Kapitel 45 - Nox

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Als er am nächsten Morgen die Augen aufschlug und sich den schmerzenden Rücken rieb wandte er sich augenblicklich um. Das erste was er erblickte war Amaria, die mit friedlichem Gesichtsausdruck immer noch tief und fest vor ihm zu schlafen schien.

Abwesend wandte er sich wieder ab und streckte sich nochmals. Er war sich sicher, dass sie dachte er hätte es nicht bemerkt, dass sie sich in der letzten Nacht noch an ihm vorbei geschlichen hatte. Doch er wusste es.

Das Licht, welches durch die teils gebrochenen, teils trüben Scheiben fiel erhellte den Raum nur spärlich, trotzdem konnte er nun einen viel besseren Blick auf seine Umgebung werfen als noch in der letzten Nacht. Am letzten Tag hatte er noch erwartet, dass sie ein Hotel gefunden hatten; nun jedoch sah es eher aus wie ein verlassenes Wohnhaus. Nachdenklich wanderte sein Blick wieder zu Amaria. Bei ihrem Weg hierher hatten waren sie an vielen Gebäuden vorbei gekommen die leer standen; viel mehr als in anderen Städten.

Der Junge biss sich auf die Lippe. Was sie wohl in der letzten Nacht getan hatte ... Nachdem sie gegangen war hatte er gezögert bevor er aufgestanden war, zu lange wie sich herausgestellt hatte denn als er dann die kalte Nacht wieder betreten hatte war sie bereits verschwunden.

Nach kurzer Zeit war er dann wieder zurück gegangen; sich sicher, dass sie bald zurückkommen würde und er sie danach fragen konnte. Doch irgendwann war er in der Dunkelheit dann doch eingeschlafen, ohne sie auf ihrem Weg zu bemerken.

Das Mädchen murrte leicht und drehte sich auf die andere Seite, langsam aber sicher aus ihrem dämmrigen Schlaf erwachend. „Guten Morgen Prinzessin", bemerkte er aus einer alten Gewohnheit heraus, das Grinsen, welches normalerweise die Worte begleitete blieb jedoch aus.

Seine Bemerkung ließ sie wieder murren, trotzdem richtete sie sich verschlafen auf und blickte ihn aus müden Augen an. Kurz dachte er sie würde ihn nicht erkennen, als wäre sie eine Spur weit enttäuscht, doch dann verschwand der Blick wieder und sie rieb sich über ihr Gesicht. Es hätte nicht deutlicher sein können, dass sie bei weitem noch nicht ausgeschlafen war. Trotzdem war das erste, was ihren Anblick deutlich auszeichnete und er verspürte einen Stich.

„Wie spät ist es?", nuschelte sie in ihre Hände und gähnte.

Obwohl sie es nicht sehen konnte zuckte er mit den Achseln. „Nicht später als Mittag", vermutete er einen Blick auf das Fenster werfend.

Für einige Zeit saßen sie einfach nebeneinander und als sie wieder gähnte stimmte er mit ein. Bildete er es sich nur ein oder war die Stille die sich ausbreitete angespannter als sonst? Als Nox bemerkte, dass er Amaria wieder anstarrte blickte er rasch nach unten.

Dann, nach einigen Sekunden wanderte sein Blick wieder zurück zu ihrem Gesicht. Schon wieder schien sie in die Leere zu starren. Still. Unsicher wandte er sich um und blickte auf die Wand die sie anstarrte.

Amaria, die seinen Blick offenbar bemerkt hatte erwiderte ihn und die Stille wurde noch angespannter.

„Was machen wir jetzt?", fragte er um das Thema zu wechseln. Er wollte nicht wieder über ihren neuen unsichtbaren Freund reden.

Das Mädchen nahm sich mit ihrer Antwort Zeit. Für einen Augenblick fragte er sich warum sie zögerte. Beinahe wollte er schon ein zweites Mal danach fragen, doch bevor er anfing, entschied die Andere doch etwas zu sagen.

„Du musst nicht mitkommen."

Ihre Worte irritieren ihn. Ihre Stimme klang seltsam in seinen Ohren nach. War sie schon immer so standfest und laut gewesen?

„Wir sind zusammen hier. Wo sollte ich denn schon anders hin?"

Obwohl er es nicht wollte erschienen Bilder vor seinem Kopf. Bilder des Wächters, der ihm erklärt hatte er würde seine Mutter kennen. Doch er kannte diese Menschen nicht. Amaria hingegen war immer an seiner Seite. Er schluckte leicht. „Ich bleibe hier."

Zwischen Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt