[25] Are we friends or are we more?

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Eine Weile saßen wir schweigend auf dem Doppelbett und wagten es nicht uns in die Augen zu sehen. Ich konnte Harry förmlich denken hören, doch es verstrichen weitere Sekunden, in denen es still blieb.
„Ich habe es nie ausgesprochen", hauchte er plötzlich mit brüchiger Stimme. „Noch nie in den neun Jahren"

Mühsam versuchte ich meine zitternden Finger zu verbergen.
Seit dem Tag, an dem ich sein Geheimnis erfahren hatte, hatte ich daran denken müssen. Doch das wirklich etwas an Larry dran war, hätte ich nicht erwartet.

Schließlich holte er abermals tief Luft. „Als ich sechzehn war, war ich ziemlich beeindruckt von dem zwei Jahre älteren Louis. Er war unverschämt direkt, charmant, lustig und hatte ein großes Selbstbewusstsein. Und er war nicht gerade unattraktiv. Außerdem .... Niall! Hör auf so zu grinsen!"

„Entschuldige", meinte ich prompt und bemühte mich einen normalen Gesichtsausdruck aufzusetzen.
Einen Moment hörten wir einzig und allein dem Regen zu, der gegen die Scheibe prasselte. So als würde er anklopfen wollen.
Da wurde Harrys Ausdruck von einer Sekunde auf die andere ernster. „Es war eine typische Jugendschwärmerei. Mit Träumereien und Schmetterlingen. Aber ich konnte mit niemanden darüber reden. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe es bis zu diesem Tag keiner Menschenseele erzählt"

Eine Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus. Ich konnte diese Worte nicht realisieren, obwohl sie so eindeutig waren, sowohl heute als auch damals.
„Meinst du, er hat es gewusst? Ich meine Louis" Ich sah Harry vorsichtig an.

Unsere Blicke trafen sich. Dann nickte er leicht. „Ich denke schon. Die ganzen Larry-Gerüchte sind ja auch ein Beweis dafür, dass ich nicht gerade unauffällig war. Aber trotzdem hat er nie darüber gesprochen, sondern es einfach akzeptiert"
Ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen, während er noch immer auf den Boden starrte.
„Warum hast du es uns nie erzählt?", hauchte ich, obwohl er diese Frage mehr oder weniger schon beantwortet hatte.

„Ich bin damit klar gekommen. Anfangs war auch alles gut.
Wir haben uns geneckt und sind uns.. na ja irgendwie näher gekommen...Louis hatte kein Problem damit.
Irgendwann aber habe ich gemerkt, dass er distanzierter wurde. Er hat mich oft zurück gewiesen. Das war ziemlich schmerzhaft und manchmal war ich einfach nur noch wütend auf Lou. Dabei war er immer so lieb und verständnisvoll. Egal wie dumm ich mich auch benommen habe.
Na ja, und dann kam Eleanor! Und plötzlich hat Louis eine solche Aggressivität gegenüber Larry gezeigt. Das tat verdammt weh.
Ich wusste, dass er mich dadurch nur schützen wollte.
Vor den Leuten da darußen und irgendwie auch vor mir selbst. Aber es hat mir jedes Mal einen Stich versetzt"

In Harrys Augen funkelte eine Mischung aus Erinnerungen und Tränen. Ich wusste wovon er sprach...

Hows this, Larry is the biggest bullshit I've ever heard. I'm happy why can't you accept that!

Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was diese Worte in ihm ausgelöst hatten. Schließlich hatte Louis seine Hoffnungen immer und immer wieder öffentlich zu Nichte gemacht.
Am liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen, doch war ich noch viel zu sehr überrumpelt von all den neuen Informationen.
Ich hatte geglaubt ihn nach neun Jahren einigermaßen zu kennen, doch nun erfuhr ich, dass Larry nicht durch die Fans oder Louis entstanden war. Der einzige Auslöser war Harry selbst gewesen.

„Das muss schrecklich für dich gewesen sein", murmelte ich benommen. Vor meinen geistigen Auge sah ich den sechzehnjährigen Harry, der dieses große Geheimnis mit sich herum tragen musste.
„Vieles das ich damals getan oder gesagt habe, bereue ich heute. Ich habe Louis damit in eine echt unangenehme Situation gezogen!" Harrys Stimme wurde lauter, sodass ich meinen Kopf hob. „Meinetwegen wird Eleanor bis zu diesem Tag beschimpft"

Ich sah ihn fassungslos an. „Das glaubst du doch nicht ernsthaft? Die Fans haben zu viel Freizeit und zu viel Fantasie. Es ist nicht deine Schuld, Harry"
Darauf folgte eine Stille. Keiner wusste, was er sagen sollte. Mein Kopf schmerzte unerträglich. Das alles war zu viel neues für einen zu kurzen Zeitraum.

Es verging einige Zeit, in der wir schwiegen. Ich hatte das Gefühl, dass ihm noch vieles auf der Zunge lag. Doch anscheinend hatte er für heute genug Erinnerung aus der Vergangenheit aufgewirbelt.

„Aber jetzt ist ja alles gut" Er sah mich lächelnd an. „Das mit Aiden ist besonders und nicht mit dem vom damals zu vergleichen"
Ich erwiderte sein Lächeln.

Da nickte er auf einmal Richtung Balkontür und murmelte leise: „Ich... ich glaube ich muss mal kurz an die frische Luft"
Verständnisvoll erhob mich vom Bett.

Gerade als ich die Tür erreicht hatte und die Klinke herunterdrücken wollte, hielt ich einen Moment Inne.
„Harry?" Der Angesprochene drehte sich noch einmal zu mir um. „Danke, dass du mir das erzählst hast"
Als Antwort schenkte er mir ein Lächeln, ehe er ebenfalls den Mund aufmachte: „Wenn du mal über Hailee reden willst, bin ich für dich da"

Augenblicklich schoss mir die Röte in die Wangen. Ich war so durcheinander von der ganzen Larry-Sache, dass mir ihr Name plötzlich ganz fremd vor kam.
„Ich sehe dir an, dass du an sie denkst, Niall", riss mich Harry aus den Gedanken und sah mir einen Moment in die Augen. Ruckartig senkte ich meinen Kopf.
Die Angewohnheit Alles und Jeden mit seinem durchdringenden Blick zu mustern, sollte Harry sich dringend abgewöhnen.

Ohne noch etwas hinzuzufügen, öffnete er die Balkontür.
Langsam trat er nach draußen und blieb unbeirrt im Regen stehen. Seine Finger schlossen sich um das Gelände, während er starr geradeaus sah. Ich hatte vielleicht nicht bemerkt, dass er sich in seinen besten Freund verliebt hatte, doch eins wusste ich: Jetzt wollte er alleine sein.

So verließ ich das Hotelzimmer und ließ mich mitten im Gang zu Boden sinken. Mein Kopf lehnte an der harten Wand, während sich dutzende Gedanken in ihm drehten.

Comeback (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt