Kapitel 13 - Nox

5 0 0
                                    

„Nein", durchschnitt eine scharfe Stimme das regelmäßige Gewirr aus den Stimmen und Geräuschen des Gasthauses und ließ den Raum verstummen. Der schwarzhaarige Junge zuckte zusammen, blieb jedoch an Ort und Stelle, obwohl der starke Mann ihm bedrohlich nah gekommen war.

Als er ihn weiter schimpfte fuhr er sich kurz durch die kurzen, blonden Haare. „Raus hier. Hältst du mich wirklich für so dumm? Denkst du im Ernst nur weil du dir einen anderen Namen gibst würde ich dich nicht mehr erkennen?"

Seine Rage schien noch zu wachsen, als er ein weiteres Stück auf ihn zukam, sodass Nox und er sich nun beinahe berührten. Die Haut des Mannes war verschwitzt, er hatte den ganzen Tag lang gearbeitet und strahlte Hitze aus, beinahe war es als würde er in Flammen stehen.

Der Wirt schnaubte. „Das ist nicht nur dreist, das ist beleidigend meine Familie so auszunutzen. Und das macht dich nicht nur zu einem Lügner, sondern zu einem respektlosen Betrüger, solche Leute haben hier keinen Platz. Also raus!"

Nox schluckte und blickte ihn für einen weiteren Augenblick an, blieb jedoch wie versteinert stehen und tat weiterhin so als hätte er die Worte seines Gegenübers nicht vernommen. Ihm war peinlich bewusst, dass er in diesem Moment von allen im Raum angestarrt wurde. Vor einigen Minuten war er noch Luft für die anderen gewesen, wie die Luft die er atmete, unsichtbar. Doch nun war er zu ihrer persönlichen Einlage geworden und er musste keinen Moment darüber nachdenken, was ihm lieber war. Trotzdem blieb er an Ort und Stelle.

Dabei wollte er doch eigentlich gar nicht mit dem Mann streiten. Wäre sein Plan aufgegangen wäre er ihm hier gar nicht begegnet, nachdem er gestern schon dem Haus verwiesen wurde, war er heute zur Tochter des Wirts gegangen und hatte sich selbst als Neil vorgestellt.

Leider war gerade, als er Natalie davon überzeugt hatte, ihm für wenigstens einen Tag Obdach zu gewähren ihr Vater hereingekommen.

Und nun stand er da, starrte geradeaus in das Gesicht des wütenden Mannes und fragte sich, was er machen sollte. Wenn er ging stand er wieder vor der Tür in der Dunkelheit auf einer verlassenen Straße ohne Plan wohin er gehen sollte.

Doch bleiben konnte er ebenso nicht. Der Wirt würde nicht zulassen, dass er auch nur fünf weitere Minuten in diesem Gebäude blieb. Nicht solange er hier war. Der Junge atmete ein Mal tief ein und machte sich dann widerwillig auf den Weg Richtung Ausgang.

Als er über die Schwelle auf den kalten Stein der Straße trat gab es einen Knall und er spürte den Luftzug der zugeschlagenen Tür in seinem Rücken. Der Junge erschauerte von einem jähen Windstoß, der durch die Straßen fegte und sah die dunkle Gasse auf und ab, jedoch konnte er keine andere Person erkennen.

Nox seufzte einmal schwer und ging dann unschlüssig in die eine Richtung los nur um nach wenigen Schritten umzukehren und in die andere Richtung zu laufen.

Mit zusammengebissenen Zähnen auf den Boden stierend erregten zwei Travail, zumindest ihrer Kleidung und ihres Auftreten nach zu urteilen, seine Aufmerksamkeit. Leise tuschelten sie vor sich hin, trotzdem konnte Nox ihre Worte durch die Stille Gasse verstehen. Zu seiner Verwunderung unterhielten sie sich über den Tod des Trägers, Henry Travail.

Immer noch unbemerkt ließen die drängenden Worte des kleineren Mannes ihn erstarren. Er wurde ermordet?, wiederholten sich die Aussage wieder und wieder, bis sich ihr etwas anderes anschloss.

„Ja", bestätigte er die Worte seines Begleiters. „Und weißt du was? Die Tochter der Vertere soll auch da gewesen sein. Man hat gesehen wie sie aus dem Haus geflüchtet ist." Der Blick des Travail, der wieder auf die Straße blickte, stutzte. „Hey!", rief er und kam Nox dabei ein kleines Stück näher.

Zwischen Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt