Kapitel 66 - Alexei

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Bereits als Alexei die Tür öffnete kam ihm bereits ein Schwall warmer Luft entgegen, der von dem strengen Geruch von Alkohol, altem Fett und Schweiß begleitet wurde und dem Jungen den Atem verschlug. Der Raum war zwar klein, doch gleichzeitig voller Menschen, die sich ausgelassen unterhielten, sangen oder lachten.

Selbstbewusst trat er einige Schritte in den Raum und überlegte einen Augenblick, bevor er sich in eine Ecke drückte und sich dann allein auf einen Stuhl setzte. Die Taschenuhr baumelte nach vorne und stieß dann wieder an seine Brust, als wollte er ihn an die Worte seiner eigentlichen Besitzerin erinnern.

Trotzig schob er die Unterlippe ein Stück nach vorn und sah sich mit verschränkten Armen im Raum um. Bei wem sollte er sich umhören? Er wusste nicht wirklich, was sie damit gemeint hatte, wer hier sollte schon seine Mutter kennen?

Sein Blick blieb an einem hoch gewachsenen Mann an der Bar hängen. Er wusste nicht genau warum, doch sein blonder Hinterkopf kam ihm seltsam bekannt vor. Hatte er ihn womöglich schon einmal gesehen?

Gähnend lehnte er sich an die Wand hinter ihm und legte den Kopf schief, ließ jedoch dabei den Anderen nicht aus den Augen, als dieser aufstand und einer anderen Person etwas in die Hand drückte. Der Zweite lachte, woraufhin der Blonde etwas sagte und sich dann abwandte um zu gehen.

Augenblicklich versank der Junge in seinem Stuhl, denn er erkannte den Mann als denjenigen, den er nach seiner Mutter gefragt hatte. Denjenigen, der ihn zu der Wächterin geschickt hatte. Den Mann, der versucht hatte Ezra mit einem Speer zu durchbohren.

Doch der Mann dachte offenbar gar nicht daran Alexei auch nur eines Blickes zu würdigen, stattdessen steuerte er zielstrebig die Tür an und verschwand in der Nacht.

Noch nachdem der Mann längst verschwunden war blieb der Junge in seiner geduckten Haltung, seine Augen klebten immer noch an der Tür. Ezra hatte recht behalten. Doch was, wenn der Mann nun auf direktem Weg zum Anwesen der Wächterin war?

Für einen Augenblick spannten sich alle Muskeln im Körper des Jungen an, bereit aufzuspringen und ihm nachzulaufen, doch wie sollte er dem Mädchen schon helfen können? Ein klaffendes Loch schien sich in seiner Magengegend aufzureißen. Was, wenn sie sich wirklich trafen?

Für eine Sekunde schloss sich seine Hand um die Taschenuhr an seinem Hals, doch keiner der Zeiger schien ihm weiterzuhelfen. Unsicher erhob er sich von seinem Platz, jedoch öffnete sich die Tür just in diesem Moment wieder und zwei Mädchen traten herein.

Es waren Samantha und eine Andere, die er nicht kannte, doch er vermutete, dass es ihre Schwester war. Ein Stück kleiner als Samantha hatte sie ein wenig dunklere und deutlich kürzere Haare.

Die Unbekannte sah sich kurz um und zwei Mal wanderte ihr Blick über die Stelle, wo er stand, doch sie schien ihn nicht gesehen zu haben. Dann stellte der Junge überrascht fest, wie sie genau auf ihn zukamen.

Er schluckte einmal hart und setzte sich rasch wieder auf seinen Platz, doch statt an seine Seite zu treten setzten die beiden sich an einen Tisch nicht allzu weit entfernt von ihm. Samantha, die nun mit dem Rücken zu ihm saß, sagte etwas und die Andere lachte.

Neugierig beugte er sich ein Stück zu ihnen.

Wieder sprach Samantha, doch alles, was er hören konnte, war ein undeutliches Murmeln.

Unsicher blickte Alexei zu der Person, die ein kleines Stück entfernt von ihm saß und eher einem Schrank als einem Mann glich, bevor er noch ein Stück auf die Mädchen zu rutschte. Rasch blickte er kurz zu ihnen, doch sie hatten ihn nicht bemerkt, dazu war es im Raum zu laut.

Zwischen Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt