[50] To be loved and to be in love

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19. April 2019

Als ich am nächsten Tag mein Haus betrat, erwartete mich eine Stille und das Chaos, welches ich mit Kissen, restlichen Klamotten und Musikalben im Wohnzimmer zurück gelassen hatte.
Das Haus wirkte, als hätten es lange Zeit keinen Menschen mehr gesehen. Schnell riss ich die Fenster auf und verstaute den unausgepackten Koffer oben im Schlafzimmer, ehe ich den Weg nach unten in die Küche einschlug. Dort schaute mir ein leerer Kühlschrank entgegen, den ich gezwungenermaßen noch heute füllen musste.

Vorerst jedoch kramte ich meine Klamotten vom Sofa und ließ mich auf diesem nieder. Es verging einige Zeit, in der ich einfach nur da lag und die Stille auf mich wirken ließ.
Aus irgendeinen Grund kam es mir vor, als hätte ich unseren Toureinstieg nur geträumt. Als hätte mir Harry nie erzählt, dass er einen Freund hatte. Als hätte das Treffen mit Hailee nie statt gefunden.
Und als hätte Eleanor nie aufgehört Louis' Anrufe strahlend entgegen zu nehmen. Louis.

Ruckartig sprang ich auf und verfing mich mit meinem Fuß in der Wolldecke. In letzter Sekunde konnte ich mich noch auf dem Glastisch abfangen. Ich atmete erleichtert aus und nahm mir vor noch heute das Haus aufzuräumen. Zuerst hatte ich jedoch noch etwas zu erledigen. So machte ich mich auf dem Weg nach oben, um mein Handy aus meinem Koffer zu fischen.

Während ich mich auf der Bettkante niederließ, wählte ich bereits Louis' Nummer.
„Was gibt’s?“, fragte Louis kurze Zeit später am anderen Ende der Leitung. Glücklicherweise schien es ihm um einiges besser zu gehen, als gestern.

„Wie geht es dir?“, fragte ich dennoch nach und ließ mich zurück auf das Bett fallen.
„Es ging mir nie besser“, verkündete mein Kumpel nun, während ich ihm förmlich lächeln hörte. Mit dieser Aussage war ich nur noch verwirrter. Gestern noch schien er am Tiefpunkt gewesen zu sein und mit einem Mal hatten sich alle Probleme in Luft aufgelöst.
Egal wie er es geschafft hatte, ich würde liebend gerne von ihm lernen, wie es funktionierte.

„Und Eleanor?“, fragte ich vorsichtig nach. Nicht, dass es wieder einmal einer seiner Spiele war, um uns nicht die Wahrheit erzählen zu müssen. Ich traute Louis vieles zu.
„Wir sehen uns am Ersten bei der Veranstaltung mit den anderen“, brach er da das Gespräch ab. Empört setzte ich mich auf und wollte noch etwas hinzufügen, doch da erreichte bereits ein leises Tuten mein Ohr.

Jetzt kannte ich Louis schon knapp zehn Jahre und hatte noch immer keine Ahnung, was in seinem Kopf vor sich ging. Ich musste mich wohl oder übel bis zum ersten Mai gedulden.

Den April ließ ich hauptsächlich in meinen eigenen vier Wänden ausklingen. Da das Wetter mal wieder vollkommen verrückt spielte, hatte ich kein schlechtes Gewissen, wenn ich stundenlang in meinem Laptop starrte und Serien schaute.
Im Gegensatz dazu schien sich Liam hauptsächlich im Fitnessstudio aufzuhalten. Während es bei anderen etwas Positives aussagte, wusste ich, dass es bei Liam umgedrehte Psychologie war.
Ihm schien es noch immer nicht besser zu gehen. Und es würde wohl noch eine ganze Weile dauern.

So wie es bei mir ebenfalls noch einige Zeit brauchen würde, bis ich jenes Vorhaben, welches ich den anderen auf dem Balkon in Berlin verkündet hatte, in die Tat um setzen würde.

Die Tage rauschten an mir vorbei und so kam es, dass der Kalender auf Mai umgeblättert werden musste.
Harry hatte mich schon vor ein paar Tagen angerufen und von seiner Nervosität erzählt.
Er haperte noch immer an seiner Rede, die er vor den versammelten Leuten halten würde. Ich hatte ihm gesagt, dass er einfach er selbst sein solle. Das würde ihm wohl nicht sehr schwer fallen. Harry war immer Harry, egal wo und egal wann.

Doch durch seine Ankündigung, dass er ein Teil der LGBT-Veranstaltung sein wird, sprudelte das Internet mit Kommentaren und Gerüchten nur so über. Scheinbar war es für die Fans der ausschlagende Beweis dafür, dass Harry nicht nur Frauen hinterher sah. Zudem gewann Larry durch die alten Fans abermals an Stärke.
Ich bewunderte Harry dafür, wie locker und gelassen er damit um ging. Er war schon immer stark gewesen, obwohl er Tief in seinem Inneren immer ein zerbrechlicher Junge bleiben würde, dem die Welt so manches mal zu laut wurde.

1. Mai 2019

„Endlich“, begrüßte mich Liam hektisch, als ich am Nachmittag das Gebäude erreicht hatte. Ich war noch nie auf einer solchen Veranstaltung gewesen, doch hatte ich es mir wesentlich leerer und kleiner vorgestellt.
Nun aber liefen überall Mitarbeiter und Fotografen herum, die es sich nicht hatten nehmen lassen, auch ein paar Schnappschüsse von mir einzukassieren.
Zudem gab es so viele Türen, dass einige Zeit vergangen war, bis ich das kleine Zimmer im vierten Stock gefunden hatte, in welchem wir uns treffen wollten.

„Dieses Haus ist der reinste Irrgarten“, rechtfertigte ich meine Verspätung und sah Liam fragend an. „Wo sind überhaupt die anderen?“
Als hätte es der Zufall so gewollte, flog just in diesem Moment die Tür auf und Harry, Aiden und Louis traten ein.
Augenblicklich sah ich zu Louis herüber. Er sah aus wie immer. Dennoch war irgendetwas anders an ihm. Wenn ich doch nur wüsste, was es war.

„Schön, dass du da bist“, riss mich Harry plötzlich aus den Gedanken und kam mir strahlend entgegen. Er trug einen schicken, bunten Anzug und hatte seine Haare ordentlich nach hinten gekämmt.
Kritisch beäugte er nun mein eigenes Outfit, welches aus einer Jeans und einem schlichten, weißen T-Shirt bestand.
Ich hatte es ohne lange zu überlegen übergezogen. Ich war nur froh, dass mir im letzten Moment noch eingefallen war, dass es besser wäre eine Jacke mitzunehmen. Schließlich hatten wir uns alle zusammen nachher zum Grillen bei Liam verabredet. Und wie ich uns kannte, würde es ziemlich spät und somit auch ziemlich kalt werden.

Harry, der gerade Anstalten machte den Mund aufzumachen und sich zu meinem Outfit zu äußern, verharrte plötzlich in seiner Bewegung und drehte sich ruckartig um.
Denn da hatte Louis' Stimme als erstes die Stille gebrochen: „Ich muss euch etwas sagen“
Einen Moment herrschte totenstille, während Louis den Kopf in den Nacken legte und scheinbar nach den richtigen Worten suchte.

„WIR müssen euch etwas sagen“, ertönte da plötzlich eine weitere, vertraute Stimme. Ich sah von Louis zu dem Türspalt, welcher nun zunehmend breiter wurde, ehe Eleanor in das Zimmer trat.
Louis schien sichtlich erleichtert darüber zu sein. „El“, murmelte er und verschränkte seine Hand in ihre.
Alle Augen waren auf das Paar vor uns geheftet, welches sich schweigend ansah.

„Ich bin bald dreifach Vater“, platzte es plötzlich aus Louis heraus, während sich seine blauen Augen mit Tränen füllten.
„Vater?“, fragte ich überrascht. Ein Grinsen schlich sich über meine Lippen und wurde zunehmend breiter.
„Dreifach?“, forschte nun Liam nach, während auch seine Augen zu strahlen begannen.

„Freddie hat bald zwei Geschwisterchen“ Louis' Hand schloss sich noch fester um Eleanors, während seine andere sich sanft auf ihren Bauch legte.
„Zwillinge“ Liam machte große Augen, ehe er mit schnellen Schritten auf die beiden zu kam und sie gleichzeitig in die Arme schloss. „Das ist ja unglaublich“

Ich konnte nichts anderes tun, als sie glücklich anzustrahlen. Ich war mir sehr sicher, dass Louis ein wunderbarer dreifach Vater werden würde.
Er war schon immer kinderlieb gewesen. Er hatte früh angefangen für seine jüngeren Geschwister zu sorgen und bekam durch Kinder eine Geduld, die er bei keinem sonst hatte.

Nachdem sich Liam wieder von ihnen gelöst hatte, meinte Harry mit zittriger Stimme: „Ich freue mich so unendlich für euch, Louis“
Seine grünen Augen füllten sich mit Tränen. Im nächsten Moment drückte er ihn an sich.
Anschließend nahm auch ich die beiden werdenden Eltern in den Arm.
Aiden währenddessen stand etwas unbeholfen neben Harry und trat schließlich zögerlich einen Schritt vor. Er wünschte ihnen Alles Gute, ehe er sich Eleanor vorstellte, die er bislang noch nicht persönlich kennengelernt hatte.
In Aidens Gesichtsausdruck konnte ich ablesen, dass er mit der ganzen Situation etwas überfordert war.
Er hatte sich wohl noch immer nicht daran gewöhnt unser Leben so hautnah miterleben zu können.

„Ihr werdet tolle Eltern“, meinte ich schließlich und ließ mich schon bald von der Emotionalität der anderen anstecken. Schnell fuhr ich mir über die Augen.
Es war schon verrückt, welche Überraschungen und Wendungen das Leben manchmal für einen bereit hielt.
Vermutlich hatte Eleanor sich nur nicht bei Louis gemeldet, da sie Angst hatte, wie er reagieren würde und da sie ihm persönlich ausrichten wollte, dass sie bald Zuwachs im Hause bekommen würden.

„Wir verkünden heute anscheinend beide etwas persönliches, das unsere Leben verändern wird“, meinte Louis da und klopfte Harry brüderlich auf die Schulter. „Aber heute ist dein Tag!“

Comeback (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt