Kapitel 79 - Alexei

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Als er wieder das Sonnenlicht betrat verharrte er kurz, geblendet von der Helligkeit, bevor er, immer noch blind, weiterging; ohne sein Ziel zu kennen. Ohne es zu wollen machte sein eines Bein einen Satz vorwärts, ohne es zu wollen und er fing sich unsicher auf. Alexei schüttelte den Kopf. Seine Gedanken schienen zu schreien und alles Andere um ihn herum auszublenden.

Unsicher sah er sich um, froh darüber, dass niemand in seiner Umgebung war. Die Augen aufgrund des Lichts zu schmalen Schlitzen verengt blickte er zurück in die Dunkelheit. Irgendwo dort befand sie sich.

Instinktiv wich er noch ein Stück zurück und wandte sich dann wieder ab, den Weg in eine andere Richtung fortsetzend. Zuerst schien er gar nicht richtig wahrzunehmen wohin es ihn verschlug, dazu waren seine Gedanken noch viel zu ungeordnet und wirr, doch dann hielt er erneut inne, als er beinahe gegen eine andere Person stieß.

„Ezra?", stieß er verwirrt aus, als er sie erkannte. Das Mädchen saß zu einer beinahe perfekten Kugel zusammengerollt auf dem Boden vor der Hauswand. Sobald sie ihm ihr Gesicht zuwandte stellte er fest, dass es rot und geschwollen wirkte, ihre Augen waren blutunterlaufen.

Als sich ihre Blicke trafen wich sie zuerst ein kleines Stück zurück, dann jedoch schluchzte sie nur und vergrub ihr Gesicht in den Armen.

Alexei beobachtete sie für eine Weile, nicht recht wissend, wie er reagieren sollte. Er wusste genau was sie beschäftigte, sie hatte auch ihm ein Loch in die Brust gesprengt.

Er entschied sich dazu nichts zu sagen. Stattdessen ließ er sich an eine Hauswand fallen und sackte dann zusammen und setzte sich neben sie, als würden seinen Beinen mit einem Mal alle Kräfte entzogen werden.

Die Minuten verstrichen in denen sie einfach nebeneinander saßen, der Junge und das Mädchen und der Junge sich zu fragen begann warum ihm nicht auch die Tränen kamen. War er so herzlos geworden?

Als er ein Geräusch aus nicht allzu weiter Ferne hörte blickte er rasch auf, in der Hoffnung es war nicht seine Mutter, die ihnen hinterher kam. Kaum hatte er den Gedanken in seinem Kopf beendet durchfuhr ihn ein weiterer Schock. Wie konnte er überhaupt so etwas denken?

Gleichsam, schloss die erste Stimme in seinem Kopf. Sie hätte ihnen nachlaufen können. Sich entschuldigen können. Ihnen sagen, sie habe alles davon nicht wirklich so gemeint.

Erst als sein Blick zurück zu dem Stein in der Mauer gegenüber wanderte, den er die letzte Zeit so interessiert angeschaut hatte, bemerkte er, dass die andere ebenfalls in die Richtung blickte, aus der das Geräusch gekommen war.

Für einige Augenblicke schien sie noch an ihm vorbei zu starren, dann trafen sich wieder ihre Blicke.

Die Trägerin schluckte. „Ich gehe zurück nach Raviar", sagte sie leise. Seltsamerweise wirkte ihre Stimme beinahe normal, was gar nicht zu ihrem Gesicht passte.

Ohne zu antworten starrte er sie kurz an. Erst als in ihrem Gesichtsausdruck ein Hauch von Besorgnis und Schuld erschien, also nickte er rasch.

Für einen Augenblick zuckte ein Lächeln über ihr Gesicht, doch es war so schnell verschwunden, dass der Junge nicht genau wusste, ob er es sich nur eingebildet hatte.

„Wann?"

Sie zuckte leicht mit den Achseln. „Sofort", schlug sie vor und brachte etwas hervor, was nach einer Mischung aus Lachen und Schnauben klang.

Wieder legte sich Stille in die Runde in der Alexei nach einer Weile wieder begann auf den Stein vor sich zu starren. Seine Gedanken wanderten wieder zu seiner Mutter, bevor ihm etwas anderes in den Sinn kam. Wenn Ezra zurückging, was sollte er dann tun?

Zwischen Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt