites Zuhause für mich geworden war. So viele Nächte hatte ich in einen solchen Bus geschlafen. So viele Orte hatte ich hierdurch kennen gelernt und unzählige Konzerte gegeben.
Doch mit Liam, Harry und Louis gemeinsam hier die Zeit zu überbrücken war um einiges interessanter und lustiger, als es ohne sie der Fall gewesen wäre.

Gerade als sich das Fahrzeug in Bewegung setzte und wir uns auf das Ecksofa niedergelassen hatten, klingelte Louis' Handy.
„El", rief er erfreut, nachdem er einen Blick auf das Display geworfen hatte.
„Wer hätte das gedacht", raunte ich in Harrys Ohr, woraufhin er augenblicklich lächelte.
Louis jedoch ignorierte unsere Kindereien und kletterte schnell über Liams Beine herüber, um sich auf eines der Betten nieder zu lassen.

„Hey", rief er glücklich in den Hörer. Obwohl er nicht oft über solche Dinge sprach, wusste ich, dass er sich an eine Fernbeziehung trotz der vielen Erfahrungen nicht gewöhnt hatte. Manches würde einen wohl auch mit viel Übung immer schwer fallen. Doch wenigstens rief Eleanor bei ihm an und war zumindest immer im Herzen bei ihrem Freund...

„Was glaubst du wie es mir geht?", riss mich Louis aus den Gedanken. Noch immer musterte ich ihn durchdringend. Im Augenwinkel konnte ich erkennen, dass auch die anderen interessiert zu hörten.
„Leute, ein bisschen Privatsphäre sollte auch auf Tour drin sein", mit diesen Worten zog er die roten Vorhänge vor unseren Nasen zu und rief nach einer Weile extra laut: „Ja, die Drei können ziemlich nervig sein!"

Darauf folgte abermals eine Stille. Liam steckte sich seine Kopfhörer in die Ohren, legte den Kopf in den Nacken und schien in Gedanken weit weg zu sein.
Einen Moment sah ich aus dem Fenster, obwohl es draußen derart dunkel geworden war, dass ich nur mein eigenes Gesicht und die Lampe über uns in der Glasscheibe erkennen konnte.
Bevor ich über das Sofa zu meiner Tasche klettern konnte, um ebenfalls mein Handy heraus zu nehmen, brach Harry auf einmal die Stille: „Niall, kann ich dich mal etwas fragen?"

Ich blieb in meiner Bewegung stehen und drehte mich schließlich zu ihm um. „Immer doch"
„Meinst du, dass man immer ehrlich sein sollte?" Harry sah mir fest in die Augen. Das war immer ein Zeichen dafür, dass es ihm ernst war.
„Klar, was ist das für eine Frage?", entgegnete ich etwas irritiert und ließ mich zurück gegen die Lehne sinken.

Harry presste die Lippen auf einander. Dann fügte er leise hinzu: „Auch wenn das bedeutet, dass man vielleicht anders gesehen wird. Obwohl genau das der Fehler der Menschen ist"
Nun war ich endgültig verwirrt. Ich räusperte mich leise, doch fand noch immer nicht die richtigen Worte.

„Und was wenn andere nicht wollen, dass man ehrlich ist?", fügte Harry mit brüchiger Stimme hinzu.
„Du macht mir echt Angst", meinte ich und brachte ein Grinsen zu Stande. Schließlich fügte ich in einer James Bond artigen Stimme hinzu: „Also wenn du im Bus eine Leiche versteckt hast, dann sag es mir ruhig. Falls die Bullen kommen, werde ich dich jeden Tag im Knast besuchen kommen"

„Wer hat eine Leiche im Bus versteckt?", hakte plötzlich Louis nach und zog ruckartig die Vorhänge zur Seite.
Er sah von Harry zu mir und wieder zurück. „Ich wäre doch so ein guter Komplize gewesen"
„Harry hat es anscheinend auch ohne dich hingekriegt", lachte ich los. Da zog Harry das Kissen, welches er zuvor als Polsterung benutzt hatte, hinter seinem Rücken hervor und schleuderte es mir um die Ohren. „Hör auf so einen Mist zu labern!"

Einen Moment sah ich zu Liam, der uns genervt ansah, doch bevor ich mir weiter darüber Gedanken machen konnte, kam Louis zu uns herüber gelaufen.
Er kletterte über Liams Beine und platzierte sich zwischen den beiden anderen.
„Ach vergesst es einfach", meinte Harry da und wechselte schnell das Thema: „Das war ja ein kurzes Telefont, Lou"

„Es ist ja auch schon bald zwölf. Morgen muss sie früh raus. Da wollte ich sie nicht länger wachhalten", erklärte Louis schnell, verschränkte die Hände im Nacken und schloss für einen Moment die Augen.
„Niall?", fragte Harry auf einmal nach, woraufhin ich den Kopf hob. „Kann ich das Kissen wieder bekommen?"
Provokant hob ich es in die Höhe und ließ es in meiner Hand hin und her schwingen. Ich dachte gar nicht erst daran, es ihm wieder zu geben.

„Niall, hier" Louis winkte in seine Richtung. Schnell warf ich es ihm zu. Wobei das Warf mit einem Schleuderte und das ihm mit Liam ersetzt werden konnte.
Damals im Sportunterricht hatte ich meist nur ein E im Werfen geschafft. Heute bemerkte ich auch aus welchen Gründen.
„Passt doch auf", zischte Liam und schaute ruckartig von seinem Handy auf.

Louis warf Harry und mir unauffällig einen Was-ist-denn-mit-dem-los-Blick zu. Diesen konnten wir nur wortlos erwidern. Ich wusste, dass Liam an das Comeback immer glaubt hatte und nun mit der Entscheidung glücklich war. Doch warum war er dann so zickig?
„Ist alles okay?", hakte Harry nach und sah ihn besorgt an.
„Ich möchte einfach nur meine Ruhe, okay?" Ruckartig erhob sich Liam und lief hinüber zu seinem gemachten Bett.
„Er wird schon so wie Zayn", flüsterte Louis.

Harry warf ihm unmissverständliche Blicke zu.
Ich wusste, dass er es nicht mochte, wenn wir ihn in das Gespräch mit einbauten. Ob es negativ oder positiv war, war dabei völlig egal.
Ohne ein Wort zu sagen, zog Liam die Vorhänge energisch zu und drehte sich geräuschvoll zur Wand um.
Betreten sah ich zu den anderen und flüsterte so leise es ging: „Das hat er gehört"

Comeback (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt