Kapitel 68 - Alexei

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Als Ezra ihn am nächsten Morgen weckte, indem sie ihn an der Schulter unsanft wachrüttelte schienen für ihn nur ein paar Sekunden vergangen zu sein. Stöhnend setzte er sich auf und brauchte einen Moment, bis er sich erinnerte, wo er sich befand. Für ihn fühlte es sich jedes Mal, wenn er erwachte so an, als wäre es seine Schwester, oder sein Vater, die ihn ermahnten aus dem Bett zu kommen.

„Was ist?", fragte er gähnend.

Ezras Augen erschienen in der Dunkelheit unmenschlich groß. „Wollen wir los?", stellte sie eine Gegenfrage und lächelte.

Alexei gähnte nochmals, dann nickte er und stand auf.

Als sie aus der Scheune traten stach dem Jungen die kalte Morgenluft entgegen. Knapp hinter ihm folgte Ezra, die rasch einen Blick auf die Taschenuhr warf, bevor sie sich in eine Richtung wandte und sie ihre Reise begannen.

Während sie einen Fuß vor den anderen setzten, schienen die Stunden an ihnen vorbei zu streichen, wie die Steine am Wegrand, die vorbeizogen. Umso länger der Junge auf den Beinen war, desto mehr spürte er die Strapazen der letzten Tage in seinen Knochen sitzen. Er wusste, sie waren noch nicht sonderlich weit gekommen, da schmerzten seine Glieder schon und er sehnte sich bereits danach sich wieder hinzusetzten.

Nach einer Weile begann auch sein Magen zunehmend zu knurren, doch statt zu fragen zog er im vorbeigehen an einem Baum mit Äpfeln und aß diese während sie weiterliefen.

„Hast du keinen Hunger?", erkundigte sich Alexei schließlich doch, als sie ein anderes Dorf erreichten.

Ezra, die gerade an der improvisierten Verband herum zupfte blickte auf. „Wir sollten etwas essen ja." Sie nickte und sah sich um. „Wohin möchtest du gehen?"

Alexei zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung."

Für einen Augenblick standen sie noch da, dann wanderten sie weiter.

Der Blick des Jungen haftete auf der glänzenden Taschenuhr. „Warum benutzt du ihn nicht?", erkundigte er sich und verwies auf den goldenen Gegenstand.

Ezra lachte. „Dafür hast du ihn benutzt? Um nach essen zu suchen?"

Der missbilligende Ton in der Stimme des Mädchens irritierte ihn. „Was ist daran falsch? Er führte mich bisher immer zum dem was ich brauchte."

„Du weißt aber, dass er eigentlich nicht dafür gedacht war."

Alexei biss sich auf die Unterlippe. „Wofür war er gedacht?"

Ezra lächelte schmal. „Man hat mir damals erzählt, dass er dazu da ist um verlorenen Seelen weiterzuhelfen." Sie zögerte. „Es war eins der letzten Dinge, die meine Mutter damals zu mir gesagt hat."

Unsicher blickte er sie von der Seite an, nicht recht wissend, was er darauf erwidern solle. Es war dasselbe, was Uriah ihm erzählt hatte. Warum führte ihn die Uhr dann nicht direkt zu seiner Mutter sondern hatte ihn zu der Trägerin geführt? Mit den Gedanken bei Uriah stellte sich ihm eine neue Frage. Er schluckte. „Ezra?", begann er langsam. „Darf ich dich etwas fragen?"

Er bemerkte, wie Ezra ihn von der Seite ansah, dann nickte sie.

„Warum hast du ihn nicht mitgenommen, als du gegangen bist?"

Die Trägerin ließ sich Zeit mit ihrer Antwort, doch Alexei wartete die Stille ab. „Ich ... Ähm ...", begann sie, doch brach gleich wieder ab.

Verwirrt blickte Alexei auf. Es war das erste Mal, dass das Mädchen unsicher klang und offenbar einige Sekunden brauchte um ihre Gedanken zu sortieren.

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