Müde ließ ich mich auf die Matratze fallen und setzte mir meine Kopfhörer auf. Ich wollte einfach nur noch der Musik lauschen und mit ihr zusammen in meine Träume versinken.
Doch bevor ich tatsächlich den Übergang vom Wachsein bis zum Schlafen überschreiten konnte, ertönte plötzlich eine leise Stimme.
Ich versuchte es zu ignorieren. Sicherlich waren das nur die Jungs, die sich noch immer unterhielten.
Doch hatte ich das Gefühl, dass ich gemeint war. Zuerst öffnete ich meine Augen und sah in Harrys Gesicht.
Darauf setzte ich meine Kopfhörer ab und hörte seine Stimme: „Niall, bist du noch wach?"Ich nickte matt, da es ihm ernst zu sein schien.
„Liam?", fragte Harry im nächsten Moment und spähte über mich auf das Etagenbett. Kurze Zeit später ertönte ein Grummeln über mir.
„Sorry, wenn ich euch geweckt habe. Ich kann nicht schlafen und würde gerne mal mit euch reden"
Ich rutschte zur Seite, sodass er Platz nehmen konnte. Auch Liam kletterte zu uns herunter und Louis stieß ebenfalls mit einer Jogginghose und einer Chipstüte dazu.
So quetschten wir uns auf mein Bett. Es war so unerträglich eng, dass sich Louis irgendwann geschlagen gab und sich auf den Boden niederließ.„Ich... Ich", fing Harry an zusagen und atmete geräuschvoll aus.
Einen Moment herrschte Stille. Aus irgendeinen Grund begann mein Herz wie wild zu schlagen. Die Müdigkeit vernebelte meine Gedanken. Alles erschien mir wie ein Traum, doch ich versuchte mich zu konzentrieren.„Ich würde euch gerne Jemanden vorstellen", sprach Harry es aus und legte seine zitternden Finger auf seinen Beinen ab.
Liam und ich tauschten kurze Blicke. Louis währenddessen schien von diesen Worten nicht überrascht zu sein.
Es folgte abermals eine Stille, in der sich meine Gedanken in meinen Kopf drehten. Dann ertönten die Worte, mit denen ich wohl am wenigsten gerechnet hatte und die mir doch so vertraut aus Harrys Mund vor kamen: „Ich würde mich freuen, wenn ihr meinen Freund kennenlernen würdet"Stille. Urplötzlich und wie aus dem Nichts rasten die Worte und Szenen an meinen inneren Auge vorbei:
„Wie sieht es eigentlich bei dir aus?"... Er zuckte kurz mit den Schultern... hatte den Überblick in seinem Liebesleben verloren... „Niall, weißt du wie viele Schlagzeilen es über euch gibt?"...Harry sah gedankenverloren zu Liam herüber...Sein Handy gab einen Ton von sich...ein flüchtiger Blick...Er fühlte sich nicht wohl...
„Und was ist mit euch? Seid ihr auch vergeben?"...Harry schien in seiner Bewegung eingefroren zu sein...in seinen Augen kam ein Gedanke auf...ein Geheimnis...„Meinst du, dass man immer ehrlich sein sollte?"... „Klar, was ist das für eine Frage?"... "Auch wenn das bedeutet, dass man vielleicht anders gesehen wird? Obwohl genau das der Fehler der Menschen ist!"...Und was wenn andere nicht wollen, dass man ehrlich ist?"... „Ach vergesst es einfach"...
„Und?"...Erwartungsvoll sah Gemma ihn an...Harry schüttelte geknickt den Kopf...„Mensch Harry, ich dachte du würdest..."... unkontrolliert wurde er lauter... „Das ist eben nicht so einfach!"Weitere Stille.
„Du meinst...", fing ich an, doch aus Angst etwas falsches zu sagen, brach ich ab.
„Wer...Wie..." Ich brachte nur noch ein Stottern heraus und schämte mich augenblicklich dafür.
Liam saß still auf der Bettkante und sah gedankenverloren auf den Boden.
„Ich würde ihn gerne kennenlernen", schaffte ich es endlich meine Gedanken in einen Satz unterzubringen.
Ein Lächeln zierte Harrys Lippen. Und so viel spiegelte sich in seinen Augen wieder. Erleichterung, Überforderung, Unsicherheit, Freude und.. Tränen.„Warum hast du es uns nie erzählt?", hauchte Liam plötzlich in die Stille.
Harry sah zu Boden.
„Ich hatte... hatte Angst. Ich dachte, wenn ich es nur einmal laut ausspreche, dass es an die Presse gelangt. Wisst ihr, Aiden ist nicht Jemand, der in der Öffentlichkeit stehen möchte. Ich wollte ihn schützen. Und dann habe ich es Mum und Gemma erzählt. Vor ungefähr einen halben Jahr hat es auch Louis erfahren. Es war nicht geplant... Aber ich habe es nie bereut"Er legte eine Pause ein und warf Louis einen dankbaren Blick zu. Dieser erwiderte sein Lächeln für eine Weile.
„Und Aiden ist dein Freund?", fragte Liam auf einmal, während ich noch immer regungslos dasaß. Harry nickte. „Wir kennen uns schon länger. Sind aber erst seit einem knappen Jahr zusammen"Ich sog geräuschvoll die Luft. „Ein Jahr und ich habe als dein Freund nichts bemerkt"
„Wir haben uns doch auch selten gesehen", meinte Harry leise. Langsam beugte ich mich zu ihm vor und schlang meine Arme um seinen Oberkörper.
„Du kannst mir alles erzählen, okay? Versprichst du mir, dass du mit mir redest, wenn etwas auf deinem Herzen liegt?"Harry brachte nur ein Nicken zu Stande, doch erkannte ich ein leichtes Lächeln auf seinem Lippen.
„Und wann sehen wir Aiden?", fragte Liam neugierig.
„Es ist so eigenartig seinen Namen von euch zu hören", grinste Harry und gab ein Geräusch von sich, welches sowohl als Schluchzen, als auch als Lachen durchgegangen wäre.„Ich weiß noch nicht, wann er aus Amerika zurück kommt, aber wenn es so weit ist, können wir ja ein Treffen vereinbaren"
„Dann kann ich den berüchtigten Aiden auch mal kennenlernen!", rief Louis plötzlich und sah zu uns auf. Es versetzte mir einen Stich, dass Harry uns nichts erzählt hatte und Louis es noch vor uns wusste, doch würde ich ihm nie Vorwürfe machen.Wie schlimm musste es gewesen sein, seine Beziehung geheim zu halten? Aus Angst, dass es in die falschen Hände geriet. Ich wusste, dass Harry kein Problem damit hätte.
Schließlich hatte er nicht nur einmal eine LGBT- Flagge bei sich getragen. Ich war immer davon ausgegangen, dass er es tat, um der Welt zu beweisen, dass es heutzutage egal war, wen man liebte. Doch dass er sie nicht nur für die Leute schwang, sondern auch für sich selbst, hatte ich bisher nicht gewusst. Ebenso wenig, dass er aus Liebe zu seinem Freund uns und die Welt belog.Ich schämte mich. Nächstes Jahr kannten wir uns schon zehn Jahre. Wir hatten so viel Zeit zusammen verbracht. Wie konnte mir so etwas entgehen?
„Harry", durchbrach Liam plötzlich die Stille. „Ich möchte, dass du weißt, dass wir immer hinter dir stehen, ganz egal wer an deine Seite gehört"
„Danke, das bedeutet mir viel", hauchte Harry und fuhr sich über die Augen. „Und ihr bedeutet mir viel"Weshalb wir alle so sentimental wurden, konnte uns wohl keiner sagen. Doch wir saßen noch lange zusammen auf meinem Bett, waren den Tränen nahe und schwiegen uns die Worte von der Seele.
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Comeback (One Direction)
Fanfiction»Wir werden zurück kommen, ganz sicher. Das hier ist erst der Anfang, wir können noch so viel zusammen erreichen« Diesen Satz hat Niall unzählige Male gesagt. Nun ist es an der Zeit ihn nach so langem Warten endlich in die Tat umzusetzen. Doch nich...