Es hatten sich immer mehr Menschen angesammelt, die die Szene von Aiden und Harry mitansehen wollten. Ich konnte meinen Stolz gar nicht in Worte fassen.
Jetzt, wo ich Aidens Vergangenheit kannte und wusste, dass er harte Zeiten hinter sich gebracht hatte, war es nur noch bedeutender, wie er umringt von Zuschauern zu dem Menschen stand, den er liebte.
Denn ich war mir sicher, dass er sich das vor ein paar Jahren niemals getraut hätte. Aus Angst vor seinem Vater, seinen Mitschülern oder anderen Menschen, die ihn verurteilen könnten. Wenn man einmal derart verunsichert wurde, war es oft schwer dort wieder heraus zu kommen.Langsam lösten sich die beiden voneinander. Obwohl ich nur Aidens Gesicht sah, wusste ich auch mit dem Blick auf Harrys Hinterkopf, dass er ebenfalls verlegen lachte.
Noch immer waren aus allen Richtungen Lichter und Rufe zu vernehmen, die einen völlig die Orientierung nahmen.
„Komm Harry“, rief Aiden auf einmal gerade so laut, dass ich es hören konnte, während er unruhig an Harrys Hand zog. „Das war eindeutig genug Aufmerksamkeit für einen Tag“Schnelles Schrittes liefen die beiden auf uns zu, nicht ohne dass Harry Aidens Koffer aufhob und fest umschloss.
„Nicht, dass du mir doch noch wegläufst“, hörte ich ihn leise sagen, als sie neben uns zum Halt kamen.
„Nein, das würde ich nicht übers Herz bringen. Du weißt gar nicht, wie leid mir das alles tut. Ich hätte nicht so überreagieren dürfen“
„Hey“, hauchte Harry in sein Ohr. „Du weißt gar nicht, wie stolz ich auf dich bin“Da bedeutete Louis uns schließlich schnell ihm zum Ausgang zu folgen. Desto mehr Zeit man hier in einer so großen Gruppe in der Öffentlichkeit verbrachte, je schwieriger wurde es wieder umzudrehen.
„Schmachten könnt ihr auch noch später“, sagte Louis zufrieden und rieb die Handflächen ineinander.
Es schien, als hätte er gewusst, dass es so kommen würde. Vermutlich lag dies an der jahrenlangen Erfahrung mit Eleanor.
Schließlich standen sie mehrmals aus den selben Gründen fast vor einer räumlichen und einmal auch vor einer emotionalen Trennung.Noch immer grinste ich bis über beide Wangen. Nachdem ich Harrys enttäuschtes und verletztes Gesicht gesehen hatte, hätte ich nie damit gerechnet, dass es doch noch eine solche Wendung geben würde.
Doch mittlerweile waren Wendungen wohl ein Teil unseres Alltags geworden. Ich hatte immer gedacht, dass nach dem Comeback die Musik und die Konzerte unsere größte Herausforderung waren, doch da hatte ich mich wohl getäuscht.Es war noch so vieles mehr passiert, womit ich nicht gerechnet hatte. Angefangen bei Hailee, weiter zu Zayns plötzlicher Nachricht, zu Aiden, der Harry mittlerweile so lange kannte, zu den Zwillingen, die Eleanor durch unser chaotisches Leben trug und die schon in fünf Monaten das Licht der Welt erblicken würden, zu Aidens schrecklicher Vergangenheit und plötzlich wieder zurück zur Gegenwart, in der sich irgendwie doch noch alles mehr oder weniger zum Guten gerichtet hatte.
Es war schon später Nachmittag, als wir das Hotel erreichten. Da wir uns noch nicht voneinander trennen wollten und die letzten zwei Tage erst einmal sacken lassen mussten, entschieden wir uns uns in der Lobby niederzulassen.
Gemeinsam setzten wir uns auf die roten Sofas und schwiegen eine Weile. Zumindest so lange, bis plötzlich ein Mann auftauchte und uns fragte, ob er uns Trinken anbieten könne.
Als die Getränke kurze Zeit gebracht wurden und wir uns bedankten, suchte uns jedoch abermals eine Stille auf.Ich spürte, dass Aiden die ganze Sache sehr unangenehm war. Doch versuchte ich ihm immer wieder mit verständnisvollen Blicken zu verdeutlichen, dass das alles menschlich und nachvollziehbar gewesen war und er sein Verhalten nicht hinterfragen sollte.
Irgendwann gestand Harry Aiden, dass er uns von seiner Kindheit und Jugend erzählt hatte.
Anstatt, dass er wütend oder verletzt reagierte, nickte er bloß und sagte leise: „Es ist gestern vieles wieder hoch gekommen und irgendwie bin ich wie früher dem Sturzreflex einfach abzuhauen nachgegangen“„Den kenne ich“, murmelte Liam da, woraufhin ich ihn für eine Weile nachdenklich betrachtete, während ich an dem Glas in meiner Hand nippte.
Es verstrich einige Zeit, in der wir einfach so da saßen und immer mal wieder Gespräche anfingen, die meist mit offenen Fragen endeten.
Wir hatten Glück, dass wir erst morgen weiter nach Norwegen fahren mussten und somit alles in Ruhe verarbeiten konnten.Ich war vielleicht nicht in dem Ausmaß über Aidens Rückkehr erleichtert, wie es Harry sein musste, dennoch war es ein schönes Gefühl zu wissen, dass wir nun wieder vollständig waren und nicht abermals ein Teil von uns irgendwo da draußen verloren gegangen war.
Erst nach dem Abendessen zogen wir uns jeweils auf unsere Zimmer zurück.
Hailee lag in unserem Bett, ein Bein aufgestellt und das andere ausgestreckt, während sie auf ihr Handy blickte.
Einen Moment betrachtete ich sie. Ich sah von ihren blauen Jumpsuit zu ihrem offenen Haaren und blieb schließlich an ihrem hübschen Gesicht hängen. Es war neutral und verriet nicht, was sie vor sich auf dem Screen anschaute.Kurz musste ich an den Waldausflug denken, der ebenfalls schon eine ganze Weile in der Vergangenheit lag. Ich sah sie noch immer mitten auf dem dreckigen Boden liegen und hörte ihr leises Lachen.
Sie hatte gefragt, ob unsere Geschichte ein Happyend bekommen würde. Und während wir noch vor zwei Monaten nur mit einem Schulterzucken antworten konnten, schienen sich jetzt alle Zweifel endlich verzogen zu haben.Lächelnd zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche und trat hinaus auf den Balkon, um Mum anzurufen. Ich hatte ihr eine Menge zu erzählen, denn ein Gespräch mit der Familie war meistens das beste Mittel die vielen Eindrücke zu ordnen und zu sortieren.
„Niall“, hörte ich die Stimme meiner Mutter, ehe ich mich auf dem Stuhl niederließ und mein eines Bein auf meinem anderen Knie ablegte. „Das freut mich aber, dass du dich meldest. Ist alles gut bei euch?“„Ja, ich denke schon“, sagte ich lächelnd, kaum fassend, dass das wirklich der Wahrheit entsprach. „Na ja, gestern und heute war es ein wenig viel, da Aiden und Harry eine Auseinandersetzung hatten. Aber ich denke, mit ein bisschen Zeit und einer kleinen Aussprache wird das schon“
„Auseinandersetzungen sind ganz normal und gehören einfach zum Leben dazu“, antwortete die vertraute Stimme meiner Mutter, die jedes Mal ein heimisches Gefühl in mir aufkommen ließ. „Und bei dir und Hailee?“Mein Blick wanderte über meine Schulter, durch die Glasscheibe zu meiner Freundin, die nun auf der Seite lag und offenbar ein Video auf ihrem Handy anschaute. Noch immer lächelnd, meinte ich: „Es könnte nicht besser sein“
„Siehst du, Niall“, sagte Mum in den Ton, den sie immer dann drauf hatte, wenn sie mir mütterliche Ratschläge gegeben hatte, dessen Wirkung kurz darauf eingetroffen war. „Ich habe es dir immer gesagt. Einfach mal reden und dann wird das schon“„Ja, vermutlich“, murmelte ich leise und fuhr mir über das Kinn.
Dass Hailee und mir reden immer schwer gefallen war und grundsätzlich die Kommunikation nicht der ausschlaggebende Grund gewesen war, weshalb wir begriffen hatten, was wir eigentlich fühlten, behielt ich mit einem Schmunzeln für mich.
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Comeback (One Direction)
Fanfiction»Wir werden zurück kommen, ganz sicher. Das hier ist erst der Anfang, wir können noch so viel zusammen erreichen« Diesen Satz hat Niall unzählige Male gesagt. Nun ist es an der Zeit ihn nach so langem Warten endlich in die Tat umzusetzen. Doch nich...