Es fiel ihr schwer sich nicht auf ihrem Weg zu Nox umzudrehen. Es fühlte sich seltsam an, beinahe als sei alles wie früher. Wären da nicht Lumens Augen, die sie die ganze Zeit schon in ihrem Nacken spürte.
Der Junge führte sie wieder ein Stück den Berg hinab, dann jedoch verließen sie die Hauptstraße und betraten das verworrene Gewirr von Gassen. Alles, was sie von ihm sehen konnte war sein Hinterkopf. Es war schon seltsam, wie Nox genau gewusst hatte, was zu tun war, während sie einfach ratlos danebengestanden war. Nun war sie also auch ihm zu Dankbarkeit verpflichtet.
Elias, wie er sich vorgestellt hatte, schien indes genau zu wissen wohin er wollte. „Zu wem bringst du uns?", erkundigte sich Nox plötzlich hinter ihr, als sie vor einem schmalen, dunklen Eingang stehen blieben.
Es gefiel dem Mädchen nicht dem Fremden blind in den Untergrund zu folgen; ein Ort an dem sie nicht mehr entkommen konnte. Unter der Erde begraben. Dann jedoch, viel schneller als sie wollte, war sie ihm und Nox schon gefolgt; auch Lumen blieb eng bei ihnen.
Die Treppe erinnerte das Mädchen an den Eingang in die Katakomben, durch den sie nach Nivie gekommen war. Als sie jedoch die letzte Stufe hinter sich ließen, erblickte sie einen hohen Raum, viel weitläufiger und schöner als sie erwartet hatte. Doch auch hier hatte die Zeit ihre Spuren hinterlassen.
Die Wände schienen kahl, alt und vergilbt; außerdem lag Staub und Sand in der Luft, der offenbar von einem klaffenden Loch etwas weiter hinten im Raum kam. Außerdem schien alles feucht und Moder und der unangenehme Geruch von Schweiß stieg in ihre Nase.
Interessiert öffnete sie schon den Mund um danach zu fragen, dann jedoch entschied sie sich anders und blieb still. Sie würde womöglich noch genug Möglichkeiten haben jemanden danach zu fragen.
Doch sie blieben nicht in diesem Raum; stattdessen steuerte der Unbekannte direkt auf eine weitere Lücke zu, die sie in einen noch engeren, dunklen Gang führte. Als sie dem Jungen folgte wandte sie sich kurz zu Nox um, der ihr interessiert entgegenblickte. Seltsamerweise war sie froh darüber, dass er da war. Gleichwohl seine Anwesenheit alles zu verändern schien, als würde sie ein altes Paar Schuhe wieder anziehen.
Weiter voranschreitend blickte sich das Mädchen immer wieder um. Sie hätte nie gedacht, dass sie sich nochmals so fühlen würde wie in den Katakomben von Nivie. Doch dieser Ort machte der Dunkelheit und der Klaustrophobie tatsächlich Konkurrenz. Das einzige, was sie tröstete war, dass Fremde sich ganz offenbar in den Gängen bestens auskannte.
Amaria zuckte zusammen als ein Arm sie von der Seite packte und sich eine andere Person an ihr vorbei drängte. Halb fragte sie sich ob sie unachtsam war oder etwas verpasst hatte. Doch selbst als sie versuchte etwas in der Dunkelheit zu erhaschen konnte sie nichts erkennen. Stattdessen bemerkte sie nur eine schwarze Gestalt die an ihnen vorbeiglitt.
Für einen Augenblick standen sie noch still, dann bemerkte sie, wie der Andere sich voran bewegte und wieder folgte sie ihm. „Hier", bemerkte er dann wieder plötzlich und eine Tür öffnete sich scheinbar aus dem Nichts. Ein schmaler Strahl flackerndes Licht fiel über den kahlen Stein.
„Dad, ich hab da jemanden dabei, der mit dir sprechen möchte", warf Elias in den Raum und ein Mann, der hinter einem alt wirkenden, improvisierten Schreibtisch saß blickte hoch.
„Na dann kommt rein", bemerkte er überrascht blickte zu Amaria, die sich unmittelbar aufrichtete, bevor sie durch den niedrigen Türrahmen trat.
Sie bemerkte wie Nox ihr folgte, ebenso wie Lumen, der jedoch nur knapp durch die Tür huschte bevor Elias sie schloss. Für einige weitere Sekunden fragte sie sich, ob er dahinter warten würde, dann jedoch fiel ihr Lumens Blick auf und sie wandte sich zu dem Unbekannten.
DU LIEST GERADE
Zwischen Licht und Schatten
FantasyDie Welt ist gespalten zwischen vier Namen, vier Familien: Vertere, Travail, Prevoir und Pensee. Vier Familien, die das Land unter sich aufteilen und die Macht für sich beanspruchen. Weit davon entfernt wächst Alexei mit seiner Familie in einem kle...