[32] Just like you

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Ohne ein Wort zu sagen oder mich auch nur anzugucken, betrat Louis den Raum, schloss behutsam die Tür, stieg über meine Beine herüber und ließ sich neben mich nieder.
Keiner von uns beiden sagte etwas. Doch obwohl ich zuvor behauptet hatte, dass ich allein sein wolle, fühlte ich mich mit Louis' Anwesenheit wohler.

Da brach er auf einmal unser Schweigen: „Als ich mich von Eleanor getrennt habe, hat sich das angefühlt, als würde nicht nur sie gegangen sein, sondern auch ein Teil von mir. Ich hatte das Gefühl, dass etwas fehlte und niemand hätte es mir geben können"

„Da geht es mir doch gleich viel besser", entgegnete ich ironisch und schaffte es ein mattes Grinsen aufzubringen, ehe ich wieder ernst wurde.
„Und jetzt habe ich einen Sohn und eine Freundin, die nicht einmal blutsverwandt sind und die ich doch beide so sehr liebe, dass ich mit Niemanden sonst grau werden möchte", sprach Louis weiter und legte den Kopf in den Nacken.

Bevor ich meinen Mund aufbekommen konnte, ergriff er abermals das Wort: „Man kann im Leben nichts planen, Niall. Ich habe es aufgegeben zu versuchen alles richtig zu machen. Oder Jemand zu sein, der ich nicht bin. Mir ist es scheißegal welches Geburtsdatum auf meinem Ausweis steht.
Ich werde auch noch mit vierzig den größten Mist anstellen. Das Leben besteht nicht aus Zahlen oder Zeiten. Letztendlich macht es sowieso was es will.
Morgen könnte Eleanor anrufen und sagen, dass sie mich betrogen hat. Und ich könnte mit ihr im nächsten Moment Schluss machen. Aber ich könnte in Jahren auch Opa sein und immer noch die selbe Frau an meiner Seite haben, wie heute.
Was ich damit sagen möchte ist, dass nur weil Hailee etwas jetzt sagt, sie es nicht später genauso meinen muss"

Gedankenverloren sah ich starr geradeaus. Louis' Worte hatten mir die Sprache verschlagen. Er hatte Recht. Er war der, der sich kaum Gedanken über alles machte. Und doch führte er ein so unkompliziertes Leben, wie niemand von uns anderen.

„Ich kann sie aber nicht einfach vergessen und hoffen, dass sich irgendwann alles zum Guten wendet" Ich sah traurig zu Boden. Die Tränen, die ich versucht hatte zu unterdrücken, bahnten sich einen Weg über meine Wangen. „Sie ist so ein einzigartiger und unglaublicher Mensch"

„Das bist du auch, Niall. Und wenn das hübsche Fräulein das nicht in dir sehen kann, dann hat sie dich echt nicht verdient" Louis' Stimme wurde unkontrolliert lauter.
Langsam fuhr ich mir durch die Haare. Ich ließ es zu, als ich die Selbstbeherrschung verlor und ein hilfloses Schluchzen meine Lippen verließ.

„Ich möchte nicht, dass sie geht", flehte ich und sah Louis hilfesuchend an, als würde er irgendwas an meiner Lage ändern können.
Einen Moment erwiderte er meinen Blick verständnisvoll, ehe er mir seinen Arm umlegte und ich mich an seine Schulter lehnte.

„Du bist mir nie erwachsener vorgekommen", meinte ich nach einer Weile gedankenverloren und sah geradeaus zu Louis' Spiegelbild, welches meinen Blick erwiderte.
„Sag das noch einmal und ich werde so viel Juckpulver in deinem Bett verteilen, dass du nie wieder auf die Idee kommst, mich erwachsen zu nennen", grinste Louis und stieß mir sanft in die Seite.

Er entlockte mir ein kleines Lachen, doch verließ gleich darauf wieder ein Schluchzen meine Lippen. Es verging einige Zeit, in der wir schweigend neben einander saßen.
In mir kam das dunkle Gefühl auf, dass wir in wenigen Minuten auf die Bühne mussten, doch ich ignorierte es gekonnt und blieb weiterhin regungslos sitzen.

„Ihr müsst euch beeilen", riss mich auf einmal eine laute Stimme aus den Gedanken. Kurze Zeit später tauchten auch schon Harry und Liam hinter der Tür auf.
„Ich packe das nicht", murmelte ich geknickt und sah zu Boden.
Da erhob sich Louis und reichte mir seine Hand. „Niall, du gehst da jetzt als ein unabhängiger und selbstständiger Mann raus"

„Das bin ich aber nicht", widersprach ich und begutachtete Louis' ausgestreckte Hand, ohne auch nur ansatzweise mich zu bewegen.
„Ich kann da jetzt nicht raus" Meine Stimme begann zu zittern.
Mühsam unterdrückte ich ein weiteres Schluchzen. Ich fühlte mich nicht in der Lage den Fans ein Konzert zu bieten, welches sie sich erhofften - weder körperlich, noch mental.

Ich fühlte mich schwach und ausgelaugt. Und der Kloß in meinen Hals machte es mir unmöglich zu singen.
„Bald hast du es geschafft, okay?", meinte Liam und kam einen weiteren Schritt auf uns zu.
Da ergriff Harry auf einmal das Wort: „Weißt du wie oft wir vor den Konzerten gesagt haben, dass es nicht mehr geht? Wir hatten oft das Gefühl, dass es zu viel wurde. Weißt du noch als wir uns gestritten haben und auf der Bühne so tun mussten, als würde alles gut sein. Wir haben uns alle derart angeschnauzt, dass ich Bedenken hatte, dass wir uns nie wieder versöhnen würden.
Aber als wir dann da draußen standen und gesungen und gelacht haben, war plötzlich alles wieder gut. Und heute schaffst du das auch irgendwie, Niall!"

Seufzend sah ich zu meinen Freunden auf, ehe ich mich von Louis' Hand hochziehen ließ.

Comeback (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt