[39] He's waiting

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Nachträglich noch mal Herzlichen Glückwunsch für eure Rückkehr als Band. Hätte nicht gedacht, dass ihr das noch mal auf die Reihe bekommt.
Hast du eventuell Zeit für ein Treffen? Ein Abstecher nach Deutschland würde ich zeitlich schaffen. Schreib mir einfach.
Z.

Diese Worte leuchteten also nun auf meinem Handy auf und brachten mich noch ein Stück mehr durcheinander.
Wir hatten uns für Jahre nicht mehr gesehen, geschweige denn geschrieben. In der Anfangszeit hatten insbesondere Liam und ich weiterhin Kontakt mit Zayn gehabt, aber das hatte mit der Zeit irgendwann auch nachgelassen. Über die Jahre hatte sich mein Bild von Zayn stark verändert.

Ob es daran lag, dass ich ihn von früher kannte, ich der Presse zu viel Glauben schenkte oder die Einflüsse von Erfahrungen mit ihm daran Schuld waren, wusste ich nicht, doch ich hatte nicht mehr den besten Eindruck von unserem damaligen besten Freund.

„Niall?", riss mich Louis plötzlich aus den Gedanken. „Was ist denn bloß los mit dir?"
„Nichts", murmelte ich leise und verstaute das Handy in meiner Hosentasche. „Das war nur Greg.
Er wollte wissen, was mit Hailee ist"
Das ich ein solches Talent zum Lügen besaß, war mir neu. Ich schämte mich, dass mir das ausgerechnet bei meinen Freunden Bewusst wurde.

Louis hob skeptisch eine Augenbraue, doch sagte nichts mehr dazu. Das war eine stumme Aufforderung an Liam. Diese Masche kannte ich mittlerweile ziemlich gut von den beiden. Louis setzte seinen durchdringenden Blick auf und Liam laberte so lange, bis man freiwillig mit der Wahrheit heraus rückte.
Da öffnete er auch schon seinen Mund: „Hat er es im Internet gelesen oder hast du es ihm erzählt?"
Sehr kluge Taktik. Sie warteten darauf, dass ich mich selbst verriet.

„Bis später", meinte Harry auf einmal und machte sich bereits auf den Weg zur Tür. Er war so mit dem Telefonat beschäftigt, dass er nichts von dem Stimmungsumschwung mitbekommen hatte.
Mit einem letzten Blick in unsere Richtung, schloss er hinter sich die Tür. „Ja, ich mich auch", hörte man noch leise seine Stimme aus dem Flur, ehe diese ebenfalls verklungen war.

Darauf war es still. Ich wollte nicht erklären müssen, dass Zayn mich nach einem Treffen gefragt hat. Ich wusste nicht wie die anderen reagieren würden. Es war schon eigenartig genug, dass er ausgerechnet jetzt damit ankam.
„Niall, wärst du so freundlich und teilst deine Gedanken mit uns. Du siehst aus, als würden sich dutzende Zahlräder in deinem Kopf drehen", meinte Liam und sah mich ernst an.

„Ist alles okay?", hakte nun auch Louis nach, platzierte seine Hände hinter sich auf der Matratze und lehnte sich ein Stück zurück.
„Alles gut", gab ich leise als Antwort und erhob mich von dem Bett. Zu meiner Überraschung beließen sie es dabei. Entweder dachten sie, es ging um Hailee und wollten kein Salz in die Wunde streuen oder sie spürten, dass es besser war nicht nachzufragen.
Egal aus welchen Gründen sie ihre Nachfragen zurücksteckten, ich war sehr froh darüber.

Mit Hailee hatte ich schon genug Probleme am Hals.
Da hatte mir ein Zayn Malik gerade noch gefehlt. Ich beschloss die Nachricht zu ignorieren und hoffentlich bald zu vergessen.
Egal warum er mich sehen wollte, das fiel ihm reichlich spät ein. Er hatte vieles abgestritten und besonders Harry damit schwer verletzt.

Ich mochte es nicht, wenn andere nachtragend waren oder die Vergangenheit immer wieder zur Sprache brachten, doch gehörte ich leider ebenfalls zu dieser bestimmten Art von Menschen.
Und so gab ich mir größte Mühe diese Nachricht zu verdrängen. Für den Anfang fiel mir das seltsamerweise auch nicht gerade schwer. Aber eben auch nur für den Anfang...

Den Tag verbrachten wir gemeinsam im Hotel. Die meiste Zeit schwiegen wir, während jeder von uns in seinem eigenen Handy vertieft war.
Es war ein eigenartiger Tag. Nicht nur wegen Zayns Nachricht, sondern auch wegen anderen Faktoren.
In mir kam das dunkle Gefühl auf, dass ich nicht der einzige mit einem Geheimnis war.

Während Louis so viel quasselte und lachte, als würde er sich seine gute Laune selbst einreden wollen, zog sich Liam den ganzen Nachmittag zurück. Mal wieder war er mit seinem Handy beschäftigt und schien wichtige Telefonate führen zu müssen.

Der Einzige, den es tatsächlich gut zu gehen schien, war Harry. In seinen Augen war pure Vorfreude abzulesen und sein Lächeln legte er den gesamten Tag nicht mehr ab.
Vor dem Abendessen fuhr er in die Stadt, um ein Geschenk für Aiden zu besorgen.
Dieser war laut Harry weder in Paris noch in Deutschland gewesen. In Europa war er erst sehr selten. Seine Kindheit und Jugend hatte er in Amerika verbracht und dort war auch bis heute seine Heimat, in der er noch immer lebte.
Wobei Harry seltsamerweise nie etwas über seine Familie oder sein Zuhause erzählen wollte.

Beim Abendessen aß ich wieder mehr, als an den vorigen Mahlzeiten, was mit einem erleichterten Blickaustausch von Liam, Louis und Harry tonlos kommentiert wurde.
Ein Gedanke an Hailee löste zwar noch immer eine ganze Lawine an Gefühlen in mir aus. Nur hatte ich gelernt damit einigermaßen umzugehen. Ich wusste nicht, wie lange diese Verdrängungsstrategie auf ging, doch für jetzt reichte es.

Irgendwie war ich froh, dass wir morgen Frankreich verlassen würden. Mit diesem Ort ließ ich auch allerlei Gedanken und Erinnerungen zurück.
Es war schon seltsam, dass eine Zeitlang nichts passiert war und dann alles auf einmal.
So als würde die Welt denken, dass einen langweilig geworden war und sie einen Abwechslung geben müsste.
Von dieser hatte ich wohl erst einmal genug bekommen.
Doch das Leben war wohl so schwer zu beeinflussen, wie die Liebe.

Comeback (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt