[89] Just how fast the night changes?

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Nachdem Konzertbesuch folgten nun wieder unsere eigenen Auftritte. Und so überließ ich unseren Fans die Zuschauerperspektive, während wir als Band wieder auf der Bühne aufzufinden waren.
Und obwohl ich merkte, dass mir so langsam die Puste ausging und das Tourende mir ein Stück weit erleichternd erschien, genoss ich jedes Mal ein weiteres Comeback in einen weiterem Ort.

Mit dem Ende von August rückte auch Liams Geburtstag näher. Diesen wollte er auf sonderbarer Weise nur mit uns und nicht mit seinen restlichen Kumpels verbringen.
Ich wusste nicht genau woran es lag, doch begründete er sein Vorhaben damit, dass er nur in einem kleinen Kreis die Zeit verbringen wolle.
Natürlich waren große Feiern meist mit viel Spaß verbunden, doch bekamen wir durch die Konzerte schon genug Gründe um abzugehen, wodurch ich seine Entscheidung eigentlich ganz gut nachvollziehen konnte.

Mit der Absprache von Harry und Louis schenkten wir ihm letztendlich eine Vater-Kind-Kur nach Scottland. Die Homepage hatte Massagen, Schwimmbäder, Strandblick, Surfkurse, Schifffahrten, Kinderbetreuung und einen großen Spielplatz versprochen. Noch dazu kamen Yoga, Meditation und Therapien.
Ich wusste nicht genau, ob Liam alles ansprach oder ob er große Motivation hatte sich an einen der Kurse anzumelden.

Dennoch fand ich die Beschreibung wirklich treffend und schön: Zeit für sich und Ihr Kind. Rundum Entspannung vom Alltag und dazu einige Möglichkeiten zur sportlichen und geistigen Aktivität. Besonders empfohlen bei Stress, Unruhe und fürs Loslassen von negativen Einstellungen und Gedanken.

Spätestens beim Ende war mir klar geworden, dass diese Kur wie für Liam geschaffen war. Zumal er immer wieder betont hatte, dass er eine solche Reise unternehmen wolle.
Und so überreichten wir ihm bei seiner Feier den Gutschein für seinen wohlverdienten Urlaub.
Laut seiner stürmischen und dankbaren Umarmung musste er sich ziemlich darüber gefreut haben. Es war ein schönes Gefühl, einen Freund mit einer eigentlich so simplen Geste glücklich zu machen.
Und ich war mir sicher, dass es ihm im Frühjahr gut tun würde noch einmal rauszukommen, bevor wir wieder begannen die Stifte zu zücken und die Saiten zu spannen.

13 September 2019

Vor einem Jahr hatten Hailee und ich uns das erste Mal geküsst. Vor einem Jahr hatte ich begriffen, dass sie mehr als eine beste Freundin für mich war. Vor neun Monaten hatten wir uns bei Louis getroffen, um das Comeback einzuläuten. Vor sieben Monaten hatte unsere Tour begonnen. Und vor zwei Tagen hatten wir sie mit einem letzten Konzert voller Tränen und Dankessagungen beendet.

Es war ein seltsames Gefühl gewesen, zu wissen, dass es vorerst das letzte Konzert gewesen war. Als Sänger gab es meist nur das Zurückziehen oder das Mitten-im-Geschehen-sein.
Dass nun wieder der Teil kommen würde, in dem wir mit unseren Fans grundsätzlich nur noch mit unseren Handys in Kontakt bleiben würden, war jedes Mal mit Wehmut verbunden. Denn es war etwas komplett anderes die Gesichter hinter den Kommentaren wahrhaftig vor einen zu sehen, als nur auf einen Tweet zu antworten.

Doch der Gedanke irgendwann mit neuen Liedern erneut loszuziehen und eine weitere Tour zu planen, war sehr tröstend.
Und ich war mehr als gespannt, welche Geschichten sich diesmal zwischen den Zeilen verstecken würden. Schließlich hatten wir eine Menge zu verarbeiten und zu erzählen. Da war das sechste Album doch eine gute Möglichkeit das vergangene Jahr in den Songtexten zu verstecken.

Und heute, zwei Tage nach Tourende, saß ich zusammen mit meinen Freunden im selben Club, den wir schon im März nach unserem ersten Konzert besucht hatten und feierte meinen Geburtstag.
Aber nicht nur den, sondern auch die Band. Wir feierten, dass wir das Comeback geschafft hatten, dass Harry endlich ehrlich sein konnte, dass ich die Sache mit Hailee auf die Reihe bekommen hatte, dass Liam sich von seiner Vergangenheit loslösen konnte und dass Louis in zwei Monaten stolzer Vater sein würde. All das feierten wir.

Unsere Stimmung war ausgelassen und vollkommen unbeschwert. Außer wenn ich wieder damit anfing, dass ich mich ja so alt fühlen würde und ich mir von Louis finstere Blicke einfing, wurde sie leicht gedämpft.
Da half es auch nicht ihm zu sagen, dass achtundzwanzig gar nicht so eine hohe Zahl wäre und es bis Dezember doch noch dauern würde. So versuchte ich die Sache des Altwerdens nicht mehr in meinen Gespräch einzubauen.

Einen weiteren Grund zum Feiern verkündete Harry uns erst, als eine Ansammlung von Gläsern auf unserem Tisch stand und wir vom Tanzen zurück kamen, um uns erneut auf dem Ecksofa niederzulassen.
Es war wie gewöhnlich stickig, laut und voll. Doch da wir wieder zurück nach London gekommen waren und es hier nun mal keine originalen Irish Pubs gab, musste ich mich hiermit zufrieden geben.

„Ich wollte euch noch sagen“, rief Harry gegen die Musik an. Er hätte sich keinen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können, doch scheinbar hatte er es so lange vor sich her geschoben, dass er es einfach nicht länger für sich behalten konnte. „Ich ziehe im Oktober/November zusammen mit Aiden um. Wir wollen noch ein Stück weiter aus London raus, nicht zu weit natürlich. Aber ich denke, dass ein Neuanfang ganz gut wäre“

„Wusste ich es doch!“, rief ich überschwänglich und klopfte ihm auf die Schulter. „Wow, das freut mich! Fernbeziehungen sind eh scheiße. Obwohl wenn wir wieder auf Tour sind, bringt dir das auch nicht so viel“
Meine positive Einstellung wurde ein wenig betrübt, was vielleicht meinem Alkoholkonsum zu verschulden war, nichtsdestotrotz freute ich mich sehr für Harry. Schließlich hatten die beiden ihr Glück mehr als verdient.
„Wir können dann ja mal vorbei kommen“, meinte Liam da laut, ehe er an seiner Cola nippte. Der Typ zog es doch tatsächlich durch keinen Alkohol zu trinken.

„Ja, gerne“, sagte Harry lächelnd, während seine grünen Augen strahlten.
„Ich bin so stolz auf dich!“, meinte Louis auf einmal und legte ihm brüderlich einen Arm um. „Was du in diesem Jahr alles geleistet hast...“
„Das könnte man euch genauso sagen“, entgegnete Harry bescheiden und noch dazu so leise, dass ich kaum etwas verstand.
„Also komm' wa dann, wenn das Haus im November fertig ist?“, fragte ich nach und schlug mit der Faust auf den Tisch.
Harry nickte irritiert, während er mich mit einem Du-machst-mir-Angst-Ausdruck musterte. Unschuldig nippte ich erneut an meinem Glas und ließ mich zurück an die weiche Lehne sinken.

Ich war glücklich, dass ich heute meine Freunde bei mir hatte. Ich war glücklich, dass wir das Comeback durchgezogen hatten. Ich war glücklich, dass wir nächstes Jahr mit großer Wahrscheinlichkeit nach etlichen von Ausreden ein neues Album herausbringen würden. Ich war glücklich, dass ich Hailee meine Freundin nennen konnte. Ich musste der glücklichste Mensch auf Erden sein.

Comeback (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt