Kapitel 7 - Amaria

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Das erste, was Amaria sah als sie die Augen aufschlug war die Rinde des Baumes, unter dem sie sich niedergelassen hatten. Verschlafen setzte sie sich auf, wischte sich mit ihrer Hand übers Gesicht um die Haare, die sich während sie geschlafen hatte aus ihrem Zopf gelöst hatten zu entfernen und sah sich um. Da nun wieder die Sonne schien konnte sie um einiges mehr erkennen, als noch beim Mondschein letzte Nacht.

Sie hatten beschlossen in den Wald zu gehen, da die nächste Stadt, in der sie Unterschlupf finden konnten, gut eine Stunde zu Fuß entfernt war, wofür sie beide um einiges zu müde gewesen waren und am offenen Feld hatten sie nicht schlafen wollen.

Die Bäume um sie herum waren nicht sehr groß, doch dachten sie sie würden ihnen trotzdem für den unwahrscheinlichen Fall, dass es regnete Schutz bieten. Erneut sah Amaria sich um und bemerkte, dass Nox nicht mehr neben ihr lag, auch konnte sie ihn nirgendwo anders auf der Lichtung entdecken. Für einen Moment verspürte sie einen Stich, geschockt davon, dass er einfach verschwunden war, dann jedoch besann sie sich anders.

Unsicher, was sie als nächstes tun sollte, beschloss sie auf ihn zu warten und lehnte sich an den Baum hinter ihr. Nachdenklich betrachtete sie die zahlreichen wilden Blumen, die unter den Bäumen wuchsen, während sie abwesend ihren blonden Zopf neu machte. Sie hatte nie viel mit Pflanzen anfangen können, ihre Mutter war da ganz anders, doch auch sie wusste ihre Schönheit zu schätzen.

Hier im Wald war es friedlich. Still. Die Pflanzen wuchsen dort wo es ihnen gefiel, sie wurden nicht durch kleine Steinmauern begrenzt und ständig zurechtgestutzt, damit sie ein ganz bestimmtes Aussehen hatten. Zweifellos waren beide Arten schön anzusehen, doch auch schienen die ständig gestutzten plötzlich begrenzt, als würde man ihnen ein Stück ihrer Schönheit nehmen.

Amaria schüttelte den Kopf. Was dachte sie da nur?

Nach einer Weile fiel ihr Blick auf ein Zeichen, dass sich dunkelrot auf ihrem Unterarm absetzte. Das Mädchen starrte für einen Moment darauf, unfähig den Blick abzuwenden. Das Zeichen war ihr nur zu bekannt, denn sie hatte es auf dem Unterarm eines Mädchens gesehen. Um genau zu sein, war es das letzte, was sie von diesem Mädchen gesehen hatte.

Sie musste einmal hart schlucken und zwang sich dann an etwas anderes zu denken.

Hinter ihr hörte sie wie Äste zerbrachen und jemand über den unebenen Boden zu ihr kam. Als sie sich umsah, erblickte sie Nox, der gerade einen Ast beiseiteschob. „Ah, du bist endlich wach", begrüßte er sie und blieb vor ihr stehen. Die Ringe unter seinen Augen hatten sich noch tiefer in sein Gesicht gezogen; sein Haar stand in alle Richtungen ab.

„Du siehst furchtbar aus", bemerkte sie und sprach aus, was ihr soeben durch den Kopf geschossen war.

Nox' Augenbrauen wanderten nach oben. „Vielen Dank für die aufmunternden Worte, Amaria, du übrigens auch."

Amaria rieb sich erneut die Augen.

Nox wandte sich ab und ersparte sich die Antwort, dann warf er seine Tasche auf den Boden neben ihr. Amaria betrachtete sie für einen Moment. „Ich hatte beinahe vergessen, dass du sie noch hast", sprach sie erneut einen Gedanken laut aus, doch wieder erhielt sie keine Antwort, stattdessen berichtete er deprimiert: „Ich habe nach etwas zu Essen gesucht, aber ich kenne mich mit Beeren und sowas nicht besonders gut aus, also habe ich es aufgegeben. Falls du auch nicht weißt, was wir essen können und was giftig ist müssen wir zuerst in die Stadt laufen."

„Dann sollten wir uns auf den Weg machen", antwortete das Mädchen trocken.

Wieder antwortete er nicht, stattdessen setzte er sich nur neben sie und schloss die Augen. Sie sah ihn einen Moment lang an und fragte sich, wie lange er wohl in dieser Nacht geschlafen hatte, sie hatten sich im Morgengrauen erst hingelegt und er war offenbar schon seit einer Weile auf den Beinen.

Zwischen Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt