Kapitel 4 - Amaria

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Die Sonne hatte schon beinahe ihren Zenit erreicht, als eine einsame Maus den Kopf aus ihrem Loch steckte und dann schnell in Richtung Haus huschte. Amaria nahm sich die Zeit und blickte ihr hinterher bevor sie sich wieder zurückwandte und weiter mit der Schere den Busch bearbeitete. Hätte sie noch mehr Energie gehabt, hätte sie sie womöglich eingefangen, es konnte den Hausherrn kaum gefallen, dass Mäuse in seinem Garten lebten, doch sie würde einfach so tun als hätte sie nichts gesehen.

„Das ist so deprimierend", murrte Nox während er näherkam und seine Tasche neben ihre auf den Boden warf.

Amaria grinste und schnitt mit Absicht einen besonders großen Ast von der Hortensie ab damit er es nicht sehen konnte. Bevor Nox wieder zu sprechen begann warf sie der Aufsicht bei den Beeten einen Blick zu um zu prüfen ob er weit genug weg war, damit er Nox' Beschwerden nicht hören konnte. Sie wusste nicht, ob sie für Tratsch wirklich Probleme bekommen würden, doch Arthur würde sicher nicht begeistert sein.

„Ich kann immer noch nicht fassen, dass wir das hier tun. Ich kann nicht fassen, dass wir das hier freiwillig tun." Er verzog das Gesicht und machte seiner Wut damit Luft, indem er dem Busch einen Tritt verpasste. „Warum tun wir das hier, Amaria?", fragte er und zog lustlos an einem Ast. Als er sich kaum bewegte, begann er wütend daran zu zerren bis er abriss und er einen Schritt zurückstolperte. Dieses Mal konnte Amaria ihr Lachen nicht zurückhalten, sie hatte schon vor einiger Zeit festgestellt, dass es für sie die beste Art war mit seinem Jähzorn umzugehen.

„Das ist nicht lustig", knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen, doch beim Anblick seiner ernsten und zutiefst unzufriedenen Miene musste sie erneut auflachen.

Jedoch schien Nox sich von ihrer guten Stimmung nicht beeinflussen lassen zu wollen, stattdessen verdrehte er die Augen. „Das ist ja wieder so typisch für dich", erwiderte er deutlich genervt und bückte sich nach seiner Schere.

Das Mädchen verstummte und sah auf den Hinterkopf ihres Freundes. Er wirkte ungepflegt, da seine schwarzen Haare länger und zerzauster waren als gewöhnlich und wenn er sich aufrichten würde, würden ihr müde Augen aus dem sonst so hellen und wachen Gesicht entgegenblicken. Sie wusste, dass er dachte sie hätte nicht bemerkt, dass er in den letzten Nächten nur selten geschlafen hatte. Doch sie hatte nicht nur einmal gesehen wie er aus seinem Bett verschwunden war.

Wie so oft in der letzten Zeit seufzte sie innerlich und obwohl sie genau wusste was er wollte fragte sie ihn trotzdem, wie es schien zum tausendsten Mal: „Was ist dein Problem?"

Nox schnaubte und gab ihr wie immer dieselbe Antwort, als hätten sie eben dieses Gespräch nicht schon tausende Male geführt. „Mein Problem ist, dass es kein Ende nimmt. Keiner hat das hier erwartet, als er zu diesem Haus gegangen ist. Wir wollten zu den Travail um ihnen zu helfen, um Magie zu lernen und etwas zu bewirken und was bekommen wir?" Er drehte sich um und zeigte demonstrativ die Äste, die er in der einen und die Schere, die er in der anderen Hand hielt. „Wir dürfen den ganzen Tag für sie arbeiten."

Amaria seufzte, dieses Mal laut. Sie kannte seine Gedanken bereits, den Frust, der in ihm wuchs: er wollte mehr. Mehr, als das gemeine Leben eines kleinen Magiers in einem Haus. Ihm reichte es nicht, dass man ihm die Geheimnisse der Magie anvertraute und er sie nach seinem Wunsch anwenden konnte. Nein, er wollte noch bedeutender werden. Amaria war sich jedoch ebenso bewusst, dass er mit diesen Gedanken bei weitem nicht der einzige war. Und sie befürchtete genau deshalb würde es dabei bleiben.

„Nox, weißt du", begann sie vorsichtig, „ich denke du solltest deine Erwartungen vielleicht ein bisschen herabsetzen, immerhin sind wir hier erst vor ein einiger Zeit hier angekommen und es ist ja schon ein großer Fortschritt. Das Haus ist groß, um einiges größer als das der Prevoir oder Pensee, außerdem finde ich wir sollten dank-"

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