[59] Just one more pint or five

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Dutzende Gedanken kreisten sich in meinem Kopf, als ich das Buch zu schlug und auf meinem Schoß niederließ. Die silbernen Buchstaben auf dem schwarzen Einband leuchteten mir entgegen.
Ich fragte mich noch immer, warum Liam uns nie von diesem wertvollen Kunstwerk berichtet hatte. Einen Moment stellte ich mir vor, wie ich es Louis und Harry zeigte. Vermutlich würden sie genauso reagieren, wie ich es getan hatte.

Während ich noch darüber nachdachte, erhob ich mich von dem Sofa und verstaute das Buch zurück neben dem anderen.
Ich verspürte den Drang auch in dieses einen kurzen Blick hinein zu werfen, doch wollte ich wenigstens hier Liams Privatsphäre respektieren.

Da noch immer nichts im Haus zu hören war und ich nicht die leistete Ahnung hatte, was ich noch tun konnte, lief ich schließlich in die Küche.
Statt nur auf dem Sofa abzuhängen, konnte ich genauso gut der ganzen Gesellschaft Frühstück machen. Ich verkoppelte mein Handy mit der Box, welche auf der Fensterbank stand, und summte leise mit der Musik mit.

Schließlich machte ich mich auf die Suche nach einer Pfanne, um Rührei zu machen.
Weshalb ich ein solchen Tatendrang verspürte, wusste ich selbst nicht, aber so konnte ich mich wenigstens nützlich machen und ich hatte mehr zu tun, als Liams Sachen zu durchforsten und zu warten, dass endlich einer der sieben wach wurde.

Gedanklich noch immer bei Liams Buch, schlug ich ein Ei nach dem anderen auf und ließ es in die Pfanne fließen.
Beinahe hätte ich den Schinken hinzugegeben, den ich in den Tiefen von Liams Kühlschrank gefunden hatte, doch dann fiel mir Aiden wieder ein.
Noch immer war es unbegreiflich, dass er auf Fleisch seit so langer Zeit verzichtete. Aber gut.

Gerade als ich Salz und Pfeffer gefunden hatte und dieses hinzugeben wollte, stieß ich mit dem Ellenbogen gegen den Eierkarton.
Dummerweise waren noch immer zwei Eier in der Schachtel gewesen, die augenblicklich zerbrachen und eine klebrige Pfütze auf dem Boden hinterließen.
„Shit", entfuhr es mir, während ich mich hektisch umdrehte, um auf der Spüle nach einem Lappen zu suchen. So tollpatschig konnte aber auch echt nur ich sein.

Da am Waschbecken keine Spur von einem Lappen und auch das Küchenpapier nicht aufzufinden war, öffnete ich ein paar der unteren Schränke.
Schließlich blieb nur noch der Schrank neben der Spülmaschine übrig. Ruckartig öffnete ich diesen, in der Hoffnung einen Eimer oder dergleichen zu finden, doch mich erwartete etwas ganz anderes.

Scheppernd und krachend rollten leere Flaschen aus dem Fach und fielen mir vor die Füße. Es reichte ein kurzer Blick, um zu begreifen, dass es sich hierbei um Alkoholflaschen handelte.
Wie versteinert blieb ich stehen und sah auf das Glas unter mir. Just in dem Moment wechselte mein Handy den Song und es herrschte eine kurze Stille. Sie wurde jedoch schnell von Schritten gebrochen. Der Krach musste bis nach oben gedrungen sein.

Langsam drehte ich mich zur Tür um. Liams braune Augen trafen auf meine.
Er trug nur Boxershorts, dazu ein schlichtes weißes T-Shirt und schien tatsächlich bis vor wenigen Sekunden geschlafen zu haben.
„Liam", entfuhr es mir, während er in die Küche trat und seinen Blick auf den Boden schweifen ließ.
„Was zum Teufel machst du hier?", fragte er verschlafen nach und sah von den Flaschen zu mir und wieder zurück.

„Frühstück", murmelte ich kleinlich und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
„Aha" Liam sah mich unbeeindruckt an, während er sich durch die Haare fuhr.
„Das ist ziemlich viel Alkohol für eine Person", sprach ich schließlich meinen Gedanken aus und spürte Panik in mir aufkommen. Ich deutete auf die Flaschen und wagte es nicht, Liam anzusehen.

Noch immer war ich völlig überrumpelt von dem, was gerade geschehen war. Bis eben schwebte ich noch in der Vergangenheit und nun wurde ich schlagartig zurück in die Gegenwart geholt.
Da kniete sich Liam auf nackten Füßen vor mich auf den Boden und begann hektisch die Flaschen zurück in den Schrank zu stopfen.
„Die haben sich mit der Zeit angesammelt. Ich hatte keine Gelegenheit sie zu entsorgen", murmelte er leise, ehe er die Schranktür schloss und sich langsam wieder erhob.

„Als du das früher gesagt hast, da...", begann ich unsicher, wurde jedoch von Liam unterbrochen: „Es ist aber nicht wie früher, Niall"
Seine Stimme wurde unkontrolliert lauter und seine Augen begannen zu funkeln.
Geräuschvoll sog ich die Luft ein. Einen Moment war ich der Sprache nicht mehr mächtig. Dann schaffte ich es doch noch den Mund aufzubekommen: „Was glaubst du, soll ich davon halten?"

„Niall" Nun wurde seine Stimme wieder ruhiger. „Du musst mir einfach vertrauen, okay?"
„Aber...", stotterte ich und sah ihn hilflos an. Noch bevor ich etwas hinzufügen konnte, übernahm Liam abermals das Wort: „Sag mal, riechst du das auch?"
„Scheiße! Das Rührei!", schrie ich so laut, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die anderen herunter gelaufen kamen.
Schnell schaltete ich den Herd aus und nahm die Pfanne von der Platte, doch hatte unser Frühstück bereits die Farbe der schwarzen Küchentheke angenommen.

„Was ist denn hier los?", fragte kurze Zeit später auch schon eine Stimme hinter uns.
Harry, Aiden, Eleanor und Louis samt Freddie auf dem Arm traten in die Küche. Sie sahen alle ziemlich verschlafen aus und wären anscheinend gerne noch eine Weile länger im Bett liegen geblieben.

„Niall hat Frühstück gemacht", meinte Liam sofort und warf mir einen bittenden Blick zu. Seufzend sah ich von ihm zu den anderen.
Harry kam mit nackten Oberkörper ein Schritt näher und beäugte die Pfanne. „Das sieht ja..."
Scheinbar suchte er nach einem Adjektiv, das meine Kochkünste nicht ganz gedemütigt hätte.
Da kam ihm Louis zuvor: „Verbrannt aus!"

„Tja, da kann ich euch leider nur noch Toast anbieten und die Reste von gestern", meinte Liam und fingerte unruhig an dem Saum seines T-Shirt herum.
Ich biss auf meine Unterlippe und sah in die Runde. Heute würde ich die Schuld noch einmal auf mich nehmen, doch musste ich Louis und Harry unbedingt von dem Alkoholflaschenpfund berichten.
Wir mussten jetzt für unseren Freund da sein und durften uns nicht von seinem Stolz und seinem Scham davon abhalten lassen. Ich wusste, dass es ihm schwer fiel darüber zu reden, doch so konnte es eindeutig nicht weiter gehen.

„Hey Niall", flüsterte auf einmal Harry neben mir in mein Ohr und drückte mir sein Handy in die Hand, während Liam begann den Boden zuwischen.
„Was?", fragte ich verwirrt nach. „Lies!" Harry deutete auf sein Handy und machte sich unauffällig auf den Weg zurück zu Aiden. Ich fühlte mich wie in einem Kriminalfilm und schielte vorsichtig auf das Display unter mir.

Es war ein Foto, welches Cheryl zeigte, die mit einem Fremden ein Hotel betrat. Es war unscharf, doch konnte ich Liams Exfreundin ohne Zweifel wiedererkennen. Zudem trug sie die selbe dunkle Kleidung, wie schon gestern Abend. Der Fremde und sie wirkten irgendwie vertraut und ziemlich ungeduldig.
Darunter stand ein einziger Satz, der mich sofort zum Kochen brachte: One Direction Hottie Liam Payne steht schon lange nicht mehr an erster Stelle der X-Faktor Juroren.

Ich warf Harry einen kurzen Blick zu und überreichte ihm schließlich sein Handy.
„Scheiße man!", nuschelte ich in seine Richtung, als wir uns auf dem Weg ins Esszimmer machten. „Das darf er nicht zu Gesicht bekommen!"
„Witzig Niall" Louis reihte sich neben uns ein, während Freddie uns interessiert ansah. „Dann verbrenne mal alle Zeitschriften und vergesse nicht den Strom der ganzen Stadt auszulöschen", zischte Louis ironisch in mein rechtes Ohr.
Harry sah uns besorgt an und warf über seine Schulter Liam einen kurzen Blick zu, der sich gerade auf den Weg nach oben zu seinem Sohn machen wollte.

„Ist alles okay?", fragte er da auf einmal, blieb abrupt stehen und sah uns drei fragend an.
Synchron nickten wir. Das war wohl der größte Fehler, den wir hätten machen können. Schon damals, als Liam uns kritisch angeguckt und gefragt hatte, ob wir etwas angestellt hätten, und diese Reaktion von uns kam, wurde Liam klar, dass wir ihm etwas verheimlichten.

Ich muss mich dafür entschuldigen, dass Cheryl so asozial dargestellt wird. Dazu werde ich mich noch am Ende der Geschichte äußern.
Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne mal eure Meinung zu ihr (bzw. zu Liam und Cheryl) in die Kommentare schreiben😉

Comeback (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt