[87] You are by my side

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Nach diesem Abend trennten sich die Wege von unserer Band und Hailee, Eleanor und Aiden vorerst. Während Eleanor noch bevor wir nach Schweden flogen zu ihren Eltern aufbrach, um dort zwei Wochen zu verbringen, war auch Hailee gezwungen ihre Tourbegleitung bald zu beenden. In Amerika warteten ihre eigenen Termine und Aufgaben, die sie als Sängerin und Schauspielerin zu erfüllen hatte.

Sie versprach aber regelmäßig zu schreiben und das selbe gab ich ihr mit einem Lächeln und nach einem vorerst letzten Kuss zurück. Ich hasste Fernbeziehungen, doch blieb mir nichts anderes übrig, als diese Tatsache kommentarlos zu akzeptieren.
Eine Woche später flog auch Aiden für einen Monat zurück zu Myles und dem Café, welches ihm so vertraut war. Da es dieses Mal geplant war und er zurückkommen würde, machte ich mir keine weiteren Gedanken über sein Vorhaben.

Erst als ich am Abend vor seiner Abfahrt mitbekam, wie er zu Harry sagte, dass er sich von seinem besten Freund und seinen Kollegen verabschieden wolle, wurde ich hellhörig.
Was auch immer das bedeuten mochte, es ließ Harry vierundzwanzig Stunden am Tag lächeln und obwohl Aiden es mit einem gewissen wehmütigen Unterton ausgesprochen hatte, schien auch er mehr als glücklich darüber zu sein.
Ich behielt meine Vermutung mit einem Schmunzeln für mich und konnte nur hoffen, dass die beiden sie nach Aidens Rückkehr bestätigten.

So führten Liam, Louis, Harry und ich unser Bandleben wieder wie gewöhnlich zu viert. Abends gaben wir ein Konzert nach dem nächsten und sangen unsere Lieder, nachts redeten wir im Hotel und tagsüber schliefen wir aneinander gelehnt, auf Sesseln, Sofas, in Flugzeugen oder im Tourbus.
Ich liebte diese Art von Leben. Ich liebte diese durchgeplante Ungeplantheit. Es war an jeden Tag besonders, obwohl sich die Wochen nun oft glichen.

Manchmal entfachte sich ein Streit unter uns, der schnell wieder vergessen wurde und wohl darauf zurück zuführen war, dass es schon weit zurück lag, dass wir so lange zusammen Zeit verbracht hatten.
Doch im Großen und Ganzen waren es zugleich die stressigsten, als auch die entspanntesten Tage. Zumindest in unserem Privatleben schien es wesentlich leichter und ruhiger zu zugehen.

Obwohl ruhiger vielleicht nicht unbedingt das richtige Wort gewesen wäre.
Während Louis immer häufiger von den Zwillingen, seiner Vorfreude und seinen Ängsten sprach, vermisste ich Hailee irgendwann derart, dass ich durch ein Telefonat das Schlafen so vernachlässigt hatte, dass ich auf dem nächsten Konzert mehr als unkonzentriert war.
Doch fühlte sich genau dieses Gefühl vertraut an. Wie früher, als Zayn mit Perrie telefoniert hatte, oder Liam mit Sophia.
Und durch den Tourbus wurde dieses vertraute Gefühl nur noch mehr unterstrichen. Mit dem Unterschied, dass wir nun keine Jugendliche mehr waren und andere Gespräche führten.

Der Juni zog an uns vorbei und schon bald folgte der Juli. Es waren warme Sommerabende, an denen wir unsere Konzerte veranstalteten. Und ich konnte mich nur noch anhand der Orte orterentieren, welches Datum gerade war.
Obwohl es mir Angst machte, dass das Tourende immer näher rückte und somit auch mein Geburtstag, freute ich mich, als der Kalender auf August umgeblättert werden musste und ich wusste, dass ich Hailee wieder länger bei mir haben würde.

Das Highlight in diesem Monat war das Ed Sheeran Konzert, auf dem Hailee und ich vor einem Jahr ebenfalls gewesen waren, damals noch unter ganz anderen Umständen.
So freute ich mich nur noch mehr, dass wir eine kurze Pause von den eigenen Konzerten bekamen und man zur Abwechslung die Musik aus der Perspektive eines Zuschauers bestaunen konnte.

17. August 2019

Die warme Sommerluft breitete sich in dem Roundhay Park aus, in welchen sich etliche Menschen versammelt hatten und gebannt auf Ed warteten, der sich gerade Backstage aufhalten musste, um die letzten Vorbereitungen zu treffen.
Ich stand etwas abseits der anderen Fans, sodass es nicht zu Komplikationen kommen konnte, und sah mich ununterbrochen nach Hailee um.
Sie meinte, dass ich schon einmal vorgehen solle und genau dass hatte ich gemacht. Nun allerdings bekam ich so langsam das Gefühl, dass ich irgendetwas an ihrer Aussage falsch verstanden hatte.

Dennoch versuchte ich meine Unruhe zu vergessen und konzentrierte mich lieber auf die ausgelassene und besondere Stimmung, die vor einem Konzert herrschte. Es war immer etwas besonderes es aus dieser Perspektive mit zu erleben. Denn dort oben auf der Bühne hatte man ein ganz anderes Gefühl, als unten im Publikumsbereich.

Manche von den Fans saßen auf der Wiese und unterhielten sich angeregt, andere standen schon bereit und fokussierten die Bühne.
Dann ertönte auf einmal die Musik und ließ alle Answesenden aufschreien. Als Vorprogramm traten The Darkness und Lewis Capaldi auf. Die Vorfreude auf diesen Nachmittag stieg immer weiter an, doch eine Frage blieb: Wo war Hailee?

Gerade als Lewis Capaldi begann „Someone you loved“ zu singen und die Menge ruhiger wurde, um dem berührenden Song zu lauschen, sah ich plötzlich einen braunen Haarschopf und kurz danach auch eine schwarze Lederjacke vor mir.
„Sorry“, flüsterte Hailee im nächsten Moment in mein Ohr und stand nun direkt neben mir.

„Endlich“, gab ich ihr lächelnd als Antwort zurück, während sie sich ihre Jacke auszog und sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht pustete.
Es schien so, als hätte sie sich ziemlich hetzen müssen.
„Ich dachte du kommst gar nicht mehr“ Ich gab ihr einen Kuss und betrachtete sie für eine Weile, während Lewis' Stimme, welche von Dutzenden weiteren untermalt wurde in meinen Ohren hallte.

„Sorry“, flüsterte sie erneut, während ich ich mich leicht zu ihr herunterbeugte, damit die Worte mein Ohr erreichten. Schließlich winkte ich ab und legte meine Arme von hinten um sie. Hauptsache sie war jetzt da und wir konnten zusammen das Konzert genießen. Hailee war schon immer etwas verpeilt gewesen, doch gerade dafür liebte ich sie doch.

Nachdem das Vorprogramm beendet wurde, lief Ed auf die Bühne und entfachte somit ohrenbetäubendes Kreischen. Er wurde mit einer solchen Vorfreude und Euphorie empfangen, dass ich augenblicklich grinsen musste. Ich wusste genau, wie es sich an fühlte, jetzt da oben zu stehen. Dieses Gefühl konnte ich besser nachempfinden als alles andere.

Schließlich legte er seine Hände um seine kleine Gitarre, die er genauso wie ich es immer tat mit Namen benannte, und begrüßte die Zuschauer. Ich hatte ihm noch geschrieben, dass Hailee und ich kommen würden.
Laut seiner Nachricht war er sehr glücklich darüber gewesen und hatte die Gelegenheit auch genutzt, um mir zu schreiben, dass er sich für uns beide freuen würde, dass wir nach so langer Zeit zusammen gefunden hatten.

Immer noch lächelnd sah ich dabei zu, wie er nun begann Castle on the hill zu singen. Es war schon faszinierend, was ein einziger Mensch, eine Gitarre und ein unterstützendes Mischpult alles erzeugen konnten.
Das war der Moment, in dem ich begriff, dass Hailee und ich nach einem Jahr wieder hierher gefunden hatten.
Dass wir tatsächlich hier standen und den Liedern lauschten, während ich sie im Arm hielt. Das war letztes Jahr noch unvorstellbar gewesen, obwohl es sich schon immer magisch mit ihr an gefühlt hatte. Ich spürte förmlich die selbe Schüchternheit und zugleich Vertrautheit, die Hailees Anwesenheit erschaffen hatte.

Meine Erinnerungen, die ohnehin schon auf mich einprasselten, wanderten auf einmal zum Monat Januar. Es lag ganze achtundzwanzig Wochen zurück, als Hailee und ich uns in der Bar getroffen hatten.
Wir hatten exakt das selbe gehört, wie jetzt. Doch war die alte verstaubte Anlage, die der Typ damals angemacht hatte, völlig unbeindruckend, im Gegensatz zu Eds Stimme, die in diesem Moment so lebendig und nah klang: „I found the love for me. Darling just drive right in and follow my lead

Immer mehr driftete ich in die Vergangenheit ab und schien nichts mehr außer Eds Stimme, Hailee und den Erinnerungen wahrzunehmen.
Ich dachte daran, dass wir uns an jenen Tag über die Flickertour unterhalten hatten und darüber, dass ich mich auf die Made in the A.M Tour freute.

Wie ich ganz normal mit ihr geredet hatte, obwohl ich innerlich völlig durcheinander gewesen war und dazu noch immer die Wut auf Louis in meinen Knochen gesteckt hatte, da er sie ohne Absprache in die Bar bestellt hatte.
Es schien als wäre ich zu diesem Zeitpunkt ein ganz anderer und viel unsicherer Mensch gewesen, dabei lag es nur sieben Monate zurück.

„Niall“, riss mich Hailee auf einmal aus den Gedanken, während ich mich erschrocken im Roundhay Park wiederfand.
„Denkst du das selbe, wie ich?“, hauchte sie leise in mein Ohr und fuhr nachdenklich über meinen Arm.
Ich richtete den Blick wieder zu dem rothaarigen Sänger, der mich nun schon seit knapp neun Jahren kannte und der mit so viel Gefühl dieses eine Lied sang. Das Lied, welches mich nur noch an Hailee denken ließ. Dann nickte ich vielsagend als Antwort auf ihre Frage, während die letzten Klänge von Perfect verhallten.

Comeback (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt