[41] Story of my life

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Eine ganze Weile waren wir in Gespräche vertieft. Da ich immer wieder mit den Gedanken abschweifte, beteiligte ich mich dabei jedoch nicht allzu oft.
Genau wie Liam, der ebenfalls abgelenkt zu sein schien. Erst als sein Blick auf Aidens Tattoo fiel, bekam er seinen Mund auf: „Wow, das sieht echt gut aus"
Ich folgte seinen Blick auf Aidens Oberarm. Die Ansätze des Tattoos hatte ich ja bereits auf dem Foto, welches uns Harry gezeigt hatte, gesehen, doch nun konnte man es viel besser erkennen.

Es war ein Wegweiser aus Holz. Zumindest würde ich die Risse in dem Pfosten als ein solches einordnen. Es schien eine ziemlich detaillierte Arbeit gewesen zu sein. Auf eines der Schilder saß ein kleiner Vogel, welcher seine Flügel zaghaft ausgebreitet hatte. Selbst ein paar Federn segelten hinter den Vogel zu Boden, so als würde er etwas zurück lassen.
Eine Weile konnte ich mein Blick nicht von dem Tattoo nehmen. Es war in so viele Richtungen zu interpretieren.

„Danke", grinste Aiden nun und fuhr sich automatisch über seinen Arm. „Es soll zeigen, dass jeder freie Entscheidungen treffen und eigene Wege einschlagen sollte. Auch wenn manche das immer noch nicht akzeptieren können!"

Einen Moment war es still. Es legte sich eine Traurigkeit über Aidens Gesicht. Eigentlich hätte ich ihn gerne darauf angesprochen, doch traute ich mich das nicht.
Normalerweise konnte ich Tattoos nicht leiden. Ich verstand nicht, weshalb man sich ein Bild auf die Haut stechen ließ, nur um lebenslang damit herum zu laufen.
Doch der eigentlich ausschlagende Grund, warum ich mir nie eins stechen lassen würde, war die surrende Nadel und die höllischen Schmerzen. Gut, beurteilen konnte ich es nicht, da ich es noch nicht leibhaftig erlebt hatte, doch was man hörte, reichte mir schon aus.

Jetzt ließen Aidens Worte mich das ganze anders sehen. Wahrscheinlich steckte fiel mehr dahinter, als man mit bloßem Auge erkennen konnte. So wie ich in meinen Liedern vieles mit einfließen ließ.
Gedankenverloren beugte ich mich im Sessel vor, legte meine Hände auf meinen Knien ab und ließ meinen Blick zu dem Fenster wandern.

Draußen herrschte absolutes April-Wetter. Mal wagte es die Sonne durch die dunklen Wolken hindurch zu schauen, dann wurde sie von einem weiteren Sturm wieder vertrieben. Das Wetter hatte einen ziemlichen Eigensinn.

Während ich die Stimmen der anderen hören konnte, wanderte ich in Gedanken unkontrolliert zu Hailee.
Harry und Aiden waren ein so perfektes Paar und Louis und Eleanor waren wie für einander geschaffen. Was würde ich nicht alles dafür tun, um ebenfalls ein solches Glück zu bekommen.

„Niall?", riss mich auf einmal eine Stimme aus den Gedanken. Aiden hatte sich zu mir umgedreht und sich auf der Bettkante nieder gelassen, während die anderen ein eigenes Gespräch führten.
„Mhm?", fragte ich und hob meinen Kopf.
„Jetzt wo ich dich schon mal treffe, würde ich dir gerne sagen, dass ich ein großer Fan von deinem Album bin" Er warf mir ein unsicheres Lächeln zu. Ich spürte, dass er etwas nervös wurde, doch hatte er eine grandiose Selbstbeherrschung.

„Danke" Ich lächelte leicht und warf ihm einen Blick zu.
„Ich finde deine Lieder unglaublich schön. Ich bin auch echt kein Typ, der auf so laute Songs oder so steht... Na schön, außer Kiwi vielleicht", meinte er nun und brachte mich augenblicklich zum Schmunzeln.

„Vor allem Flicker hat mich sehr berührt. Ich kann mir denken, wie viel es dir bedeutet" Aiden musterte mich gedankenverloren.
Aus irgendeinen Grund war mir nicht wohl dabei. Es war ein eigenartiges Gefühl, ihn kaum einschätzen zu können, während er mich auf irgendeine Weise schon seit Jahren kannte.

„Ja, Flicker ist ein Lied, welches am wenigstens durch mein Kopf entstanden ist, sondern vielmehr durch mein Herz", meinte ich ehrlich, woraufhin es einen weiteren Moment still zwischen uns wurde.
Ich ließ mein Blick zu den anderen schweifen, die noch immer auf dem Bett saßen und sich unterhielten. Harry warf mir ein Grinsen zu. Scheinbar freute er sich, dass Aiden und ich uns so gut verstanden.

„Harry hat mir das mit Hailee erzählt", lenkte Aiden meine Aufmerksamkeit plötzlich wieder auf sich. „Das tut mir echt leid"
Einen Augenblick war ich nicht fähig irgendetwas zu erwidern.
Harry hatte das Recht seinen Freund auf dem Laufenden zu halten, nur war ich etwas überrascht, dass er mich darauf ansprach.
„Es ist alles ein bisschen kompliziert", murmelte ich leise und fuhr mir durchs Gesicht. „Wir waren ja lange befreundet und als ich ihr gesagt habe, was ich fühle, hat sie nur gemeint, dass wir Abstand bräuchten"

Für einen Moment wanderte mein Blick zu Louis. Er schien uns zu zuhören und sah mich nun genervt an. Ich warf ihm einen Was?-Blick zu, doch er wandte sich nur schulterzuckend wieder an Harry.
Noch immer etwas verwirrt, sprach ich weiter: „Ich vermisse sie sehr. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das Glück nie auf meiner Seite sein wird"

„Das verstehe ich. Sehnsucht kann schrecklich sein. Aber du bist ein toller Mensch, Niall. Du hast ein gutes Herz, kannst sensibel sein und brauchst doch deinen Freiraum, weil du dich sonst bedrängt fühlst. Aber wenn du Jemanden wirklich gern hast, wirst du diesen Jemand auch nicht mehr so schnell wieder gehen lassen", meinte Aiden auf einmal.

Es war ziemlich unheimlich, dass er mich so verdammt gut einschätzen konnte! Dennoch hakte ich grinsend nach: „Woher willst du das wissen? Wir kennen uns gerade einmal seit knapp zwei Stunden?"
„Wer dein Album kennt, der kennt auch einen großen Teil von dir selbst", war Aidens direkte Antwort. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, obwohl es mir auf eine Weise auch Angst einjagte.

„Ihr scheint euch ja blendend zu verstehen", meinte Harry auf einmal und ließ sich schwungvoll neben Aiden nieder.
„Wir haben gerade über sein Album geredet", erklärte dieser nun und lehnte sich leicht an Harrys Schulter.

„Das kann ich mir glatt vorstellen. Niall, du musst wissen, dass er es eine Zeitlang hoch und runter gehört hat", offenbarte Harry.
Aiden grinste und versteckte sich gespielt verlegen unter seinem Arm. Einen Moment genoss ich die unbeschwerte Atmosphäre, doch das Gespräch blieb noch immer in mein Gedächtnis und wirbelte eine Menge Fragen auf.

Es war schon eigenartig wie viel Lieder über einen preisgeben konnten. Ich hatte mir keine Mühe gemacht, mich hinter den Texten zu verstecken oder sie so zu verschlüsseln, wie es Harry getan hatte.
Nur war es doch immer wieder beängstigend. Zudem schien Aiden mich ausgerechnet in der Sache mit Hailee gut einschätzen zu können.

„Wollen wir in mein Zimmer gehen?", hauchte Harry leise in Aidens Ohr und gab ihm ein Kuss auf die Schläfe. Langsam nickte sein Freund, doch anstatt aufzustehen, ließ er seinen Kopf auf Harrys Schoß nieder und schloss die Augen.
Im Gegensatz zu uns hatte er einen noch längeren Flug hinter sich gebracht. Zudem hatte er gewiss eine Menge Eindrücke zu verdauen.

„Na komm", meinte Harry leise, griff nach seiner Hand und zog ihn auf die Beine. Bevor sie jedoch das Zimmer verließen, verabschiedeten sie sich und wünschten uns eine Gute Nacht.
Aiden nahm noch seinen Koffer, dann fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss und Liam, Louis und ich waren der Stille ausgeliefert.

Comeback (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt