[24] The way you look

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6. April 2019:

Am nächsten Morgen erhielt ich eine Antwort von Hailee:

Hey Niall,

am Besten schreiben wir noch mal und vereinbaren spontan ein Treffen. Dann können wir in Ruhe reden.

Hailee

„Diese Frau treibt mich noch in den Wahnsinn", rief ich am Frühstückstisch. „Vorgestern schreibt sie ausführlich und jetzt total abweisend! Warum sind Frauen so kompliziert?"
Ich legte meine Stirn auf der Tischplatte ab und seufzte.
„Das wird schon wieder", meinte Mum und reichte mir einen Kaffee. Ich wagte es nicht den Kopf zu heben.

„Hailee und du seit schon so lange befreundet, da werdet ihr sicherlich offen darüber reden können"
Ihre Worte machten es nicht gerade besser. Gerade weil wir so lange befreundet waren, konnten wir nicht offen darüber reden.
Normalerweise erzählte ich ihr so gut wie alles. Doch diese eine Sache würde in ihrer Gegenwart nicht meine Lippen verlassen.

Nach dem Frühstück zog ich mich in mein altes Kinderzimmer zurück. Ich warf mich auf das schmale Bett und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Alles stand noch so da, wie ich es zurück gelassen hatte.
Selbst die Deckenlampe, die die Form eines Flugzeuges hatte, hing verstaubt über mir. Ich hatte mich immer beschwert, dass ich mit sechzehn zu groß dafür geworden war. Doch bevor wir eine neue besorgen und sie auszuwechseln konnten, war ich zu X-Factor gegangen und hatte dort ganz andere Dinge als mein Zimmer im Kopf gehabt.

Eine Weile ließ ich meine Gedanken kreisen. Ich dachte an One Direction, an Flicker und an heute. Daran, dass ich noch so jung war und schon so viel erlebt hatte. Und genau durch diese ganzen Erlebnisse so viel verpasst hatte.
Es verstrich einige Zeit, in der ich einfach nur da lag und nachdachte. Ich hatte das Gefühl, dass ich das seit langer Zeit nicht mehr derart getan hatte.

Am Nachmittag machte ich mich auf den Weg in das Hotel, welches Harry, Liam und Louis für die Nacht genutzt hatten.
Während der Fahrt beobachtete ich die Regentropfen, die gegen die Scheibe prasselten. Das Wetter passte zu meiner Laune. Mal wagte die Sonne ein Blick auf die Erde, ehe sie von den dicken grauen Wolken wieder verscheucht wurde. So ging es schon den ganzen Tag und es sah nicht nach einer Besserung aus. Weder bei dem Wetter, noch bei mir.
Ich hatte große Erwartungen gehabt Irland und meine Familie zu sehen. Und es war gestern ein unglaublich schöner Tag geworden, doch gerade weil ich meiner Familie so nah war, wollte ich nicht schon bald wieder weiter müssen. Ich brauchte sie.

Ich wusste nicht, weshalb ich mit Liam, Louis und Harry so schlecht über Hailee reden konnte. Vielleicht lag es daran, dass ich sonst in dieser Situation immer ein Zuhörer gewesen war. Nun war ich zum Erzähler geworden. Doch davon wussten die anderen noch nichts.

Der Tag nahm doch noch eine kleine Wendung. Da das Wetter so schlecht war und wir so oder so keine große Lust hatten raus zu gehen, blieben wir im Hotelzimmer und verfielen abermals in verschiedenste Gespräche.
Mal kamen wir auf die Vergangenheit zu sprechen. Dann redeten wir wieder über Bear oder Freddie.

Louis erzählte uns eine Geschichte, in der Freddie aus seinem Bett geklettert und ins Badezimmer gekrabbelt war. Er hatte es irgendwie geschafft sich und das ganze restliche Bad mit Zahnpasta zu beschmieren. Selbst seine Haare hatten etwas von der weißen Creme abbekommen.
Als Louis wach geworden und ins Badezimmer gerannt kam, hatte Freddie ihn nur mit einem schiefen Grinsen angesehen, während er noch immer auf den Fliesen gesessen hatte.

Ich konnte mir diese Geschichte so bildlich vorstellen, dass es eine Weile brauchte, bis ich mich wieder beruhigt hatte.
„Dann ist es vielleicht doch besser, wenn wir keine Kinder haben", meinte Harry und stieß mir in die Seite.
„Ja vielleicht", stimmte ich ihm nickend zu.

Den gesamten Nachmittag unterhielten wir uns, während Liam seine Bluetooth-Box angestellt hatte und jeder Liederwünsche einreichen durfte.
Dabei hielt ich mich ziemlich zurück, da ich befürchtete, dass die Musik, die ich gerade gerne gehört hätte, nicht zur Stimmung gepasst hätte.

Irgendwann verabschiedete sich Louis, da er sich mit Eleanor zum Telefonieren verabredet hatte.
Da sie zur Zeit beide beschäftigt waren, brauchten sie konkrete Uhrzeiten, um sich nicht zu verpassen. Spontanität brachte sie in diesem Fall nicht weiter.

Schließlich verschwand auch Liam mit einem Blick auf sein Handy in seinem Zimmer. So eilig wie er es gehabt hatte, musste es eine ziemlich wichtige Nachricht gewesen sein.

So saßen Harry und ich alleine in seinem Hotelzimmer.
Einen Moment herrschte Stille. Seit die Sache mit Aiden heraus gekommen war, lag mir etwas auf der Zunge. Und das wäre wohl der ideale Zeitpunkt für diese eine Frage gewesen.
Unsicher ließ ich meinen Blick zum Fenster schweifen. Noch immer regnete es in Strömen. Es sah aus, als würden dutzende Tränen die Scheibe herunter fließen.

„Harry, kann ich dich mal etwas fragen?", platzte es aus mir heraus. Ich wagte es nicht ihn anzusehen. Vielleicht irrte ich mich ja auch und es war ein großes Missverständnis. Im Augenwinkel vernahm ich sein Nicken.
Ich schluckte. „Was... was war das damals mit Louis?"

Einen Augenblick herrschte Stille. „Vergiss es, ich dachte nur...", murmelte ich etwas unbeholfen und rutschte auf der Bettkante hin und her. Vorsichtig hob ich meinen Kopf und warf Harry einen kurzen Blick zu. Er brauchte nichts sagen. Seine Augen waren Antwort genug.

Comeback (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt