[9] Change me and you

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Februar-März 2019

Nach diesem Nachmittag folgten viele Termine, die uns schnell zurück in alte Muster warfen. Doch war es kein Stress, dem man am liebsten aus dem Weg gehen wollte.
Es verlieh einen das Gefühl wieder zu leben und zu arbeiten. Nach meiner Tour hatte ich mich einige Zeit der Öffentlichkeit entzogen. Nun waren wir wieder mitten drin.

Gemeinsam nahmen wir den Song Second History im Studio auf.
Obwohl wir viel Spaß dabei hatten, hatten wir nach dieser Aufnahme einige Zeit kein Wort mehr gesagt, um all die Eindrücke zu überdenken. Ich wusste, dass insbesondere Harry ein emotionaler Mensch war und so hatte es mich nicht gewundert, dass ich Tränen in seinen grünen Augen erkennen konnte.

Doch nicht nur wir waren emotional an unsere Grenzen gestoßen. Auch die Fans hatten jede Menge Kommentare geschrieben, nachdem wir unser Lied veröffentlicht hatten.
Die Theorien und Gerüchte wurden somit endgültig bestätigt. One Direction würde neue Lieder schreiben und erneut auf der Bühne stehen.
Ich freute mich immer mehr auf unsere ersten Konzerte. Dort waren wir mit den Menschen nicht nur über das Internet verbunden, sondern auch in der Realität.

Zwar hatten wir unseren neuen Song bei James Corden gesungen, aber auf einer richtigen Bühne hatten wir vier seit den letzten drei Jahren nicht mehr gestanden. Die Vorfreude auf die Tour motivierte uns ungemein und ließ den Stress in den Hintergrund rücken.
In den nächsten Wochen sangen wir so oft die Lieder aus Made in the A.M. im Studio, dass sie mich bis in die Träume verfolgten und ich mehr in der Vergangenheit lebte, als in der Gegenwart.

Anfang März kamen eine Menge Interviews auf uns zu. Das Comeback wirbelte eine Menge Fragen auf, auf die die Presse und die Fans Antworten wünschten. So waren wir bemüht ihnen alles zu berichten, obwohl wir uns manches nicht einmal selbst erklären konnten.

Die Zeit raste an uns vorbei und so kam es, dass wir Ende März in den Flieger stiegen, um rechtzeitig zu unseren ersten gemeinsamen Auftritt seit gut drei Jahren zu kommen.
„Das ist so krass", rief Louis und ergatterte sich den Fensterplatz, so wie er es früher schon gemacht hatte. Liam ließ sich neben ihm nieder, darauf folgte ich und anschließend Harry.

Nun war noch der Platz außen frei, den Zayn immer genutzt hatte. Er meinte, dass er praktisch sei, da man die Beine in den Gang ausstrecken könne und keinen von den anderen störte, wenn man auf Toilette müsse.
Schnell wandte ich mich von dem leeren Platz ab und lehnte mich im Sitz zurück.

„Ich kann gar nicht fassen, dass es jetzt wirklich los geht", murmelte Liam und kramte in seiner Tasche. Sowie ich ihn kannte, suchte er nach Kopfhörern.
„Stellt euch mal vor, dass das Treffen im Dezember nie statt gefunden hätte", meinte Harry da und sah uns gedankenverloren an.
Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was wäre, wenn wir uns nicht dazu entschieden hätten.

Einige Zeit schwiegen wir uns an. Liam hörte über sein Handy Musik. Und Harry und Louis waren ebenfalls still und waren anscheinend mit ihren Gedanken beschäftigt.
Ich hatte die Augen geschlossen und hörte dem leisen Rauschen des Flugzeugs zu.
In den letzten Nächten hatte ich kaum geschlafen. Das Adrenalin hatte mich durchgehend auf Trab gehalten.
In diesem Moment fiel all die Aufregung von mir ab und ich wurde von einer Müdigkeit aufgesucht.
Das Letzte, das ich bewusst wahrnahm, war Harrys Schulter. Ich spürte sie an meiner rechten Gesichtshälfte, bis ich in den Schlaf gefallen war.

Es war schon spät geworden, als wir im Backstage-Bereich der Konzerthalle in London ankamen.
Jeder von uns schien aufgeregt und überfordert zu sein. Ich lief wie ein Verrückter hin und her, während Harry sich für einen Moment zurück gezogen hatte. Louis textete seit unserer Ankunft Eleanor am Telefon zu.
„Ich muss Schluss machen", hörte ich seine Stimme, nachdem Liam nervös zur Uhr gezeigt hatte und ihn aufforderte endlich das Handy wegzulegen.

„Nein, nicht mir dir, El! Nur mit dem Telefon", grinste Louis nun und fuchtelte mit seinen Händen in Liams Richtung, als würde er eine Fliege verscheuchen wollen.
Normalerweise telefonierten Eleanor und Louis kaum, da sie es gewohnt waren, längere Zeit nichts voneinander zu hören. Doch heute brauchte Louis anscheinend seelische Unterstützung von seiner Freundin.

„Was hast du für Vorstellungen?", lachte Louis nun, während meine Beine mich noch immer hin und her trugen.
Jeden Augenblick würde ich dort draußen stehen. Nicht mehr als der blonde Junge, der ich einst gewesen war, sondern als ein Mann, der zurück zu seiner Vergangenheit gefunden hatten.

„Wo ist Harry?", hörte ich plötzlich Liams Stimme rufen.
Erschrocken blieb ich stehen.
„Er wollte nur kurz weg", erklärte ich und sah, trotz meines Wissens was ich dort sehen würde, zur Uhr.
Gleichzeitig schlugen Liam und ich den Weg zur Tür ein. Während er nach links lief, um die Toilettenräume abzusuchen, lief ich nach rechts den Gang hinunter.

Von irgendwo in der Nähe konnte ich bereits Rufe von Fans wahrnehmen, doch hier war keine Menschenseele zu sehen.
Erst als ich ein Stück weiterlief, traf ich plötzlich auf eine. Sie stand ein paar Meter vor mir und sah gedankenverloren aus dem offenen Fenster.

„Harry", rief ich, woraufhin sich der Angesprochene für einen Augenblick zu mir umdrehte. Ich kam zu ihm herüber gelaufen und folgte seinem Blick aus dem Fenster.
Der Winter hatte nun endlich sein Ende genommen. Die Kälte hatte sich verzogen und statt der weißen Decke, konnte man wieder das Grün der Wiesen erkennen.

„Ich habe Angst, dass wir den Leuten nicht mehr das bieten können, was sie von uns erwarten", sagte Harry auf einmal und warf mir einen Seitenblick zu. „Wir sind nicht mehr die Jungs von damals, Niall"
Mein Blick fiel auf seinen auffälligen Anzug, welchen ich wohl nie wagen würde anzuziehen. Einen Moment umgab uns eine Stille, die nur von den fernen Rufen untermalt wurde.

„Nein, aber wir sind One Direction", meinte ich schließlich und bedeutete Harry mir den Gang runter zu folgen. In wenigen Minuten mussten wir auf die Bühne, ob wir bereit waren oder nicht. „Und aus diesen Grund sind wir und die Leute hier"

Comeback (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt