Als die Sonne langsam hinter dem Horizont versank tauchte sie den ganzen Himmel in feuriges rot, sodass selbst die Wolken zu strahlen schienen. Alexei jedoch sah nichts von der Schönheit des Himmels, denn er war gerade mit ein paar aufmüpfigen Gästen beschäftigt, die fanden, dass ihr Essen zu versalzen war und nicht bezahlen wollten.
Tatsächlich hatte er die beiden gerade erwischt, wie sie einfach gehen wollten. Mittlerweile wünschte er sich jedoch er hätte es einfach ignoriert denn nun war er in eine scheinbar endlose Diskussion verstrickt in der ihm der kleine Mann ihm erklären wollte aus welchen Gründen er recht hatte.
Der Junge seufzte, starrte einfach nur noch auf den beachtlichen Schnauzer des Mannes und ließ die Tirade über sich ergehen, denn er war einfach viel zu müde für eine solche Auseinandersetzung.
Es war noch nicht einmal eine Woche vergangen, da sich seine Mutter in der Nacht vor ihm einfach in Luft aufgelöst hatte. Daraufhin hatte er in den letzten fünf Tagen alles daran gesetzt mehr herauszufinden und deshalb nicht besonders viel Schlaf gefunden. Leider hatte er nichts entdeckt, was auch nur ansatzweise eine Hilfe sein würde, obwohl er beinahe schon alle auch nur denkbaren Kisten aus der Zeit bevor sie den Gasthof gegründet hatten durchsucht hatte.
Vielleicht sollte ich es nochmal auf dem Speicher probieren, schoss es ihm durch den Kopf, als der Mann gerade auf seine Rechte aufmerksam machte. Als würde sich auch nur irgendein Richter dafür interessieren, ob er seine Kartoffeln bezahlte oder nicht.
Der Junge beschloss, dass es ohnehin keinen größeren Sinn hatte weiter mit dem, zugegebenermaßen sehr wortgewandten Mann und seiner stets nickenden Frau weiter zu diskutieren und hoffte, als er sie gehen ließ, dass sie einfach nicht mehr herkommen würden, denn bevor sein Vater wieder zurückkam wollte er unbedingt noch einmal im Speicher nach einer Kiste suchen, die er vielleicht noch übersehen hatte.
Als sein Vater gesehen hatte, was er stundenlang allein in seinem Zimmer machte, war er sehr wütend geworden und hatte gemeint wenn er ihn noch einmal dabei erwischen würde, würde er alles so verstecken, das er es nicht wieder finden würde. Alexei wusste nicht wie viel Wahrheit in dieser Drohung steckte, das einzige was er machen konnte war vielleicht den Speicher abzusperren, doch er wollte es nicht darauf ankommen lassen, also hatte er seine Recherchen größtenteils in die Nacht verschoben. Oder auf Zeiten wie jetzt, da sein Vater nicht im Haus war.
Er konnte es nicht hinnehmen, wie es ihm sein Vater geraten hatte. Was an diesem Tag passiert war ließ ihm keine Ruhe, er wollte sich nicht zurücklehnen und nichts tun. Schließlich war er es gewesen, der zuerst mit dem zwielichtigen Blauäugigen geredet hatte, der wie er vermutete nachts wiedergekommen war.
Natürlich, er hatte das Gesicht der Gestalt, der er in der Küche begegnet war nicht gesehen doch es schien die einzige Lösung zu sein die für ihn Sinn ergab. Warum hatte sein Vater ihn sonst weggeschickt? Seine Mutter hatte den Mann gekannt und sein Vater womöglich auch.
Dies bedeutete jedoch, dass seine Eltern beide zuvor mit Magie Kontakt gehabt hatten und davon musste doch zu in den zahlreichen Erinnerungsstücken seiner Mutter etwas zu finden sein.
Alexeis Gedanken drehten sich wie schon so oft in den letzten Tagen scheinbar endlos im Kreis, als er die verbliebenen Teller, die das Paar zurückgelassen hatte aufsammelte und rasch in die Küche brachte. Dann hastete er die Treppen hinauf, doch auf dem Weg durch den Gang erhaschte er einen kurzen Blick ins Schlafzimmer seiner Eltern.
Unsicher blieb er stehen und blickte für einen Moment durch die offene Tür. Die Abendsonne, die durch das Fenster schien ließ den ganzen Raum in einem dunklen rot leuchten. Sein Blick wanderte über die Wände zum Schrank und schließlich zu der kleinen Kommode, die auf der Seite stand, wo seine Mutter stets gelegen hatte.
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Zwischen Licht und Schatten
FantasíaDie Welt ist gespalten zwischen vier Namen, vier Familien: Vertere, Travail, Prevoir und Pensee. Vier Familien, die das Land unter sich aufteilen und die Macht für sich beanspruchen. Weit davon entfernt wächst Alexei mit seiner Familie in einem kle...