[46] Maybe I miss you

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Während Zayn und ich die Wege entlang liefen, (Ich hatte bei der dritten Wegkreuzung die Übersicht verloren, doch Zayn schien genau zu wissen, wo es lang ging) lockerte sich die Atmosphäre immer weiter.
Wir entlockten uns ein Lachen, erinnerten uns lächelnd an die Vergangenheit und schienen einander irgendwie aufs neue kennenzulernen. Ich schämte mich für meine Sprüche und Vorurteile, doch er gab zu, dass er von mir ebenfalls kein positives Bild gehabt hatte.
Auch musste ich einstecken, dass er mein Album als langweilig betitelte.
Meine Meinung über seine Musik hielt ich besser für mich, da ich wirklich kein großer Fan von seinen Texte war.

Trotz den Meinungsverschiedenheiten fühlte sich dieser Abend immer mehr an wie eine Reise durch die Zeit.
Meine Bedenken und Ängste ließ ich immer weiter hinter mir. Auch vergaß ich den Streit mit Louis und Hailee für einen Augenblick.
Schließlich blieb Zayn ruckartig stehen und deutete zu einem weiteren Ausgang des Parks, der auf eine leere Straße hinaus führte.

Mein Blick wanderte von dem schmalen Pfad zu Zayn und schließlich zu dem Weg hinter uns.
„Ich müsste hier raus", meinte er und senkte seine Hand wieder.
„Oh", entfuhr es mir, während ich abermals der Dunkelheit hinter mir ins Auge blickte. Mir war nicht wohl dabei den ganzen Weg alleine zurück zu laufen, gefolgt von Schatten und Stimmen.

Das hatte anscheinend auch Zayn bemerkt, da er nun mit seinem Grinsen, an das ich mich wenigstens ein Stück gewöhnt hatte, sagte: „Ich kann dich auch noch zurück begleiten"
Etwas verlegen schabte ich auf dem Boden. Grundsätzlich hatte ich gegen eine solche Kulisse nichts. Ich war ein großer Fan von Horrorfilmen und war schon früh mit Geisterbahnen gefahren. Doch der Gedanke, dass Stalker oder ähnliche „Fans" mich aufsuchten und ich alleine durch einen Park lief, gefiel mir ganz und gar nicht.
Anderseits musste Zayn den Weg ebenfalls zurück laufen und war dann selbst dem Geraschel in den Büschen ausgeliefert.

„Niall, denk nicht so viel nach, sondern komm lieber", riss mich Zayn aus den Gedanken und machte auf der Stelle kehrt.
„Danke", murmelte ich etwas verlegen. Gemeinsam liefen wir den Weg zurück hinunter, an dessen anderen Ende das Auto wartete, welches mich zurück ins Hotel brachte.

„Kannst du mir eingefallen tun?", fragte Zayn auf einmal und warf mir eine kurzen Seitenblick zu.
„Klar", meinte ich, obwohl ich innerlich etwas zögerte.
„Kannst du Liam grüßen und sagen, dass er keine Dummheiten machen soll. Ich kenne ihn mittlerweile und seit Cheryl mache ich mir nur noch mehr Sorgen um ihn" Zayns Stimme klang rauer als zuvor.

„Willst du es ihm nicht persönlich sagen? Du könntest mit kommen und wir sprechen mit den anderen", sagte ich ernst und wurde automatisch langsamer, sodass Zayns lange Beine ein weites Stück vor mir her liefen.
Energisch schüttelte er den Kopf.
„Ich wollte mich nicht mit dir treffen, damit du Streitschlichter spielen kannst. Ich will das alles hinter mir lassen, verstehst du das denn nicht?"

„Meinst du mit das alles, die Band oder deine Freunde?", hakte ich nach, während ich wieder aufholte.
Zayn gab ein Geräusch von sich, welches Ähnlichkeiten mit einem Seufzen hatte.
Er schwieg, während sich seine Augen verengten, als würde er mühsam versuchen einen Gedanken zu verdrängen.
Ich wusste, dass das der Punkt war, an dem ich still sein sollte. Und das tat ich.

Ich hatte den Zeitüberblick verloren, sodass ich keinen blassen Schimmer hatte, wie lange wir den Weg hinunter zur Straße gelaufen waren.
Doch schließlich konnte ich sie und das schwarze Auto zwischen den Zweigen der Bäume vor uns erkennen.
„So", meinte ich weggetreten und blieb vor dem Auto stehen.
„Danke... fürs Bringen und... na ja, dafür, dass du mir geschrieben hast und wir endlich wieder reden konnten"
Es fühlte sich an, als hätte ich nach längerem meinen Exfreund wieder getroffen. Nicht weil ich je mehr als Freundschaft im Sinn gehabt hatte, sondern weil es genauso schlimm schmerzte einen Kumpel zu verlieren.

Da Zayn noch immer schwieg, drehte ich mich zu dem Auto um. Gerade als ich die Hintertür öffnen wollte, hörte ich seine leise Stimme: „Niall"
„Ja?" Ich wandte mich erneut an meinen alten Bandkollegen und Freund.
Im nächsten Moment schloss er mich in die Arme. Etwas überrascht erwiderte ich es.
Erneut stieg der Geruch von Rauch und Deo in meine Nase. Ich schloss die Augen und versuchte die Tränen zurück zuhalten. Weshalb ich so emotional wurde, konnte ich mir selbst nicht erklären.
Vielleicht lag es daran, dass es sich abermals nach einem Abschied anfühlte. Doch langsam hatte ich gelernt, dass es einen Unterschied zwischen vorläufigen Abschieden und endgültigen Abschieden gab.

„Ich vermisse dich", hauchte ich schließlich und fuhr mir über die Augen.
„Ich dich auch, Kleiner", meinte Zayn in derselben Lautstärke.
Ich brachte ein Lachen zu Stande, ehe wir uns voneinander lösten. Mit einem letzten Blick in meine Richtung, kramte er in seiner Tasche, holte eine Zigarette heraus, zündete diese an und setzte sich in Bewegung.

„Sehen wir uns irgendwann wieder?", rief ich ihm noch nach, doch bekam ich keine Antwort mehr.
Stattdessen setzte sich Zayn seine Kapuze auf und verschwand an der Zigarette ziehend in der Dunkelheit.
Ich atmete geräuschvoll aus, während sich dutzende Gedanken in meinem Kopf drehten. Schließlich drang eine leise Stimme aus den Auto zu mir herüber: „Mr Horan?"
Noch immer gedankenverloren stieg ich ins Auto und ließ die Tür geräuschvoll zu fallen. Als ich erneut in den Park sah, war Zayn bereits verschwunden.

17. April 2019

„Möchtest du uns irgendwas sagen?", hörte ich urplötzlich eine viel zu laute Stimme. Müde fuhr ich mir über die Augen und drehte mich zur Seite.
Vor mir standen Liam, Louis und Harry. Allesamt hatten ihre Arme vor der Brust verschränkt und sahen mit verengten Augen zu mir hinunter. Es hätte nur noch gefehlt, dass einer der drei eine Pistole hinter seinen Rücken hervor gezogen und auf mich gerichtet hätte.

„Ähm...", murmelte ich verschlafen und versuchte den Aufstand zu verstehen.
„Tu nicht so scheinheilig", rief Louis schließlich, während Harry sein Handy unter meine Nase hielt.
Erst konnte ich durch meine müden Augen kaum etwas erkennen. Dann jedoch wurde das Bild scharf. Es zeigte Zayn und mich im Park. Es hatte nicht die beste Qualität, aber jeder Fan würde uns ohne Zweifel erkennen.
Das erklärte die Schatten und Stimmen, die uns gestern verfolgt hatten.

Stöhnend fuhr ich mir durchs Gesicht, ehe ich meinen Freunden verständnislose Blicke zu warf.
„Was regt ihr euch so auf?"
Langsam richtete ich mich auf und setzte mich auf die Bettkante.
„Warum hast du nichts gesagt?", frage Liam verletzt und löste seine Arme. Ich zuckte nur mit den Schultern.
Sie hatten nicht das Recht über mein Leben zu bestimmen und ich konnte tun und lassen was ich wollte.

„Wie konntet ihr nur so unvernünftig sein und durch den Park spazieren. Wenigstens von Zayn hätte ich erwartet, dass er ein bisschen professioneller geworden ist!", meinte Harry ernst und verstaute sein Handy zurück in seine Hosentasche.
Beleidigt sah ich an.
„Warum hast du ihm denn überhaupt geschrieben", wollte nun Liam wissen.

„Er hat mir geschrieben! Er meinte, dass ich der Einzige bin, der ihm antworten würde. Und langsam verstehe ich auch warum!", rief ich noch eine Spur lauter.
„Und warum lügst du uns dann an und erzählst uns, dass du dich mit einem Freund triffst?", wechselte Louis schnell das Thema und warf Harry ständige Blicke zu.
„Schon mal darüber nachgedacht, dass das keine Lüge war?", fragte ich giftig. Bei Louis und mir war in letzter Zeit aber auch wirklich der Wurm drin.

„Niall" Harry sah noch ernster aus als zuvor. „Er hat unsere Freundschaft verleugnet. Er hat den Kontakt abgebrochen. Er hat mir..."
„Das Selbe tut ihr doch auch gerade!", unterbrach ich ihn laut. Liam trat von einem Fuß auf den anderen. In seinem Gesicht spiegelte sich Enttäuschung und Neid. Ich wusste wie sehr er noch an Zayn hing und dass es ihm zu denken gab, dass er statt ihm mir geschrieben hatte.
In Harrys grünen Augen währenddessen kamen Erinnerungen auf. Als Zayn ihn auf Whatsapp blockiert und insbesondere seine Freundschaft in der Öffentlichkeit abgestritten hatte, war er sehr verletzt.

„Das wird mir echt zu blöd. Komm Harry!", meinte Louis da und zog seinen besten Freund schützend hinter sich her. Dieser warf mir noch einen letzten Blick zu, ehe die Tür hinter den beiden zu fiel.

Comeback (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt