[45] All my life, you stood by me

473 30 11
                                    

Es war so seltsam mit Zayn im Dunklen in einem Park in Deutschland herum zu laufen und sich nach so langer Zeit wieder zu unterhalten, dass ich eine ganze Weile den Mund geschlossen hielt und nicht wusste, was ich sagen sollte. Immer mehr bekam ich das Gefühl, dass er schon längst nicht mehr der war, den ich damals bei X-Faktor kennengelernt hatte.

„Und wie sieht es bei dir aus?", durchbrach Zayn auf einmal die Stille.
„Na ja, im Liebesleben habe ich meinen Tiefpunkt erreicht", schoss es aus mir heraus, ohne das ich es zurück halten konnte.
Zayn hatte es schon immer geschafft, einen all das aus sprechen zu lassen, das einem auf dem Herzen lag.
Das war vermutlich auch der Grund, weshalb es Liam seit Zayns Austritt so schwer fiel über seine Probleme zu reden.
„Habe ich schon gelesen, Romeo" Holte mich Zayn zurück in die Realität. „Das tut mir leid"
Ich nickte dankend und blieb ein paar Schritte still.

Mein Blick schweifte über die Baumreihen. Plötzlich vernahm ich einen Schatten, der sich aus der Dunkelheit löste, an den Bäumen vorbei schlich und im nächsten Gebüsch verschwand.
Schnell wandte ich mich wieder dem Weg vor uns zu. Meine Einbildung musste mir nur einen Streich gespielt haben.

„Ja, Liebe kann ein großes Arschloch sein", fügte Zayn schließlich hinzu und fuhr sich nachdenklich durch die Haare.
„Das hat Perrie wahrscheinlich auch gedacht, als du als ihr Verlobter Schluss gemacht hast", entfuhr es mir, während sich mein Blick verfinsterte.
Ich wusste nicht, weshalb ich jetzt damit ankam. Nur das es ein großer Fehler gewesen war.

Ruckartig drehte Zayn sich zu mir um. Das Licht der Wegbeleuchtung war schwach.
Aber stark genug, um Zayns Augen zum Funkeln zu bringen.
„Du solltest doch langsam wissen, dass die Presse Lügner sind! Du hast nicht das Recht über mein Leben zu urteilen. Du kennst mich nicht mehr, Niall!", rief er so laut, dass ein aufgeschreckter Vogel über uns die Baumkrone verließ und sich beleidigt eine andere suchte.
„Ich... Es tut mir leid", stotterte ich. Sein letzter Satz versetzte mir einen Stich. Es war wahr.
Ich kannte Zayn nur noch als den, den man aus den Artikeln heraus lesen konnte und nicht mehr als der, der er war.

Betreten sah ich hinunter zu den Kieselsteinen und schabte mit dem Fuß auf dem Boden.
Die Stimmung war meinetwegen ziemlich gekippt, sodass ein unerträgliches Schweigen uns aufsuchte. Ich spürte mein Herz gegen meinen Brustkorb schlagen. Ob es an der Anspannung lag oder doch daran, dass ich abermals einen Schatten im Augenwinkel erkennen konnte, wusste ich nicht.
Gerade als ich befürchtete, dass unser Schweigen uns den gesamten Weg hinunter begleiten würde, fragte Zayn in einem etwas weicheren Ton: „Und wie geht es Harry? Ist er endlich über Louis hinweg?"

„Ja er ist... Moment, woher...", begann ich zu stottern und blieb mitten auf dem Weg stehen. Zayn lief ein paar Schritte nach vorne, ehe er ebenfalls stehen blieb und sich zu mir umdrehte.
„Woher ich es weiß?" Er lachte, nach meinem Geschmack ein bisschen zu höhnisch.
„Er ist nicht von Louis' Seite gewichen. Und wenn Blicke töten könnten, wäre Eleanor nicht mehr am Leben. Obwohl der gutherzige Harry natürlich ein verdammt schlechtes Gewissen hatte, Louis sein Liebesglück nicht gönnen zu können"

„Wow", entfuhr es mir. Wie konnte mir das alles nur entgangen sein?
„Dann bist du also die dritte Person", stellte ich plötzlich fest. Fragend sah Zayn mich an, doch hielt er seinen Mund geschlossen.
In Gedanken wanderte ich zu jenen Gespräch mit Harry zurück, das noch immer eine Frage offen gelassen hatte.

„Am besten du vergisst die ganze Sache einfach wieder. Es ist mit den Jahren immer bedeutungsloser geworden", hatte Harry gemeint und mir seine Hand auf meine Schulter gelegt. „Es wissen sowieso schon drei Personen zu viel"
Aus irgendeinen Grund war ich bei diesem Satz stutzig geworden. Wer die erste Person war war klar gewesen: Louis. Und die zweite war ich an jenen Abend selbst gewesen. Doch Harry hatte gesagt, dass er es keiner Menschenseele vor mir anvertraut hätte. So hatte ich keine Ahnung gehabt, wer die dritte Person sein konnte.

Da hatte ich also meine Antwort auf diese Frage. Liam würde wohl für immer der Einzige aus der Band bleiben, der von Larry nicht die leistete Ahnung hatte.
Noch immer etwas überrumpelt von den ganzen neuen Information, setzte ich mich erneut in Bewegung.

Schließlich meinte ich: „Harry ist jetzt glücklich. Aber wie du weißt kann er nicht gut loslassen. Egal ob es seine große Liebe, Familie..." Ich warf Zayn einen vielsagenden Blick zu. „Oder Freunde sind"

„Falls das ein Vorwurf sein soll, glaube mir, Harry war nicht der Einzige, der nach meinen Austritt gelitten hat", erneut stieg Zayns Lautstärke an. Verdammt, wieso musste ich andauernd die Stimmung kippen?
„Nein, ich wollte nicht... Ich meine, es war für uns alle schwer", versuchte ich schnell die Situation zu retten.

Gerade als Zayn etwas erwidern wollte, drangen Stimmen aus dem Gebüsch zu uns herüber.
Ohne es verhindern zu können, griff ich erschrocken nach Zayns Arm.
„Mein Gott, hast du das auch gehört?", fragte ich und wagte es meinen Blick zu den Busch zu lenken.
„Jah", antwortete Zayn gedehnt und sah belustigt auf meine Hand, die noch immer seinen Oberarm umklammerte.
„Hast du etwa Angst, Nialler?", hakte er lachend nach. Die Art wie er mein Spitznamen aussprach, ließ Wehmut in mir aufkommen.
„Quatsch", erwiderte ich schnell, ließ seinen Arm los und lief schnelles Schrittes weiter. Noch immer lachend folgte er mir.„Wäre ja nicht das erste Mal, dass ich dich beschützte"
Da hatte er wohl Recht.

Ich erinnerte mich noch gut an jenen Tag, an dem meine Platzangst mir den Rest gegeben hatte. Nach einem Stadtaufenthalt hatten uns die Leute wie Mastschweine zusammen gedrängt. Während ich das Gefühl hatte, dass meine Atmung nicht mehr funktionierte, hatte Zayn nach meiner Hand gegriffen.
Er hatte die Leute zusammen geschrien und uns einen Weg zum Auto erkämpft. Mit einem festen Griff um seine Hand, hatte er mich sicher auf die Rückbank verfrachtet und wutentbrannt gefragt, was mit dem Menschen falsch war und wie man nur so respektlos und rücksichtslos sein konnte.

Dafür würde ich ihm lebenslang dankbar sein, egal was war und egal was noch kommt.

Comeback (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt