Kapitel 25 - Alexei

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Ein jähes Niesen durchschnitt die Stille und Alexei drehte sich auf seiner unbequemen Matte auf die Seite. Der Junge streckte kurz seinen Arm aus und dehne ihn, bevor er ihn wieder unter seinen Kopf schob und seine Jacke zu Recht drückte.

Er hatte noch nie eine Nacht auf einem so unbequemen Stück Boden verbracht und die Matte auf der er lag hatte war uneben, das Stroh quoll aus kleinen Löchern an allen Seiten, sodass er sich beinahe wünschte auf dem kalten Stein zu schlafen.

Doch das, was ihn eigentlich wachhielt war die Kälte. Die Kälte und die Tatsache, dass seine Gedanken immerzu zu kreisen schienen. Er hatte schon einmal auf kaltem Stein geschlafen, an dem Tag, da er in Inizio an der Steinwand eingeschlafen war, doch dies hier erschien im ganz anders.

Tatsächlich war das Haus nicht weit von dem anderen Ort entfernt, vielleicht drei oder vier Straßen, doch in diesem Moment kam es ihm vor, als wäre es ein ganz anderer Ort.

Alles, was ihm bisher seit seinem Aufbruch mit den Anderen geschehen war, schien schlecht zu sein. Zuerst die traurigen Augen seiner Schwester, die ihm von all dem abrieten, dann Nachtwanderung quer durch ein aufgeweichtes Feld und schließlich das Gespräch mit dem Jungen.

Alexei öffnete seine Augen und blickte auf Noahs Rücken hinter dem irgendwo Nox schlafen musste. Gleich nachdem Noah und Claire zurückgekommen waren hatte er erwartet Nox würde etwas darüber zu ihnen sagen und sie würden ihn wegschicken, doch er hatte es nicht erwähnt.

Im Nachhinein konnte er nicht entscheiden ob er es bereuen sollte und überreagiert hatte oder nicht. Ihm war bewusst, dass er sicher nicht so regiert hätte, hätte er sich nicht jeden Tag über seinen Vater geärgert, doch andererseits fragte er sich, ob es dem Jungen wirklich zustand darüber zu entscheiden.

Immerhin kannten sie sich nicht einmal ein paar Stunden, sie hatten nicht miteinander gesprochen und er war seinem Vater noch nicht einmal begegnet. Andererseits musste er seine Gründe dazu gehabt haben.

Alexeis Hand wanderte erneut nach unten in seine Hosentasche, dort wo er die Erbstücke seiner Mutter aufbewahrte. Schon auf dem Weg hatte er immer wieder überprüft ob sie noch da waren. Seltsamerweise fühlte es sich beinahe so an, als würden sie ihn daran erinnern nach was er suchte. Sie verscheuchten die Zweifel, die in ihm aufkeimten und ließen ihn neue Motivation schöpfen.

Nein, dachte Alexei bestimmt. Nox hatte nicht recht.

Er konnte nicht nach Hause zurückkehren. Er konnte nicht sein ganzes Leben dort bleiben und nicht wissen, was in der Nacht passiert war. Er konnte seinem Vater nicht wieder unter die Augen treten. Nicht nachdem er zwei Mal ohne ein Wort von Zuhause verschwunden war.

Der nächste Tag begann genauso nass und kalt wie die Nacht. Alexei hatte nicht bemerkt, dass er eingeschlafen war, doch als Noah ihn an seiner Schulter rüttelnd aus einem traumlosen schlaf riss wurde Alexei bewusst, dass es zu wenig Schlaf gewesen war.

Gähnend setzte er sich auf und sah sich um. Claire war schon auf den Beinen, wuselte im Raum herum und packte einige Sachen, die am Boden verstreut lagen in eine Tasche während Nox noch in einer Ecke saß und ebenfalls das Geschehen beobachtete. Als ihre Blicke sich kreuzten verspürte Alexei einen leichten Stich in seiner Magengegend.

Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie letztendlich aufbrachen. Alexeis Aufregung stieg mit einem mal wieder, da er außerhalb seines Heimatdorfs und Inizios nicht viel gesehen hatte.

„Wohin gehen wir?" fragte er und versuchte dabei nicht allzu aufgeregt und kindlich zu klingen.

Noah und Nox wandten sich gleichermaßen zu ihm und Alexei schrumpfte unter dem kalten Blick des einen Jungen zusammen.

Zwischen Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt