Kapitel 67 - Ezra

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Sie war Alexei unglaublich dankbar, dass sie sich nochmals ausruhten, bevor sie aufbrachen. Obwohl sie wusste, dass seit der Auseinandersetzung mit dem Mann schon einige Zeit vergangen sein müsse, schmerzten ihre Glieder immer noch von den Anstrengungen. Sie schien so weit gelaufen zu sein, wie noch nie in ihrem Leben zuvor. Zumindest fühlte es sich so an.

Als sie sich neben Alexei auf den Strohhaufen setzten, schien sie sich das erste Mal seit langer Zeit zu entspannen. Leicht seufzend schloss sie die Augen. Sie wusste, dass der Junge neben ihr sie in eben diesem Moment beobachtete, also drehte sie sich auf die Seite, sodass er ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte und tat so, als würde sie schlafen.

Es gefiel ihr nicht, dass er ihr immer noch so fremd schien. Sie bemerkte seine Unsicherheit, die er in allem ausstrahlte, was er tat, doch trotzdem. Kannte er wirklich die Frau, nach der sie sich jeden Tag ihres Lebens gesehnt hatte?

Ihre Hand wanderte zu ihrer Brust und umfasste den Talisman, doch als sie ihre Hand zurückzog stieß sie an die kalte Hülle der Taschenuhr. Tief in ihr regte sich das Verlangen danach ihn zu öffnen und einfach ihrer Richtung zu folgen. Immer weiter rannte und herausfand, wohin sie sie führen würde.

Sie wusste, dass es kindisch war, doch früher als sie noch jünger war hatte sie manche Nächte damit verbracht aus dem Fenster zu steigen und einfach der Richtung zu folgen in die sie ihn wies. Zu diesen Zeiten hatte sie sich ihrer Mutter immer näher gefühlt als sonst. Näher als allen anderen ihrer Familie. Sie war nie streng gewesen. Sie hatte sie nie zu irgendetwas gezwungen, nicht so wir ihr Vater, der sie tagein tagaus immerzu damit quälte eine Trägerin zu sein.

Während der Schlaf sie mehr und mehr einhüllte wie eine warme Wolldecke wanderten ihre Gedanken zurück an das Haus der Wächterin und dem Mädchen lief ein jäher Schauder über den Rücken. Erneut erschien die aufgetretene Tür vor ihrem inneren Auge. Und das Gemälde, deren übrig gebliebene Fetzen noch seitlich im Rahmen hingen.

Zwischen Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt