Als er Ezra an sich vorbei sprinten sah sprang er zuerst einen Meter zurück bevor er ihr hinterher blickte und die andere Person verpasste, die ebenso schnell hinter ihr her war. Verdattert stand er für einen Augenblick da bevor er realisierte, was er zu tun hatte.
Seine Entscheidung ihr zu folgen hatte ihm wertvolle Sekunden gekostet und als er dann schließlich entschlossen den Gang betrat war es schier unmöglich ihr noch zu folgen.
Trotzdem war er in die Richtung gelaufen, die alle Anderen einschlugen, immer der Spur nach, die die Trägerin hinterlassen hatte. Endlich draußen angekommen hatte er jedoch schnell die Hoffnung verloren sie noch zu finden. Wie konnte er auch in einer solch großen Stadt?
Nun jedoch war sein Ziel wieder vor ihm. Sie war zu ihm gekommen, hatte ihm selbst jetzt noch geholfen. Nun war es an der Zeit, dass er ihr etwas zurückgab.
Es war schon seltsam. Noch in seiner Heimat, bevor seine Mutter verschwunden war, war er nie einer der Sportlichsten gewesen. Sein ganzes Geschick lag darin sieben volle Gläser auf einmal zu einem der Tische zu tragen und selbst da hatte er oft genug Stunden damit verbracht die Scherben wieder aufzulesen.
Nun jedoch schien es ihm nur allzu einfach zu sein. Wie selbstverständlich stießen seine Beine sich vom Pflaster ab, wie als wäre es nur eine alte Routine hastete er dem blonden Zopf hinterher, der in der Dunkelheit von den vereinzelten Fackeln an den Wänden hin und her schwang.
So schienen sie für eine Zeit einfach zu laufen, dann jedoch hörte Alexei einen verzweifelten Laut und ein Husten. Als würde die Zeit für einen Augenblick still stehen sah er wie das Mädchen aus der Bewegung kam, von dem Husten erschüttert und dann stolperte und Hart auf dem Boden landete.
Das Nächste was er vernahm war ein zufriedenes Schnauben von dem Mädchen vor ihr, die scheinbar auf den letzten Metern noch an Geschwindigkeit zunahm bevor sie schlitternd über dem Mädchen stehen blieb.
„Nein", hörte er sich in einem Tonfall rufen, den er selbst noch nie gehört hatte. „Weg von ihr!"
Verwirrt blickte das Mädchen auf, direkt in seine Richtung und gab ihm damit die Zeit die er brauchte um das Geschehen zu erreichen. Als er der Fremden jedoch entgegenblickte schien all seine Entschlossenheit zu verpuffen und Angst breitete sich in ihm aus, wie ein allverschlingender Virus, denn aus dem hübschen Gesicht starrten ihr blutrote Augen entgegen.
Dieselben wie die des Mannes.
Augenblicklich paralysiert starrte er nach vorn, geradewegs in das Gesicht des Mädchens, dann jedoch schossen seine Augen nach unten.
Zu seiner Erleichterung hatte Ezra die Chance genutzt um wieder auf die Beine zu kommen. Verwirrt, dankbar und verängstigt warf sie ihm einen Blick zu.
‚Schnell weg' wollte er rufen, doch sein Mund blieb verschlossen.
Trotzdem schien sie es zu verstehen, denn mit einem letzten Blick wirbelte sie wieder herum und sprintete wieder los. Der Blick der Fremden rastete auf der Trägerin ein und offenbar vergessend, dass Alexei auch noch anwesend war wollte sie ihr wieder folgen.
Seinen Instinkten volle Kontrolle über seinen Körper gebend schoss seine Hand nach vorn und er packte das Mädchen am Arm, sodass er zwar von ihrer Bewegung ein Stück mitgezogen wurde sie aber trotzdem stolperte und zu Boden fiel.
Wütend wanderte sie sich um und rappelte sich wieder auf. Ihm einen vernichtenden Blick schenkend wollte sie sich wieder umwenden und loslaufen, wieder jedoch zog er sie mit aller Kraft, die er aufbringen konnte zurück. Er würde nicht zulassen, dass sie Ezra weiter verfolgte. Er würde sie aufhalten.
Dieses Mal hielt sich die Andere besser auf den Beinen, sodass sie kurz miteinander rangelten.
Das nächste, was Alexei spürte war, dass er nach hinten geschoben wurde und hart auf dem Boden landete. Der Aufprall schien alle Luft aus seinen Lungen zu drücken; trotzdem versuchte er sich rasch wieder aufzusetzen.
Immer noch vibrierte die Luft seltsam, als wäre mehr darin, als er sehen konnte und er keuchte, schaffte es aber sich nach oben zu stemmen.
Sich fragend, was passiert war bemerkte er, dass die Fremde ebenfalls am Boden lag offenbar vom Aufprall einer unsichtbaren Kraft gestoßen. Verwirrt beobachtete er wie sie aufsprang und sich ihm zuwandte.
„Du", zischte sie leise und hob die Hand.
Bereits wissend, was passieren würde hob Alexei schützend die Hände vors Gesicht doch nichts geschah.
Für einen Augenblick standen sie voreinander, inne haltend, wartend doch nichts geschah. „Dieses Miststück", fluchte das Mädchen dann plötzlich laut und wirbelte wieder herum, drauf und dran der Trägerin wieder zu folgen.
Alexei starrte ihr hinter her, unfähig sich zu bewegen versuchte er sich daran zu erinnern was passiert war. Sie wollte einen Zauber ausüben, doch nichts war geschehen. Warum war nichts geschehen?
Schwer atmend blieb sein Blick an etwas kleinem, hängen, das vor ihm auf dem Boden lag. Eine kleine Kugel, beinahe wie ein Stein, der offenbar nicht hierher gehörte. Ein Gegenstand der auf den ersten Blick normal, auf den zweiten jedoch nicht von dieser Welt schien. Er hatte ihn schon einmal gesehen.
Langsam begreifend was sein Kopf noch nicht ganz verstehen wollte las er ihn auf und betrachtete ihn kurz in der Hand, wo er sich seltsam warm anfühlte. Magische Kräfte. Er schluckte, doch der Kloß, der sich in seinem Hals gebildet hatte schien ihn immer noch davon anzuhalten zu atmen.
Dann, wie aus dem nichts schien seine Sicht zu verschwimmen. Von einer dumpfen, schmerzenden Stelle in seinem Hinterkopf aus schien sich Dunkelheit auszubreiten und er sackte zusammen. Seine Hand schloss sich, dann spürte er den Boden unter seinem Gesicht und alles wurde schwarz.
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Zwischen Licht und Schatten
FantasyDie Welt ist gespalten zwischen vier Namen, vier Familien: Vertere, Travail, Prevoir und Pensee. Vier Familien, die das Land unter sich aufteilen und die Macht für sich beanspruchen. Weit davon entfernt wächst Alexei mit seiner Familie in einem kle...