Kapitel 50 - Ezra

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Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie sie seinen letzten Gegner aus dem Ring trugen. Er hatte übel mit ihm mitgespielt, doch sie würde keine Probleme mit ihm haben. Sie hatte ihn schon oft beobachtet.

Bei ihrem ersten Kampf war sie unabsichtlich mitten ins Geschehen geraten. Sie hatte zuvor nur ein paar Mal gekämpft. Ihr Vater hatte sie zwar stets ermahnt, dass sie ihre Herkunft nicht vergessen sollten, doch sie hatte ihn nie ernst genommen. Nun verstand sie, warum es die Vertere problemlos so weit gebracht hatten, denn mit ihrer Gabe war es nur zu einfach die Kämpfe zu gewinnen.

Mittlerweile jedoch versuchte sie jedoch sich nicht mehr nur darauf zu verlassen, dass sie ein Träger war. Nicht jetzt, da so viele Vertere in der Stadt waren. Allein der Gedanke daran einer könnte ihr in diesem Augenblick zusehen trieb ihr ein flaues Gefühl in den Magen, doch sie konnte sich nicht verstecken. Sie würde sich nicht verstecken. Sie war ohnehin schon weit genug gelaufen.

„Das ist ein Witz oder?", brüllte der Magier vor ihr. Das Lachen war ihm offenbar vergangen und er sah sich um, ob nicht doch ein anderer sich erbarmen würde um sie abzulösen. Doch niemand rührte sich, das einzige was zu hören war, war das monotone Summen der Menschen um sie herum.

Der Mann vor ihr wandte sich ab und begann zu prahlen und sie zu belächeln. Ezras Kiefer verspannte sich und die Hand um den Griff des Rapiers wurde weiß. Es gefiel ihr nicht, dass er sich über sie lustig machte. Ein Schwall von Wärme schien sich gegen das Mädchen zu drücken. Der Sand unter ihr schien zu glühen. Sie hätte nicht erwartet, dass es hier noch wärmer sein würde, als der kaum vorhandende Platz zwischen den verschwitzten Zuschauern.

Bevor sie es sich zweimal überlegt hatte sprang sie mit zwei schnellen Schritten nach vorn und das Metall in ihrer Hand blitzte durch die Luft zwischen ihnen. Starr blieb der Mann für einen Moment stehen, bevor er langsam die Hand hob, sich über die Wange strich und dann die rote Schmiere auf seiner Hand anblickte.

„Willst du weiterhin nur dastehen und warten, bis ich fertig bin, oder rennst du gleich weg, wie ein kleines Kind?", zischte das Mädchen wütend. Ezra hielt ihre Stimme leise, laut genug, damit er es hörte, doch nicht die anderen um sie herum. Einen weiteren Augenblick starrte er auf seine rote Handfläche, dann blitzten seine Augen zu ihr. Er war wütend. Gut. Es würde leichter sein ihn zu besiegen, wenn er wütend war.

Wie ein wildes Tier brüllend, kam er auf sie zugerannt, zog sein Schwert und ließ es auf sie zurasen. Das Mädchen hörte und spürte, wie es die Luft neben ihr durchschnitt. Hätte sie auch nur eine Sekunde länger gezögert, würde es nun schlecht für sie aussehen, doch sie sprang zur Seite und zog dann ihre Klinge nach oben.

Der Mann schlug mit einer solchen Wucht zu, dass sie die Erschütterung in ihrem ganzen Körper wahrnahm. Ihre Hand wurde zurückgeschlagen und ihr eigenes Rapier streifte ihren Oberarm. Erschrocken umfasste sie mit ihrer zweiten Hand die Klinge und fing den nächsten Schlag mit beiden Armen ab. Sie wusste, würde ihre Hand nicht durch das dicke Leder verdeckt werden, hätte sie nun ganz andere Probleme, doch in diesem einen Augenblick hatte sie nur Augen für die Stelle, an der die Klingen sich getroffen hatten.

Besorgt starrte sie auf das Metall und fragte sich, wie vielen Schlägen dieser Art das Rapier standhalten würde. Dann jedoch erinnerte sie sich daran, wie sie die Klinge einst wütend in den Boden gerammt hatte. Es war stabiler, als es schien.

Als der Mann weiter wütend auf sie einschlug wich sie immer weiter zurück und biss wütend die Zähne zusammen. Langsam hatte sie genug von der rohen Brutalität des Magiers. Er versuchte nicht einmal auch nur den Hauch von Magie zu zeigen. Doch sie wusste, dass er es konnte. Sie hatte es gesehen.

Zwischen Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt